Landesmuseum beleuchtet die Jahre 1945-1955
Eisenstadt (blms) - 60 Jahre Zweite Republik und 50 Jahre Staatsvertrag sind der Anlass, sich 2005
intensiv mit der Nachkriegszeit im Burgenland zu befassen. Im Landesmuseum wird unter dem Titel "Russenzeit.
Burgenland 1945-1955" eine Sonderschau gezeigt. Die Ausstellung wird auch ein mit Schulen erarbeitetes Zeitzeugen-Projekt
und einen "Keller der Erinnerungen" umfassen. "Die Bevölkerung ist aufgerufen, sich daran zu
beteiligen und Objekte mit Geschichte(n) zur Verfügung zu stellen", erklärte dazu Landesrat Helmut
Bieler.
Das Burgenland gehörte in den Jahren 1945 bis 1955 zur sowjetischen Besatzungszone. Diese Tatsache nahm Einfluss
auf Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft des Landes. Die Ausstellung versucht spezifisch burgenländische
Aspekte dieser Zeit herauszuarbeiten.
Thematisch streift die Ausstellung, beginnend mit der "Stunde Null", die Probleme im Zusammenhang mit
dem Aufbau einer funktionierenden Verwaltung in Land und Kommunen, das ambivalente Verhältnis zur Besatzungsmacht
und die Probleme um die Gewährleistung der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in den ersten Nachkriegsmonaten.
Weitere Bereiche sind dem Aufbau von Wirtschaft und Landwirtschaft gewidmet. Gesellschaftspolitische Fragestellungen,
wie die Integration der Kriegsheimkehrer, die Rolle der Frau in der damaligen Zeit und das Spannungsfeld zwischen
einem sowjetischen "Kulturbolschewismus" und der "Amerikanisierung" des Lebens werden ebenfalls
erörtert.
Der "Hauptbereich" der Ausstellung widmet sich ausgewählten - wichtigen Themen der Besatzungszeit,
die durch Texte, Schautafeln und spärlichen aber bewussten Einsatz von Exponaten erläutert werden und
das Ziel verfolgen das Problembewusstsein zu wecken. Bei komplexeren Bereichen kann es dabei durchaus zu Überschneidungen
innerhalb der Themen kommen.
Der "Keller der Erinnerung" beschäftigt sich mit Aspekten der Alltagskultur. Einfache Gebrauchsgegenstände
der Zeit von 1945–1955 werden mit einer (alltäglichen) Geschichte versehen. Das Objekt erhält aber erst
Authentizität durch die erzählte Geschichte. Die Atmosphäre eines Kellergeschosses wird dabei bewusst
zum Unterstreichen der Grundstimmung eingesetzt.
Im "Oral-History Bereich" sollen die von burgenländischen Schulen erarbeiteten Interviews mittels
Media-Desk hörbar gemacht werden. Abgesehen von diesen Zeitzeugen-Interviews wird in der Ausstellung verstärkt
Film- und Tonmaterial zum Einsatz kommen. Für diesen Aspekt konnte der ORF Burgenland als Partner gewonnen
werden, der aus seinen reichen Archiv-Beständen Material zur Verfügung stellt. Die Kooperation mit dem
ORF beinhaltet auch die Unterstützung bei der Aquirierungs-Aktion der Objekte für den "Keller der
Erinnerung". Mittels Fernsehaufrufen in Form eines Trailers soll die burgenländische Bevölkerung
auf die Aktion aufmerksam gemacht und zur Beteiligung animiert werden. Abgabestellen für dementsprechende
Exponate sind das Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt und das Volksbildungswerk mit der Regionalstelle Nord im
Schloss Halbturn, bzw. ab November in der Wienerstraße 3 in Halbturn, sowie die Regionalstelle Süd in
der Hauptstraße 3-5 in Oberwart.
Die Ausstellung ist grundsätzlich als Wanderausstellung konzipiert und wird vom 14. April bis 17. Juli 2005
im Burgenländischen Landesmuseum zu sehen sein. Ab August ist ein zweiter Ausstellungsort im Südburgenland
vorgesehen, der sich am Raumkonzept im Landesmuseum orientiert.
"Die Sammlung von Objekten soll einerseits interessante Beiträge zum Thema Russenzeit liefern und in
weiterer Folge eine Ausweitung der Bestände des Landesmuseums im Bereich der Zeitgeschichte im Hinblick auf
dessen Neugestaltung darstellen. Andererseits sollen die Burgenländer dadurch angeregt werden sich mit dieser
Zeit zu beschäftigen und aktiv in die Aufarbeitung der sowjetische Besatzungszeit eingebunden werden",
so Landesrat Helmut Bieler abschließend. |