Eurochambres-Kongress in Wien eröffnet  

erstellt am
22. 10. 04

Leitl fordert EU-Kraftanstrengung für Wachstum und Beschäftigung: 10 Millionen Jobs bis 2010
Wien (pwk) - Mit einem Appell an die europäischen Regierungen, durch die Umsetzung von Sozial- und Wirtschaftsreformen für mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu sorgen, hat am Donnerstag (21. 10.) Vormittag der XII. Kongress von Eurochambres, des europäischen Dachverbands der Industrie- und Wirtschaftskammern, in der Wiener Hofburg begonnen. "Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei. Dass Europa gegenüber den USA noch immer an Wettbewerbsfähigkeit verliert, statt den Rückstand aufzuholen, ist eine Schande", sagte Eurochambres- und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl.

Um die Lissabonner Reformagenda, die 2000 beschlossen wurde, in der zweiten Halbzeit mit Leben zu erfüllen, bedürfe es einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene: "Die Formel 5 (3/1) = 10 muss unser Motto sein. Das bedeutet im Klartext: Ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von drei Prozent im Jahr steigert die Beschäftigung um ein Prozent. Dadurch entstehen innerhalb der nächsten fünf Jahren zehn Millionen neue Jobs. Das ist ein faszinierendes Ziel, das für Aufbruchstimmung sorgen wird." Die derzeitige Arbeitslosenzahl würde also halbiert. "Wenn wir dieses Ziel erreichen, können wir unser soziales Netz finanzieren, unsere ökologischen Ziele - Stichwort Kyoto - erreichen und: Dank seiner wirtschaftlichen Stärke kann Europa eine entscheidende Rolle im Sinne einer Globalisierung nach europäischen Werten einnehmen", ist Leitl überzeugt. Aufgabe der Kommission sei es, den europäischen Reformprozess professionell zu organisieren. "Die europäische Business Community sagt ihre volle Unterstützung zu und ist bereit, ihr Know-how einzubringen", sagte Leitl: "Vom Eurochambres-Kongress soll ein Signal der Ermutigung, des Optimismus und der Zuversicht ausgehen."

Konkret gehe es insbesondere darum, den europäischen Unternehmergeist zu stärken - etwa, indem das grenzüberschreitende unternehmerische Handeln vereinfacht, die Investitionen in Schlüsselbereichen wie Forschung und Entwicklung gesteigert, die Arbeitsmärkte flexibilisiert und Regulierung minimalisiert werden. Leitl sprach sich zudem ausdrücklich dafür aus, auch die Europäische Zentralbank im Sinne einer europäischen Wachstumspolitik in die Pflicht zu nehmen. "Die EZB muss natürlich Stabilitätspolitik machen, aber sie muss weit mehr machen als nur das."

Auch Siim Kallas, designierter Vizepräsident der nächsten EU-Kommission und derzeit in Brüssel für Wirtschaft und Finanzen zuständig, unterstrich, dass die erweiterte Europäische Union eines Modernisierungsschubs bedarf, um die Lissabonner Ziele zu erreichen. Er hob hervor, dass die Mitgliedstaaten eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Lissabon-Ziele einnehmen und wies darauf hin, dass die EU-Kommission eine zentrale Rolle bei der Liberalisierung der Wirtschaft gespielt hat.

Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Europas ist auch das Generalthema des zweitägigen Eurochambres-Kongresses, an dem mehr als 500 Wirtschaftsvertreter aus der ganzen Welt teilnehmen. Unter den Vortragenden der ersten Plenarsitzung am Donnerstag Vormittag sind Bundespräsident Heinz Fischer, die EU-Kommissare Siim Kallas und Peter Balazs sowie ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch.

Weitere Highlights der zweitägigen Veranstaltung sind der mexikanische Staatssekretär für Handel und Industrie, Fernando Canales Clariond, Jürgen Strube, Präsident des europäischen Industrieverbands Unice, die EU-Kommissarin Danuta Hübner, die Europaabgeordneten Othmar Karas, Wolf Klinz und Paul Rübig sowie Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Die österreichische Vision einer wettbewerbsfähigeren Europäischen Union skizziert Bundeskanzler Wolfgang Schüssel im Rahmen eines Festaktes Donnerstag Abend in Schönbrunn.
     
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