SPÖ
unterstützt Proteste der Studierenden
Gusenbauer, Darabos, Broukal, Niederwieser verlangen sofortiges Notprogramm
Wien (sk) - Die Situation an den österreichischen Universitäten ist katastrophal. An zahlreichen
Instituten und Fakultäten verunmöglichen mangelndes Personal und fehlende Infrastruktur- einrichtungen
ein erfolgreiches Fortkommen der Studierenden sowie Forschungstätigkeiten der WissenschafterInnen. Laut neuesten
OECD-Daten sind Österreichs Universitäten drastisch unterfinanziert. Von der österreichischen Bundesregierung
kommen keinerlei Anzeichen, diese Missstände beseitigen zu wollen. Im Gegenteil - mit dem Budget 2005/2006
wird die Lage für die Universitäten noch verschärft. "Wir erklären uns daher mit den Studentinnen
und Studenten, die für eine Sanierung der Universitäten und für faire Studienbedingungen eintreten,
solidarisch und haben Verständnis für deren Protestmaßnahmen", betonen SPÖ-Vorsitzender
Alfred Gusenbauer, SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos, SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef
Broukal und SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser am Mittwoch (20. 10.) gegenüber dem Pressedienst
der SPÖ in einer gemeinsamen Erklärung.
Tatsache sei, dass sich die universitäre Situation von Tag zu Tag verschärft. Mittlerweile kämen
Hilferufe aus allen Bundesländern - Lehre und Forschung könnten nicht mehr aufrecht gehalten werden,
um Seminarplätze müssten die Studierenden "Bingo" spielen. Auch Österreichs Rektoren schlagen
Alarm und fordern ein Notprogramm für die Unis in der Höhe von 100 Millionen Euro, wie es die SPÖ
vorschlägt. Reaktionen seitens der Regierung würden aber, so die SPÖ-Politiker, wenig Anlass zu
Hoffnung geben: Wie Rektoren und Studierende bereits erklärt haben, werden sich die Unis nicht mit den von
Bildungsministerin Gehrer angekündigten zweimal 25 Millionen Euro abspeisen lassen. Im übrigen stünden
auch diese Mittel in den Sternen, zumal der Finanzminister bereits zusätzliches Geld für die Universitäten
ausgeschlossen hat.
Die SPÖ fordert Bildungsministerin Gehrer eindringlich auf, endlich Verantwortung zu übernehmen. "Es
geht um die Zukunft Tausender junger Menschen, es geht um die Zukunft dieses Landes. Beenden Sie Ihren fahrlässigen
Kurs, schaffen Sie ordentliche Studienbedingungen, damit junge Menschen nicht auf die Straße gehen müssen,
um ihr Recht auf Bildung einzufordern!", so die SPÖ-Politiker.
Als sofortiges Notprogramm für die Universitäten fordert die SPÖ: Erstens müssen den Unis raschest
100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, damit der Betrieb aufrecht erhalten werden kann. Zweitens
sollen unerfüllbare Bestimmungen in den Studienplänen ausgesetzt werden - man könne nicht ein Diplomandenseminar
zwingend vorschreiben, wenn es aufgrund fehlender Kapazitäten nicht besucht werden kann. Drittens sollen für
jene Studierende, die aufgrund der miserablen Zustände an den Unis am Weiterstudieren behindert werden, die
Studiengebühren ausgesetzt werden. Es könne nicht angehen, dass junge Menschen dafür, dass sie keinen
Platz in den Lehrveranstaltungen finden, ihre Diplomarbeiten nicht betreut werden und sie oft bis zu einem Jahr
wertvolle Studien- und Lebenszeit verlieren, auch noch Gebühren zahlen müssen. Ein sofortiges Aussetzen
der Studiengebühren sei eine minimale Wiedergutmachung und ein Akt der Fairness, so Gusenbauer, Darabos, Broukal
und Niederwieser abschließend. |
Grünewald: Solidaritätsadresse zur Demonstration der Studierenden
Solidaritätsadresse des Wissenschaftssprechers der Grünen
Wien (grüne) - "Der Unmut der Studierenden über das ständige Leugnen der finanziellen
Schwierigkeiten an den Universitäten ist mehr als verständliche und kommt auch nicht überraschend.
Dieser Ausdruck des Protestes ist daher ein klares Zeichen gelebter Demokratie und aufgrund der hartnäckigen
Realitätsverweigerung der Bundesregierung und ihrer geradezu unerträglichen Politik der 'Schönfärberei'
auch ein nachvollziehbarer Akt der Notwehr.
Wenn Argumente, Daten und Fakten nichts mehr fruchten, müssen Missstände eben auf diese Art sichtbar
gemacht werden. Es geht nicht an, dass dauernd von Weltklasse, bildungs- und forschungspolitischen Schwerpunktsetzungen
geredet wird und sich die Budgetvoranschläge der nächsten Jahre geradezu gegenläufig verhalten.
Bessere Betreuungsverhältnisse können mit den vorhandenen Budgets nicht erreicht werden, Forscherinnen
und Forscher die letztlich ja auch lehren sollen haben kaum mehr Zukunftsperspektiven und sind wie Studierende
durch ihren Ausschluss von Mitbestimmung und Mitgestaltung zunehmend demotiviert.
Wenn nun gleichzeitig und angesichts teils unhaltbarer Zustände noch über die Gründung einer Eliteuniversität
gesprochen wird, so muss sich Unmut und Unverständnis breit machen.
Ich fordere daher erneut ein budgetäres Notprogramm in der Höhe von 100 Millionen Euro um zumindest die
größten Defizite in absehbarer Zeit sanieren zu können.
Weiters fordere ich die Verantwortlichen auf sich an Ort und Stelle mit den Betroffenen zusammen über die
Studien-, Lehr- und Forschungsbedingungen zu informieren.
Mein Dank gilt aber den Studierenden die sich für eine bessere und ehrlichere, eine gerechtere Universität
einsetzen." |
Brinek: Universitäten sind wichtige Forschungseinrichtungen
Seit 2001 74,47 Millionen Euro aus den Offensivprogrammen für die Uni-Forschungs-
infrastruktur
Wien (övp-pk) - "Gut ausgestattete Universitäten sind als Lehr- und Forschungsstätten
auch attraktive Partner für die Wirtschaft", sagte ÖVP- Wissenschaftssprecherin Dr. Gertrude Brinek
am Mittwoch (20. 10.). Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche universitäre Forschung sei eine
entsprechende Forschungsinfrastruktur an den Universitäten. Durch die Verbesserung der Infrastruktur solle
auch die Attraktivität von universitären Forschungseinrichtungen sowohl für die an der Universität
Lehrenden und Forschenden, als auch für außeruniversitäre KooperationspartnerInnen und ForscherInnen
gesteigert werden. Bestehende Forschungskooperationen sollen abgesichert und neue ermöglicht werden. Die Qualität
der Infrastruktur sei entscheidend für die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb.
Bereits aus dem ersten Offensivprogramm der Bundesregierung für Forschung seien über Empfehlung des Rates
für Forschung und Technologieentwicklung 56,47 Millionen Euro für die Forschungsinfrastruktur an den
Universitäten zur Verfügung gestellt worden. Diese seien beispielsweise in den Bereichen Arzneimittelentwicklung,
Mikroelektronik, Molekularbiologie, Softwaretechnik, Halbleiterphysik, Lebensmitteltechnologie, Bakteriologie,
Messtechnik, medizinische Informatik und Quantenoptik investiert worden.
Aus dem Offensivprogramm II wurden für das Jahr 2004 18 Millionen Euro für Uni-Forschungsinfrastruktur
vergeben. Die Palette der genehmigten Projekte reicht von Hochleistungs-Rechnern an der Universität Graz,
einer Atomsonde für die Montanuniversität Leoben über Datenpakete zur Verstärkung des Non-Profit-Bereichs
an der WU Wien bis hin zu digitalen Textildirektdrucken und Jaquardwebstühlen an der Kunstuniversität
Linz.
Das Argument der Grünen Abgeordneten Sburny, dass Universitäten und Forschung gegeneinander ausgespielt
werden sollten, könne nicht ernst gemeint sein. "An den österreichischen Universitäten bilden
Forschung und Lehre eine Einheit, die auch durch politische Polemik nicht getrennt werden kann", so Brinek
abschließend. |