Möbelindustrie entdeckt den Osten  

erstellt am
06. 10. 04

Exporte in neue Mitgliedsländer der EU stiegen 2003 um 20 Prozent - Branche erwartet heuer wieder Produktionszuwächse
Wien (pwk) - In der heimischen Möbelindustrie herrscht zur Zeit Optimismus. Die Hersteller von Stühlen, Sofas, Schreibtischen, Regalen und Kästen sehen sich vor deutlich volleren Auftragsbüchern als in der ersten Jahreshälfte. Daher erwarten sie für das laufende Jahr auch wieder einen Anstieg der Produktion, geht aus einem Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Auftrag der Möbelindustrie hervor. "Die Stimmungslage hat sich im dritten Quartal gegenüber dem zweiten dramatisch verbessert", bestätigt Markus Wiesner, Vorsitzender des Verbands der Möbelindustrie und Chef des oberösterreichischen Büromöbelherstellers Wiesner-Hager.

Im abgelaufenen Jahr 2003 hat die Branche mit ihren 70 Betrieben und rund 10.500 Mitarbeitern Möbel im Wert von 2,27 Mrd. Euro produziert. Das war ein deutliches Plus von 5,7 Prozent nach einem kleinen Zuwachs 2002 und stagnierenden Produktionsziffern in den Jahren davor. Auch für heuer erwartet Wiesner ein Wachstum der gesamten Industrie, im kommenden Jahr sogar eine Verstärkung des Trends.

Der Großteil der Zuwächse stammt dabei aus dem Export und hier vor allem aus den östlichen Nachbarländern. Generell stiegen die Exporte 2003 um 4 Prozent auf 1,23 Mrd. Euro. Die beiden größten Absatzmärkte für die Möbelindustrie sind nach wie vor Deutschland, wo im Vorjahr ein Plus von 2,7 Prozent auf 610,3 Mio. Euro verzeichnet wurde, gefolgt von Italien, wo ein Plus von 7,9 Prozent auf 104,8 Mio. Euro erzielt wurde. Die Lieferungen der Branche in die EU-15 stiegen im Vorjahr in Summe allerdings nur um 1 Prozent auf 860,3 Mio. Euro.

Kräftig nach oben gingen dagegen die Exporte in die neuen Mitgliedstaaten, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. In Summe wurden 2003 Möbel im Wert von 175,9 Mio. Euro in die Erweiterungsländer ausgeführt, um ein Fünftel mehr als 2002. Das führende Abnehmerland ist Ungarn mit einem Volumen von rund 100 Mio. Euro, gefolgt von Polen mit 27,8 Mio. Euro und der Slowakei mit knapp 22 Mio. Euro.

Die Möbelimporte stiegen 2003 nur geringfügig um 0,8 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Die Importe aus den EU-15-Ländern gingen sogar um 3,5 Prozent zurück. Aus den neuen EU-Ländern wurden dagegen im Vorjahr Möbel im Wert von 265 Mio. Euro importiert, um 11,8 Prozent mehr als 2002. Wiesner führt dies zum Teil auf den Import von österreichischen Beteiligungsfirmen - vor allem Büromöbelhersteller wie bene oder Wiesner-Haager kooperieren mit Unternehmen im Osten - aber auch von Möbelteilen, die hier weiterverarbeitet werden, zurück. Großräumige Verlagerungen der Produktion in den Osten sieht er allerdings nicht.

Im Bereich Büromöbel erwartet Wiesner nach den Schwierigkeiten der Branche in den späten 90er Jahren, langsam eine Stabilisierung der Lage und ab 2005 wieder ein Wachstum. Probleme bereiten den Unternehmen derzeit die anziehenden Stahlpreise, die in einzelnen Segmenten der Büromöbelindustrie zu Kostensteigerungen je nach Produktgruppe von 4 bis 10 Prozent geführt haben.
     
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