Molekulare Suche nach Strategie gegen Fehlsteuerung des Immunsystems
Braunschweig (pte) - Ein deutsches Wissenschaftler-Team sucht nach neuen Strategien gegen bronchiales
Asthma. Das Team möchte Moleküle finden, die fehlgeleitete Zellen des Immunsystems blockieren können.
Das BioProfil "Funktionelle Genomanalyse", eine Initiative von Forschungseinrichtungen und Biotechnologie-Unternehmen
der Region Braunschweig, Göttingen, Hannover, hat das Projekt zur Förderung durch das deutsche Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) empfohlen, berichtet der Koordinationsparter BioRegioN.
Das Forscherteam der Cosmix molecular biologicals will nun einen Wirkstoff finden, der die Bindung zwischen Mastzelle
und Antikörper hemmt. Eindringende Krankheitserreger werden normalerweise durch verschiedene Abwehrmechanismen
gehindert. Eine Strategie dabei spielen die Immunzellen namens Mastzellen: Sie lösen eine lokale Entzündung
aus. Der Entzündungsherd lockt dann andere Zellen zur Verteidigung an. Mastzellen werden aber nur dann aktiv,
wenn sie fremde Molekülstrukturen erkennen, die irgendwann schon einmal im Körper waren. Diese Strukturen
erkennen sie mit Hilfe von Antikörpern, die sich an den Mastzellen festsetzen. Wenn es zu einem erneuten Kontakt
kommt, bewirken die an den Mastzellen sitzenden Antikörper die Freisetzung des Botenstoffs Histamin, der die
Entzündungsreaktion auslöst. Wenn diese Reaktion fehlgeleitet ist, also zu viele oder falsche Antikörper
hergestellt werden, dann können allergische Reaktionen wie Asthma, Heuschnupfen oder sogar ein lebensbedrohender
Schock die Folge sein. Histamin verursacht die beim Allergiker typischen Reaktionen wie Niesen, Husten, Schnupfen
oder Juckreiz.
Wenn ein Stoff gefunden wird, der die Bindung zwischen Mastzelle und Antikörper hemmt, könnte die fehlerhafte
Reaktion bei Bedarf unterbrochen werden und die Aktivität der Mastzellen gezielt beeinflusst werden, meint
Cosmix-Projektleiter Peter Wagner. Einen ähnlichen Wirkstoff gebe es bereits, allerdings müsse dieser
unter die Haut gespritzt werden. Zusätzlich dazu gebe es zahlreiche Nebenwirkungen. Die Cosmix-Forscher setzen
bei der Suche auf Peptide. "Diese sehr kleinen Eiweißmoleküle könnten aufgrund ihrer geringeren
Größe inhaliert werden", meint Wagner. Die Forscher suchen nun in einer selbst angelegten Bibliothek
aus Tausenden von Milliarden unterschiedlicher Peptid-Moleküle die geeigneten.
Dass die Forschung nach besseren Asthmamitteln wichtig ist, zeigen ständig wachsende Patientenzahlen. Allein
in den USA gibt es 17 Mio. Asthmatiker. Bei schwerem Asthma liegen die Kosten bei rund 3.600 Dollar pro Patient
im Jahr. |