Nachkriegszeit im Blickpunkt  

erstellt am
22. 10. 04

Landesmuseum beleuchtet die Jahre 1945-1955
Eisenstadt (blms) - 60 Jahre Zweite Republik und 50 Jahre Staatsvertrag sind der Anlass, sich 2005 intensiv mit der Nachkriegszeit im Burgenland zu befassen. Im Landesmuseum wird unter dem Titel "Russenzeit. Burgenland 1945-1955" eine Sonderschau gezeigt. Die Ausstellung wird auch ein mit Schulen erarbeitetes Zeitzeugen-Projekt und einen "Keller der Erinnerungen" umfassen. "Die Bevölkerung ist aufgerufen, sich daran zu beteiligen und Objekte mit Geschichte(n) zur Verfügung zu stellen", erklärte dazu Landesrat Helmut Bieler.

Das Burgenland gehörte in den Jahren 1945 bis 1955 zur sowjetischen Besatzungszone. Diese Tatsache nahm Einfluss auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft des Landes. Die Ausstellung versucht spezifisch burgenländische Aspekte dieser Zeit herauszuarbeiten.

Thematisch streift die Ausstellung, beginnend mit der "Stunde Null", die Probleme im Zusammenhang mit dem Aufbau einer funktionierenden Verwaltung in Land und Kommunen, das ambivalente Verhältnis zur Besatzungsmacht und die Probleme um die Gewährleistung der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in den ersten Nachkriegsmonaten. Weitere Bereiche sind dem Aufbau von Wirtschaft und Landwirtschaft gewidmet. Gesellschaftspolitische Fragestellungen, wie die Integration der Kriegsheimkehrer, die Rolle der Frau in der damaligen Zeit und das Spannungsfeld zwischen einem sowjetischen "Kulturbolschewismus" und der "Amerikanisierung" des Lebens werden ebenfalls erörtert.

Der "Hauptbereich" der Ausstellung widmet sich ausgewählten - wichtigen Themen der Besatzungszeit, die durch Texte, Schautafeln und spärlichen aber bewussten Einsatz von Exponaten erläutert werden und das Ziel verfolgen das Problembewusstsein zu wecken. Bei komplexeren Bereichen kann es dabei durchaus zu Überschneidungen innerhalb der Themen kommen.

Der "Keller der Erinnerung" beschäftigt sich mit Aspekten der Alltagskultur. Einfache Gebrauchsgegenstände der Zeit von 1945–1955 werden mit einer (alltäglichen) Geschichte versehen. Das Objekt erhält aber erst Authentizität durch die erzählte Geschichte. Die Atmosphäre eines Kellergeschosses wird dabei bewusst zum Unterstreichen der Grundstimmung eingesetzt.

Im "Oral-History Bereich" sollen die von burgenländischen Schulen erarbeiteten Interviews mittels Media-Desk hörbar gemacht werden. Abgesehen von diesen Zeitzeugen-Interviews wird in der Ausstellung verstärkt Film- und Tonmaterial zum Einsatz kommen. Für diesen Aspekt konnte der ORF Burgenland als Partner gewonnen werden, der aus seinen reichen Archiv-Beständen Material zur Verfügung stellt. Die Kooperation mit dem ORF beinhaltet auch die Unterstützung bei der Aquirierungs-Aktion der Objekte für den "Keller der Erinnerung". Mittels Fernsehaufrufen in Form eines Trailers soll die burgenländische Bevölkerung auf die Aktion aufmerksam gemacht und zur Beteiligung animiert werden. Abgabestellen für dementsprechende Exponate sind das Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt und das Volksbildungswerk mit der Regionalstelle Nord im Schloss Halbturn, bzw. ab November in der Wienerstraße 3 in Halbturn, sowie die Regionalstelle Süd in der Hauptstraße 3-5 in Oberwart.

Die Ausstellung ist grundsätzlich als Wanderausstellung konzipiert und wird vom 14. April bis 17. Juli 2005 im Burgenländischen Landesmuseum zu sehen sein. Ab August ist ein zweiter Ausstellungsort im Südburgenland vorgesehen, der sich am Raumkonzept im Landesmuseum orientiert.

"Die Sammlung von Objekten soll einerseits interessante Beiträge zum Thema Russenzeit liefern und in weiterer Folge eine Ausweitung der Bestände des Landesmuseums im Bereich der Zeitgeschichte im Hinblick auf dessen Neugestaltung darstellen. Andererseits sollen die Burgenländer dadurch angeregt werden sich mit dieser Zeit zu beschäftigen und aktiv in die Aufarbeitung der sowjetische Besatzungszeit eingebunden werden", so Landesrat Helmut Bieler abschließend.
     
zurück