Suche nach inhalierbarem Asthma-Mittel  

erstellt am
15. 10. 04

Molekulare Suche nach Strategie gegen Fehlsteuerung des Immunsystems
Braunschweig (pte) - Ein deutsches Wissenschaftler-Team sucht nach neuen Strategien gegen bronchiales Asthma. Das Team möchte Moleküle finden, die fehlgeleitete Zellen des Immunsystems blockieren können. Das BioProfil "Funktionelle Genomanalyse", eine Initiative von Forschungseinrichtungen und Biotechnologie-Unternehmen der Region Braunschweig, Göttingen, Hannover, hat das Projekt zur Förderung durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) empfohlen, berichtet der Koordinationsparter BioRegioN.

Das Forscherteam der Cosmix molecular biologicals will nun einen Wirkstoff finden, der die Bindung zwischen Mastzelle und Antikörper hemmt. Eindringende Krankheitserreger werden normalerweise durch verschiedene Abwehrmechanismen gehindert. Eine Strategie dabei spielen die Immunzellen namens Mastzellen: Sie lösen eine lokale Entzündung aus. Der Entzündungsherd lockt dann andere Zellen zur Verteidigung an. Mastzellen werden aber nur dann aktiv, wenn sie fremde Molekülstrukturen erkennen, die irgendwann schon einmal im Körper waren. Diese Strukturen erkennen sie mit Hilfe von Antikörpern, die sich an den Mastzellen festsetzen. Wenn es zu einem erneuten Kontakt kommt, bewirken die an den Mastzellen sitzenden Antikörper die Freisetzung des Botenstoffs Histamin, der die Entzündungsreaktion auslöst. Wenn diese Reaktion fehlgeleitet ist, also zu viele oder falsche Antikörper hergestellt werden, dann können allergische Reaktionen wie Asthma, Heuschnupfen oder sogar ein lebensbedrohender Schock die Folge sein. Histamin verursacht die beim Allergiker typischen Reaktionen wie Niesen, Husten, Schnupfen oder Juckreiz.

Wenn ein Stoff gefunden wird, der die Bindung zwischen Mastzelle und Antikörper hemmt, könnte die fehlerhafte Reaktion bei Bedarf unterbrochen werden und die Aktivität der Mastzellen gezielt beeinflusst werden, meint Cosmix-Projektleiter Peter Wagner. Einen ähnlichen Wirkstoff gebe es bereits, allerdings müsse dieser unter die Haut gespritzt werden. Zusätzlich dazu gebe es zahlreiche Nebenwirkungen. Die Cosmix-Forscher setzen bei der Suche auf Peptide. "Diese sehr kleinen Eiweißmoleküle könnten aufgrund ihrer geringeren Größe inhaliert werden", meint Wagner. Die Forscher suchen nun in einer selbst angelegten Bibliothek aus Tausenden von Milliarden unterschiedlicher Peptid-Moleküle die geeigneten.

Dass die Forschung nach besseren Asthmamitteln wichtig ist, zeigen ständig wachsende Patientenzahlen. Allein in den USA gibt es 17 Mio. Asthmatiker. Bei schwerem Asthma liegen die Kosten bei rund 3.600 Dollar pro Patient im Jahr.
     
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