Im AGES-Backlabor werden die Backeigenschaften verschiedener Weizensorten
genau unter die Lupe genommen
Wien (ages) - Im Mittelalter wurden Bäcker, deren Brote zu klein geraten waren, kurzerhand “geschupft”
- sprich, sie wurden in einen Käfig gesetzt und mehrmals ins Wasser getaucht. Diese Strafe erlitten sie, auch
wenn sie sich aus heutiger Sicht nichts zuschulde kommen hatten lassen. Dann nämlich, wenn das Getreide, aus
dem das Mehl gemahlen worden war, über wenig bis gar keine Backeigenschaften verfügte.
Denn nicht jede Getreidesorte ist für die Lebensmittelerzeugung geeignet. Bei Weizen zum Beispiel wird je
nach Güte in Qualitäts-, Mahl- und Futterweizen unterschieden. Aus letzterem wird nie ein ordentliches
Semmerl werden. Die natürliche Verarbeitungsqualität von Getreide ist daher neben der natürlichen
Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten ein wesentliches Kriterium bei der Prüfung neuer Sorten. Diese Prüfung
findet an der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) statt:
Nur Sorten, die das mehrjährige Prüfverfahren überstanden haben, werden in die Österreichische
Sortenliste aufgenommen und dürfen somit hierzulande angebaut werden.
Teigprüfung und Backtest
An der Abteilung für technologische Wertprüfung des Instituts für Sortenwesen wird die Verarbeitungsqualität
von Brotgetreidesorten, hauptsächlich Weizen, nach bestimmten Standards untersucht. „Wir prüfen zum Beispiel
den Teig auf Parameter wie Entwicklungszeit, Stabilität oder Dehnfähigkeit“, sagt Manfred Werteker, Leiter
der Abteilung. Beurteilt wird unter anderem das Teigvolumen pro 100 Gramm Mehl. Je nach Weizensorte ergibt sich
dabei ein Schwankungsbereich zwischen 350 und 750 cm³. „Im Backlabor vollziehen wir einen gewerblichen Backprozess
für Semmeln nach.“ Beurteilt wird das optische Erscheinungsbild und das Volumen der fertigen Semmeln. Auch
hier zeigen sich je nach Weizensorte Unterschiede, die in der Praxis nur mit Backhilfsmitteln ausgeglichen werden
könnten. „Die Erhaltung und Entwicklung des Qualitätsniveaus bei zugelassenen Getreidesorten ist daher
nicht nur Voraussetzung für die wirtschaftliche Herstellung wesentlicher Grundnahrungsmittel, sondern kann
auch den Einsatz von Backhilfsmitteln minimieren“, sagt Werteker.
Gesunde Pflanzen für gesundes Brot
Zur regelmäßigen Abstimmung der Prüfkriterien werden im AGES-Backlabor in Anwesenheit von
Vertretern der Mühlen- und Backindustrie Backversuche durchgeführt und die Methodik diskutiert. Immerhin
ist die Backwarenindustrie auf Rohstoffe von hoher technologischer Qualität angewiesen. Mit der wissenschaftlich
basierten Prüfung und Auswahl gesunder und hochwertiger Pflanzensorten leistet die AGES daher einen wichtigen
Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit gesundem Brot und Gebäck. |