51. Fachtagung der österreichischen JugendamtspsychologInnen vom 6. bis 8. Oktober im Wiener
Rathaus
Wien (rk) - JugendamtspsychologInnen aus ganz Österreich treffen in den nächsten Tagen
zu ihrer jährlichen Fachtagung im Wiener Rathaus ein, die am 6. Oktober um 9.00 Uhr von Vizebürgermeisterin
Grete Laska eröffnet wird. Heuer steht die Familie im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Diskurses: Ist die
These von der Familie als Auslaufmodell zu halten, oder geht es vielmehr um familienergänzende und lebenslaufbegleitende
Infrastrukturen, um flexible Arbeitsbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Bereitschaft, Müttern
auch eine eigenständige Berufskarriere zu ermöglichen und eine aktive Vaterschaft strukturell zu unterstützen?
JugendamtspsychologInnen bieten Familien bei der Suche nach wirksamen Lösungen gesellschaftlicher oder persönlichkeitsbedingter
Schwierigkeiten ihre Hilfe an. Es gilt methodische und inhaltliche Herangehensweisen aufzuzeigen, die geeignet
erscheinen, zur Stabilität von Familienleben beizutragen.
Angestrebt: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Internationale Expertinnen und Experten stellen fest, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für
Frauen immer schwerer wird. Uta Meier von der Universität Gießen fordert, die Gleichwertigkeit von männlich
und weiblich bestimmten Tätigkeitsfeldern, Kompetenzen und Erfahrungen schrittweise durchzusetzen. Manfred
Auer von der Universität Innsbruck stellt in seiner Studie ungleiche Bedingungen und Konsequenzen für
Männer und Frauen fest, sowie die fehlende Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern.
Welche Methode hilft Familien im Konfliktfall?
Reiner Bastine von der Universität Heidelberg thematisiert die Konflikte, die sicher nicht dem Wunsch,
aber gewiss der Wirklichkeit in den meisten Familien entsprechen. Familienmediation hat sich in den letzten Jahren
gerade im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung sehr bewährt, andererseits stellt sich die Frage, ob es
sich nicht manchmal auch nur um ein in seiner Praxisqualität überschätztes Verfahren handelt. Gründe
für Nutzungsbarrieren und Lösungen für deren Überwindungen sollen bei dieser Tagung diskutiert
werden.
Familienträume einmal ernst genommen
Der Traum in der Familientherapie stellt eine Besonderheit dar, der bislang wenig Aufmerksamkeit gezollt
wurde. Michael B. Buchholz aus Göttingen zeigt, wie Träume zur fruchtbaren Verdeutlichung eines Konfliktthemas
beitragen können, wenn man nicht nur auf Inhaltliches eingeht, sondern auf die durch das Erzählen des
Traumes geschaffenen kommunikative Situation achtet.
Was macht unsere Kinder krank?
Hannes Brandau vom Universitätsklinikum Graz geht der Frage nach, in welchen Aspekten das Phänomen
der Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätsstörung (häufigste psychiatrische Störung im Kindesalter)
auf der Basis systemischer und evolutionärer Hypothesen erklärt werden könnte.
Die Wichtigkeit im Leben auch einen Sinn zu finden
Der Philosoph Johann Götschl von der Universität Graz sieht den Anstieg der Komplexität
und Dynamik im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung als Ursache für die Überforderung von
Familien. Er weist auf neue Zusammenhänge zwischen den Reifephasen, den Leistungsphasen und den Erfahrungsphasen
innerhalb des Konzepts der "bio-psycho-sozialen- Einheit" des Menschen zu sich selbst hin. Vor diesem
Hintergrund ist eine sensiblere und adäquatere Erfassung der Konstitution vom Sinn in offenen Sozialisations-
und Handlungsfeldern wichtig und notwendig. |