Tunnelanstich für neuen Bauabschnitt - Nach Fertigstellung der U2
bis Aspern profitieren 200.000 WienerInnen
Wien (rk) - Die Rohbauphase der U2-Verlängerung geht nun in die 2. Halbzeit. Im Bauabschnitt
Praterstern ist der Bau des Stationsschachtes nun soweit fortgeschritten, dass mit dem unterirdischen Tunnelvortrieb
begonnen werden kann. Der neue, rund 600 Meter lange Streckenabschnitt erstreckt sich vom Praterstern bis in die
Ausstellungsstraße und ist Teil des vier Kilometer langen U2-Teilstücks zwischen Schottenring und Ernst-Happel-
Stadion. Einer alten Bergbautradition folgend nahmen den Tunnelanstich Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder und
als Tunnelpatin Vizebürgermeisterin Grete Laska vor.
Die Anfang 2003 begonnenen Arbeiten an der U2-Verlängerung liegen voll im Plan, und die neue U2 wird schon
ab 10. Mai 2008 - das ist rund ein Monat vor dem Anpfiff zur Fußball- Europameisterschaft in Wien - bis zum
Stadion fahren. Nur ein Jahr später folgt dann die Eröffnung der Stationen bis in den 22. Bezirk nach
Aspern.
U-Bahn Anschluss für 200.000 WienerInnen, enorme Impulse für die Wirtschaft
Von der Verlängerung der U2 profitieren zwei der wachstumsstärksten Bezirke Wiens - die Leopoldstadt
und die Donaustadt. "Wir verbessern damit das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln für insgesamt
200.000 Menschen - viele davon sind Jungfamilien mit Kindern, die im 22. Bezirk, dem größten Bezirk
Wiens leben", so Vizebürgermeister Rieder. "Zusätzlich bringt der U-Bahnbau für die beiden
Bezirke einen enormen Entwicklungsschub, wie das Beispiel des Gebietes um den Prater zeigt. Mittlerweile zählt
dieser Stadtteil zu den dynamischten Wiens. Durch den Ausbau der MesseWienNeu, der Verlängerung der Linie
U2, dem Prater- Konzept und den Investitionen privater Unternehmen, entsteht gleichsam ein neues Stadtviertel mit
neuen U-Bahn Stationen, Hotels, Büros, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Experten schätzen,
dass die privaten und öffentlichen Investitionen bis 2010 in diesem Gebiet rund 800 Millionen Euro betragen
werden", so Rieder weiter.
Technische Meisterleistung: Ausgeklügeltes System zur Grundwasserabsenkung, Erdwärme für die
U-Bahn-Stationen
Die Tunnelröhren des aktuellen Bauabschnitts werden nach der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode
hergestellt. Dabei bauen große Tunnelbagger den Boden Schritt für Schritt ab. Der Tunnel wird sofort
mit Spritzbeton, Gitterträgern und Baustahlgittern gesichert. Die Betonschale ist zwischen 20 und 30 Zentimeter
dick. Danach wird eine 40 Zentimeter starke Innenschale aus wasserdichtem Beton eingesetzt.
Eine der größten technischen Herausforderungen ist das Absenken des hohen Grundwasserspiegels, damit
die Tunnelröhren im Trockenen errichtet werden können. Dazu werden an beiden Seiten der Röhren sogenannte
Rohrbrunnen geschlagen, die den Wasserspiegel unter der Tunnelsohle halten. Das abgepumpte Wasser wird in den Donaukanal
geleitet.
Weiteres Novum: In der Station Praterstern und bei drei weiteren Stationen in Tieflage (Schottenring, Taborstraße
und Messe) wird erstmals Erdwärme zur Stationsheizung und Stationskühlung genutzt. Die Tunnelwände
und die Bodenplatte der Station dienen als Kollektoren. Mit Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen wird das
Temperaturniveau in den Stationen je nach Bedarf gehoben oder gesenkt. Diese revolutionäre Technologie ist
eine österreichische Neuentwicklung. Die U2 ist die erste U-Bahn der Welt, bei der diese Technologie angewandt
wird.
Zum Streckenverlauf des aktuellen Bauabschnitts U2/3 Praterstern
Tunnelanstich durch Vbgm. Dr. Sepp Rieder und Tunnelpatin Vbgm. Grete Laska, Foto: Pressefoto Votava -
Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (429 kB) Der Bauabschnitt U2/3 beginnt
im stadteinwärtigen Bereich des Pratersterns auf Höhe der Ausfahrt Nordbahnstraße unter der zu
unterquerenden U1-Trasse. Die beiden ca. 95 Meter langen eingleisigen Streckentunnelröhren vor der Station
Praterstern unterqueren nicht nur die bestehende U1-Trasse sondern auch den bestehenden ÖBB-Bahnhof Wien Nord.
Die Station Praterstern mit einer Länge von etwa 159 Meter liegt östlich des ÖBB-Bahnhofes Wien
Nord in 3-facher Tieflage und erstreckt sich vom ehemaligen Parkplatz bis in die Grünfläche der Venediger
Au.
Das Stationsgebäude wird zur Gänze in offener Bauweise errichtet. Vom stadteinwärtigen Bahnsteigende
führen drei Aufzüge zu einem neuen, unter dem Niveau liegenden Passagengeschoss und auch an die Oberfläche.
Zusätzlich gelangt man vom Mittelbahnsteig über feste Stiegenanlagen und drei Fahrtreppen ebenfalls in
das Passagengeschoss.
Die östlich des ÖBB-Bahnhofes Wien Nord an der Oberfläche zu errichtende Halle bildet den neuen
Hauptzugang zu den U-Bahnlinien U1 und U2 sowie zu der S-Bahn. Der Aufgang am Praterstern bildet in Zukunft eine
Einheit mit dem von der ÖBB neu gestalteten Bahnhof Wien Nord und ist gleichzeitig Schnittpunkt und Umsteigeknoten
zur bestehenden Linie U1 bzw. zu den S-Bahnlinien der ÖBB. Der transparente Stahlbau beherbergt neben den
Aufstiegshilfen einige Betriebsräume sowie infrastrukturelle Einrichtungen.
Am stadtauswärtigen Stationsende führen ein Aufzug und eine feste Stiege in einem Sicherheitsstiegenhaus
zum zweiten Aufgang zur Grünfläche der Venediger Au. In das Stationsgebäude integriert ist eine
etwa 60 Quadratmeter große Öffnung in der Tunneldecke, die Tageslicht direkt auf den Bahnsteig und in
das Stiegenhaus bringt.
Von diesem Bahnsteigende aus werden die Streckentunnelröhren mit einer Länge von ca. 348 Meter, die in
einem weitgezogenen Linksbogen die Venediger Au und die Ausstellungsstraße unterqueren, in bergmännischer
Bauweise angefahren. Dieser Streckenabschnitt erreicht kurz nach der Einmündung der Wolfgang- Schmälzl-Gasse
die Parallellage zur Ausstellungsstraße und die Bauabschnittsgrenze zur Station Messe.
Eckdaten zur Verlängerung der Linie U2
Die U2 ist derzeit 3,5 Kilometer lang und führt von Karlsplatz bis Schottentor. Mit der Verlängerung
bis nach Aspern kommen weitere 9 Kilometer dazu. Die neue U2 wird dann nach ihrer Fertigstellung eine Länge
von 12,547 Kilometer aufweisen und über insgesamt 17 Stationen verfügen. Sie verbindet acht Bezirke (1.,
2., 4., 6., 7., 8., 9. und 22.) und bietet Umsteigemöglichkeiten zu drei anderen U-Bahn-Linien (U1, U3 und
U4) sowie zwei Schnellbahnanschlüsse (Praterstern und Stadlau).
Die geplanten Eröffnungstermine: Das U2-Teilstück (Kosten: 700.00 Millionen Euro) vom Schottenring über
Taborstraße, Praterstern, Messe, Trabrennstraße bis zum Stadion wird im Mai 2008 eröffnet. Im
Jahr 2009 wird dann auch auf dem zweiten Teilstück bis Aspern (Stationen: Donaustadtbrücke, Seestern,
Stadlau, Hardeggasse, Donauspital, Aspernstraße) der Betrieb aufgenommen. Die Kosten für dieses Teilstück
betragen 500.000 Millionen Euro. In Summe werden in den Ausbau der U2 1,2 Milliarden Euro investiert.
Aktueller U1- und U2-Ausbau sichert insgesamt 34.000 Arbeitsplätze
Laut einer Untersuchung des Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts sichert eine Investitionssumme
von 72,6 Millionen Euro in den U-Bahnbau die Arbeitsplätze von 1.500 Beschäftigten. Rechnet man das gesamte
Investment von 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Linie U2 sowie die 530 Millionen Euro, die für den Ausbau
der Linie U1 zur Verfügung stehen, zusammen, so werden damit rund 34.000 Arbeitsplätze gesichert.
Beim U1- und U2-Ausbau sind im Jahr 2004 rund 5.700 Arbeitnehmer (U1: 2.700 und U2: 3.000) und 350 verschiedene
Unternehmen beschäftigt. Auf dem aktuellen Baulos arbeiten derzeit 100 Bauarbeiter, weitere 300 Personen sind
für Zulieferfirmen, wie Consulter, Transportunternehmen, Architekten etc. tätig. Im
Durchschnitt werden pro Baulos - vom Rohbau bis zum Innenausbau - Aufträge an 60 bis 70 verschiedene Unternehmen
vergeben.
Vom Wiener U-Bahn-Bau haben in den letzten Jahrzehnten mehr als 600 verschiedenste Firmen von Klein- und Mittelbetrieben
bis hin zu großen Baufirmen und Industriekonzernen profitiert. |