Industrie fordert verbesserte Rahmenbedingungen für flexible Arbeitszeitgestaltung  

erstellt am
13. 10. 04

Wien (pwk) - "Da sich die österreichische Industrie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und die Interessen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer letztlich gleich gelagert sind und somit in einem Boot sitzen, müssen die Forderungen der Wirtschaft und insbesondere der Industrie nach einer Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Arbeitszeitgestaltung endlich ernst genommen werden", fordert der Obmann der Bundessparte Industrie, Wolfgang Welser. Diese Verantwortung ist bisher auf Gewerkschaftsseite nach Auffassung von Welser zu diesem Thema leider noch nicht sehr ausgeprägt.

Vor allem ist es notwendig, dass mit wirtschaftlicher Vernunft den Unternehmen eine Steuerung der Arbeitskraftressourcen ermöglicht wird, die auf die jeweiligen betrieblichen Auslastungserfordernisse Rücksicht nimmt. Die Mitarbeiter sollen dann sinnvoller Weise ihren Einsatz finden, wenn tatsächlich Aufträge abgearbeitet werden können. "Ohne Tabus muss über eine neue Definition der Durchrechnungszeiträume, wie z.B. über den Konjunkturzyklus, mit entsprechenden Ansparungsmöglichkeiten diskutiert werden", fordert Welser nachdrücklich.

"Wohin ständiges Mauern bzw. das Fordern von Gegenverkehr im Zusammenhang mit Verbesserungen der Arbeitszeitflexibilisierung führen, sehen wir in Deutschland. Dort hat die Gewerkschaft erkennen müssen, dass nur die Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich zum Erhalt von Standorten in Deutschland führt. Je länger wir keine arbeitskostensenkenden Effekte durch die Gesetzgebung oder die Kollektivvertragsebene bekommen, desto schärfer wird der Kostendruck für die österreichische Industrie auch im Vergleich zu Deutschland werden."

Welser sieht die sich in Deutschland anbahnende Produktivitätsverbesserung zur Bedrohung für die österreichische Industrie auswachsen. "Es stimmt schon, dass die vorhandenen Flexibilisierungsbestimmungen in Österreich nicht von allen Firmen ausgenutzt werden. Dies liegt in der Hauptsache daran, dass oft Betriebsräte zu Arbeitszeitflexibilisierungen nicht bereit sind, da etwa in der Metallindustrie der Zeitzuschlag für flexible Stunden zu wenig Anreiz für Flexibilität bietet. Von den Kollektivvertragspartnern muss ein deutlicheres Signal gesetzt werden, das auch die Bereitschaft der Gewerkschaft zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit österreichischer Betriebe beweist."

"Die notwendige Gesamtsicht werde zu wenig beachtet", meint Welser. "Es muss zur Kenntnis genommen werden, dass ein Verdrängungswettbewerb über die Kosten schon jetzt stattfindet und sich mit der EU-Erweiterung deutlich weiter verschärfen wird. Darauf deutet die gegenwärtig gedämpfte Investitionsneigung hin, die zur Wettbewerbsfähigkeit zu wenig beiträgt. Die Gewerkschaften sollten den Mut haben, mittelfristig zu denken und ihren Beitrag im Interesse der Beschäftigung zu einem Abschlusspaket zu leisten, das die Unternehmer dazu ermuntert, mehr auf die österreichischen Standorte zu setzen. Auch die Politik sollte durch eine Novelle des Arbeitszeitgesetzes ihre Standortverantwortung beweisen." Die Zufriedenheit der Unternehmer mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Arbeitszeit sei äußerst gering, unterstreicht Spartenobmann Welser.
     
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