Wien (rk) - Mit dem am Montag (11. 10.) im Kollegium des Stadtschulrats für Wien beschlossenen
Stellenplan für 2004/2005 steht fest: Wien beantragt für seine Pflichtschulen für das laufende Schuljahr
insgesamt 10.397 Lehrerposten. Demgegenüber stehen bislang vom Bund zu erwartende 9.715 Dienstposten. Wiens
Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl stellte hierzu heute fest: "Das Angebot
des Bundes ist eindeutig zu wenig. Um die Qualität unserer Schulen zu sichern und um unseren Kindern jenes
pädagogische Angebot zu unterbreiten, das sie benötigen, braucht es die nun im definitiven Stellenplan
beschlossenen 682 zusätzlichen Dienstposten - ohne diese geht's nicht."
"Wirklich irritiert", zeigte sich Brandsteidl von der Haltung der ÖVP-Wien, die im Kollegium des
Stadtschulrats heute gegen den definitiven Stellenplan gestimmt hat. Brandsteidl: "Das Nein zum definitiven
Stellenplan verwundert ob der bisherigen vollmundigen Lippenbekenntnisse der Wiener ÖVP dazu, dass Wien mehr
Dienstposten braucht. Ich kann mir diesen Wankelmut nicht wirklich erklären."
"Soll das Nein der ÖVP nun heißen, dass sich die ÖVP gegen die ambulante schulische Betreuung
von kranken Kindern, gegen die sprachliche Förderung von Kindern nicht-deutscher Muttersprache, gegen Angebote
im Bereich des sonderpädagogischen Förderbedarf sowie generell gegen die Arbeit der Stütz- und Begleitlehrer
an den Wiener Pflichtschulen ausspricht?", warf sie die Frage auf und ergänzte: "Denn genau darum
geht es bei den 682 zusätzlich geforderten Dienstposten - ohne diese Lehrer stehen wir vor einem pädagogischen
Kahlschlag, an dessen Ende die Schule eine reine Lern- und Lehranstalt ohne zusätzliche Angebote wäre."
Wohl attestierte Brandsteidl der ÖVP-Wien, "die im Nein zum definitiven Stellenplan offenbarte Geisteshaltung
möglicherweise selbst für falsch zu halten", doch bedeute Politik, "nicht allein Haltung verbal
zu bekunden, sondern diese auch zu zeigen wenn es darauf ankommt." Sie erinnerte in diesem Zusammenhang daran,
dass ÖVP-Wien-Bildungssprecher Strobl noch vor kurzem selbst gefordert habe, dass der Bund den Wiener Pflichtschulen
mehr Lehrer bewilligen müsse. Brandsteidl: "Mir ist schon bewusst, dass es schwer sein muss, als ÖVP-Wien
im ständigen Widerspruch damit zu leben, das 'Beste' für die Stadt zu wollen und gleichzeitig der eigenen
Bundesregierung gegenüber loyal zu bleiben. Dennoch: Es geht hier um die Zukunft unserer Kinder und nicht
um Parteitaktik!
"Das war ein Offenbarungseid der Wiener ÖVP, an den wir uns noch lange erinnern werden. Offenbar ist
'der Widerspenstigen Zähmung' in der ÖVP-Wien bereits so fortgeschritten, dass jeglicher Mut verloren
gegangen ist, das Richtige zu fordern, wenn es auch nur ansatzweise der Position der Bundes-ÖVP widerspricht.
Ich möchte das nicht weiter kommentieren, weil ich meine, dass die Betroffenen dies letztlich mit sich selbst
- und beizeiten auch mit den Wählerinnen und Wählern - ausmachen müssen.", schloss sie. |