SP-Parteitag / Zukunft Österreichs  

erstellt am
25. 10. 04

 Gusenbauer: SPÖ startklar für Regierungsverantwortung und positive Zukunft Österreichs
Wien (sk) - "Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt der Entwicklung in Österreich und Europa", so SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Samstag (23. 10.) auf dem Landesparteitag der SPÖ Burgenland. Die Errungenschaften des Sozialstaates in Österreich und Europa seien in Gefahr, wie aus einem Bericht der Europäischen Kommission hervorgehe. Deshalb bedürfe es eines radikalen politischen Wechsels. "Wir sind dafür bereit und haben das richtige Zukunftskonzept", so Gusenbauer, der die Bundesregierung in den Bereichen des Budgets, der Bildungspolitik, in der Gesundheitspolitik und für viele nicht eingehaltene Versprechen kritisierte.

Wenn die Europäische Kommission in einem Bericht auf die Gefahren verweise, dass Europa nicht mehr im Stande sei, das hohe Lohn- und Lebensniveau zu halten, dann sei dies für die Sozialdemokratie eine entscheidende Herausforderung. "Die Frage lautet, wie kann Österreich und Europa auf einen Erfolgskurs kommen, sodass breiter Wohlstand auch in Zukunft möglich ist", so Gusenbauer. "Wir müssen eine Wirtschaftspolitik machen, die zu Vollbeschäftigung und stärkerem Wachstum führt, nur dann können die Probleme auch gelöst werden", hielt Gusenbauer fest.

Notwendig dafür seien Programme, in denen nicht die Gewinne einzelner an den internationalen Börsen, sondern die Lebenschancen aller im Mittelpunkt stehen würden. Die Steuerreform der Regierung gebe eine Milliarde Euro an große internationale Unternehmen. "Durch diese Maßnahme wird Österreich zur Steueroase für internationale Unternehmen und zu einem der Antreiber des internationalen Steuerwettbewerbs", kritisierte Gusenbauer. Besser und sinnvoller wäre es gewesen, dieses Geld an die kleinen und mittleren Unternehmungen zu geben, die für siebzig Prozent der Arbeitsplätze in Österreich verantwortlich sind. "Die Neoliberalen mehren den Gewinn einzelner weniger, die Sozialdemokratie will den Wohlstand für die Menschen", so Gusenbauer.

Wenn der Finanzminister, der von "Mister Null-Defizit" zum "Schuldenkarli" geworden sei, nun ein Defizit von fast sechs Milliarden Euro budgetiere, dann stelle sich die Frage, wo dieses Geld hinkomme. In die Gemeinden, Bildung, Forschung und Entwicklung, die Universitäten und Infrastruktur werde jedenfalls kein zusätzlicher Euro investiert. "Woher kommt das Defizit, wenn nichts für die Zukunft des Landes getan wird", fragte Gusenbauer. "Das Budgetdefizit sei Ausdruck der verfehlten Politik der letzten Jahre", so Gusenbauer, der das allgemeine Sinken der Kaufkraft als Indiz anführte.

"In der Bildungspolitik zeige sich, dass etwas nicht stimmen könne, wenn heute genauso viele Räume und Professoren für 7.000 Studenten zur Verfügung stehen, als Anfang der achtziger Jahre für 500", so Gusenbauer, der auf die Situation an seinem eigenen Institut verwies. "Jeder Euro, den man in Schulen, Lehrlingsausbildung und Universitäten investiert, kommt x-fach als Wirtschaftswachstum zurück", betonte Gusenbauer, der kritisierte, dass die Studiengebühren in den Budgetlöchern des Finanzministeriums versickern. Angesichts der Abwanderung von 400.000 europäischen Forschern in die USA, stellte Gusenbauer fest: "Die Bildungspolitik muss wieder ins Zentrum der politischen Anstrengungen rücken". Gusenbauer berichtete von einem Besuch einer Wiener Integrationsschule, einer "exzellenten" Einrichtung, die zeige, dass sich die Qualität des Bildungssystems auch darin manifestiere, welche Chancen man den Kindern mit den größten Problemen ermögliche. "Für uns ist kein Unterschied zwischen Streben nach Spitze und sozialem Zusammenhalt", führte Gusenbauer aus.

Wenn sich zeige, dass man im Gesundheitssystem 500 Millionen Euro benötige, um das hohe Niveau aufrecht zu erhalten und auf der anderen Seite 2,2 Milliarden Euro für die Eurofighter ausgebe, dann zeige sich wofür diese Regierung Geld habe. "Muss Österreichs Luftraum zum Exerzierfeld für das teuerste europäische Rüstungsprojekt werden oder sollten wir nicht ein Beispiel für unsere Bildungs- und Gesundheitspolitik sein", fragte Gusenbauer.

Die Sozialdemokratie werde jetzt bis zu den kommenden Wahlen das Gespräch mit der Bevölkerung vor Ort suchen und er selbst werde alle österreichischen Bezirke besuchen. "Denn die Politik der SPÖ sei nicht gekennzeichnet durch ein Diktat von oben, sondern wolle in Gesprächen Vorort die Alternativen für die Zukunft transportieren. Grundvoraussetzung für sozialdemokratische Politik sei eine gewisse Grundehrlichkeit und Wahrhaftigkeit", betonte Gusenbauer, der anführte, was Kanzler Schüssel und die Regierung vor den Wahlen alles versprochen hatten. Die Pensionen seien auf Jahrzehnte gesichert, die Abfangjäger würden von einer Wirtschaftsplattform finanziert, es würde mehr Geld für Bildung, Forschung und Wissenschaft geben und Familie und Beruf sollten besser miteinander zu verbinden sein. Nichts davon sei nach den Wahlen eingehalten worden, so die Kritik des SPÖ-Vorsitzenden.

"Den Unterschied zwischen Schwarz-Blau und der Sozialdemokratie könne man überall dort sehen, wo Sozialdemokraten in der Verantwortung seien", sagte Gusenbauer, der auf die überaus positive Entwicklung Burgenlands, Salzburgs und in Wien verwies. "Wir brauchen keinen Vergleich zu scheuen, überall wo Sozialdemokraten in Verantwortung sind, wird Politik für Menschen und nicht für einige wenige gemacht", betonte Gusenbauer. Diese Erfahrungen aus der Verantwortung und die Konzepte der SPÖ würden ein Modell ergeben, das zeige, dass man startklar sei Regierungsverantwortung zu übernehmen, egal wann die schwarz-blaue Regierung zurücktrete. "Die Menschen in Österreich können sicher sein, dass sie bedeutend besser aufgehoben sind, wenn die SPÖ wieder Regierungsverantwortung inne hat", betonte Gusenbauer abschließend

 

Lopatka: SPÖ startklar für den Weg zurück
Eigene Zukunft beschäftigt Gusenbauer mehr als Zukunft des Landes
Wien (övp-pk) - "Die SPÖ ist offensichtlich 'startklar' für den Weg zurück zur alten sozialistischen Politik. Anders kann man die Aussagen Gusenbauers nicht interpretieren", so ÖVP-Generalsekretär Dr. Reinhold Lopatka am Samstag (23. 10.) in Reaktion auf das Interview mit Alfred Gusenbauer im Ö1-"Journal zu Gast". Es sei deutlich geworden, dass Gusenbauer "die eigene politische Zukunft mehr beschäftigt, als die Zukunft des Landes". Jedenfalls scheine "nicht allzu viel Platz für politische Inhalte in der SPÖ zu bestehen", denn diese hätten im Interview gefehlt, so Lopatka weiter.

Der erneute Versuch Gusenbauers, den andauernden Zickzack-Kurs und die Murks-Politik der SPÖ als demokratische Entscheidungsfindung darzustellen, sei "unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar", so Lopatka abschließend.
     
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