Reisebüros holen Lufthansa auf den Boden  

erstellt am
07. 10. 04

Reisebüros klagen Lufthansa vor dem Kartellgericht
Wien (pwk) - Der bereits seit Monaten andauernde Streit zwischen der Lufthansa und den österreichischen Reisebüros hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach laufenden Provisionskürzungen seitens mehrerer Fluggesellschaften im Lauf der vergangenen Jahre hat die Lufthansa als erste Airline in Österreich angekündigt, ab 1. November d.J. überhaupt keine Provision für den Ticketverkauf an die Reisebüros zahlen zu wollen. Diesen Schritt wollen die heimischen Reisebüros keinesfalls hinnehmen. In einer Sitzung des Fachverbandes am Mittwoch (06. 10.) Nachmittag einigten sich die Spitzenvertreter der Branche einstimmig auf eine Klage vor dem Kartellgericht.

"Wir nehmen die Verantwortung gegenüber unseren Kunden wahr und verlangen, dass ihnen beim Ticketkauf keine höheren Kosten als bisher entstehen dürfen", erklärte der Obmann des Fachverbandes der Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich, Edward Gordon, im Anschluss an die Sitzung. An der Sitzung nahmen Vertreter aus allen Bundesländern teil.

Nach den Vorstellungen der Lufthansa wären die Reisebüros künftig nicht mehr für die Fluglinie tätig, sondern müssten als selbständige "Dienstleister im Auftrag des Kunden" einen entsprechenden Kostenbeitrag für die Ticketausstellung beim Kunden einheben. Die Reisebüros vertreten jedoch die Auffassung, dass sie weiterhin durch den Verkauf der Flugtickets Leistungen für die Fluggesellschaft erbringen, die selbstverständlich vergütet werden müssen. Die mit einem Ticketverkauf zusammenhängenden direkten Kosten sollen den Reisebüros von den Airlines auch ersetzt werden. Zusätzlich tragen die Reisebüros auch das Ausfallsrisiko: Zahlt ein Kunde das Ticket nicht, haftet das Reisebüro dafür.

"Die Reisebüros betrachten sich nach wie vor als Handelsvertreter und wollen daher auch die entsprechende Vergütung ihrer Arbeit - und da gilt es, jetzt ein eindeutiges Signal zu setzen", fasst der Sprecher der heimischen Reisebüros die Forderung der Branche zusammen.

Die Lufthansa habe zwar in der Zwischenzeit ein Angebot unterbreitet, doch enthält dieses nach Ansicht Gordons nur kurzfristige Maßnahmen: "Spätestens ab 2006 würden wir wieder vor dem gleichen Problem stehen".
     
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