Reisebüros klagen Lufthansa vor dem Kartellgericht
Wien (pwk) - Der bereits seit Monaten andauernde Streit zwischen der Lufthansa und den österreichischen
Reisebüros hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach laufenden Provisionskürzungen seitens mehrerer
Fluggesellschaften im Lauf der vergangenen Jahre hat die Lufthansa als erste Airline in Österreich angekündigt,
ab 1. November d.J. überhaupt keine Provision für den Ticketverkauf an die Reisebüros zahlen zu
wollen. Diesen Schritt wollen die heimischen Reisebüros keinesfalls hinnehmen. In einer Sitzung des Fachverbandes
am Mittwoch (06. 10.) Nachmittag einigten sich die Spitzenvertreter der Branche einstimmig auf eine Klage
vor dem Kartellgericht.
"Wir nehmen die Verantwortung gegenüber unseren Kunden wahr und verlangen, dass ihnen beim Ticketkauf
keine höheren Kosten als bisher entstehen dürfen", erklärte der Obmann des Fachverbandes der
Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich, Edward Gordon, im Anschluss an die Sitzung. An der Sitzung
nahmen Vertreter aus allen Bundesländern teil.
Nach den Vorstellungen der Lufthansa wären die Reisebüros künftig nicht mehr für die Fluglinie
tätig, sondern müssten als selbständige "Dienstleister im Auftrag des Kunden" einen entsprechenden
Kostenbeitrag für die Ticketausstellung beim Kunden einheben. Die Reisebüros vertreten jedoch die Auffassung,
dass sie weiterhin durch den Verkauf der Flugtickets Leistungen für die Fluggesellschaft erbringen, die selbstverständlich
vergütet werden müssen. Die mit einem Ticketverkauf zusammenhängenden direkten Kosten sollen den
Reisebüros von den Airlines auch ersetzt werden. Zusätzlich tragen die Reisebüros auch das Ausfallsrisiko:
Zahlt ein Kunde das Ticket nicht, haftet das Reisebüro dafür.
"Die Reisebüros betrachten sich nach wie vor als Handelsvertreter und wollen daher auch die entsprechende
Vergütung ihrer Arbeit - und da gilt es, jetzt ein eindeutiges Signal zu setzen", fasst der Sprecher
der heimischen Reisebüros die Forderung der Branche zusammen.
Die Lufthansa habe zwar in der Zwischenzeit ein Angebot unterbreitet, doch enthält dieses nach Ansicht Gordons
nur kurzfristige Maßnahmen: "Spätestens ab 2006 würden wir wieder vor dem gleichen Problem
stehen". |