Landesräte: "Minister soll mehr auf die Länder hören"
Salzburg (lk) - Auf Einladung von Sozialreferent Landesrat Dr. Erwin Buchinger trafen einander am
Freitag (22. 10.) die Landesräte Josef Ackerl (Oberösterreich), Christa Gangl (Tirol), und Dr. Kurt
Flecker (Steiermark) mit ihrem Salzburger Amtskollegen Buchinger, um aktuelle Fragen der Asylpolitik zu diskutieren.
Gangl: Betreuungsqualität durch Länderanstrengungen gestiegen
„Ein Fortschritt wäre schon, wenn der Bundesminister endlich die Bemühungen der Länder anerkennen
würde. Seit mit 1. Mai die Asylwerberunterbringung in Länderhand gegeben wurde, ist die Qualität
spürbar gestiegen. Die Quartiere sind besser, die Betreuung dichter und die Kooperation mit den NGOs besser
als sie in der Zeit der Bundesbetreuung jemals waren und das alles in sechs Monaten.“ Angesichts der täglich
steigenden Flüchtlingszahlen sei es unseriös, den Ländern permanent Säumigkeit vorzuwerfen,
so Christa Gangl.
Ackerl: Fordern eine „realistische“ Quote
Der Unterbringungsbedarf müsse sich nach dem tatsächlichen Bedarf richten, und nicht nach Quotenzahlen,
die für die Finanzierung bedeutend sind. Man müsse also unterscheiden zwischen der Zahl an Flüchtlingen,
die in Österreich sind, und denen, die tatsächlich einen Quartierplatz brauchen, erklärte Ackerl
und griff zu einem drastischen Bild: „Um unsere Quote zu erfüllen, müssten wir Busse nach Wien schicken,
die Flüchtlinge aus ihren privaten Wohnungen holen, in die Länder schaffen und dort mühsam neue
Quartiere eröffnen.“
Berechnungsgrundlage sind mit 22. Oktober 2004 daher 26.056 Personen minus der Übererfüllung der Quote
durch Wien (4.074 Personen). Daher sollten die Länderquoten von einer Gesamtgröße von 21.982 Personen
berechnet werden. „Alle Landesräte sind sich einig, dass Traiskirchen entlastet werden muss. Wir erklären
uns bereit, den entsprechenden Beitrag zu leisten“, so Ackerl.
Flecker: Notwendige Vorleistungen für Länder erbringen
Dr. Kurt Flecker forderte den zuständigen Bundesminister Dr. Ernst Strasser auf, die notwendigen Vorleistungen
für die Länder zu erbringen. „Seit März 2004 arbeiten die Länder ohne ein funktionierendes
EDV-System, wir können nicht einmal die Kosten mit dem Bund abrechnen. Es herrschen keine Transparenz und
keine Kostenkontrolle. Der Bund kann nicht einmal sagen, wie viele Verfahren beim UBAS (Unabhängiger Bundesasylsenat)
überhaupt anhängig sind, die Bearbeitungsdauer sinkt keineswegs, im Gegenteil – sie steigt“, so Flecker.
Buchinger: Mangelndes Interesse des Bundes an Integrationsfragen
Buchinger wies auf die relativ hohe Anerkennungsquote bei Flüchtlingen aus Tschetschenien und die daraus resultierenden
Probleme hin. „All diese Menschen werden – wenn Ihre Anträge positiv sind – in den Ländern Wohnungen
und Arbeit brauchen, wenn die Länder nicht Sozialhilfe zahlen sollen. Integration ist aber eindeutig als Bundeskompetenz
definiert“, so Buchinger. Er forderte eine Aufstockung des Integrationsfonds des Bundes sowie mehr Mitbestimmung
der Länder bei der Verwendung der durch die EU kofinanzierten Gelder.
Buchinger will aber „nicht nur jammern, sondern konstruktiv Lösungsvorschläge anbieten“. So stehen die
Länder dazu, die Belegszahl in Traiskirchen zu reduzieren und wollen in den kommenden Monaten 700 neue Flüchtlinge
aufnehmen. „Wir verweigern die Mitarbeit nicht, aber wir wollen, dass der Minister Ordnung schafft und uns effektiv
hilft.“ Die Länder fordern ein Integrationskonzept des Bundes, bei dem die Länder eingebunden werden,
eine Reduktion der Verfahrensdauer und eine realistische Vorgabe, wie viele Quartierplätze zu schaffen sind.
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