Katastrophenschutz – Einsatz in "Tritolien"  

erstellt am
20. 10. 04

"Eudrex 2004", die größte Katastrophenschutzübung Europas dient der Erprobung der europäischen Koordination.
Wr. Neustadt (bmi) - Niederösterreich ist seit 18. Oktober 2004 Schauplatz der größten internationalen Katastrophenschutzübung der Europäischen Union in diesem Jahr. Am Montag um Mitternacht ist "Eudrex 2004" (European Disaster Relief Exercise) unter der Annahme eines schweren Erdbebens mit katastrophalen Folgen - Austritt von radioaktiven, biologischen und chemischen Substanzen - im fiktiven Land "Tritolien" zunächst mit örtlichen Einsatzkräften angelaufen.

Da Katastrophen naturgemäß nicht auf lokale Grenzen beschränkt sind, ist die Zusammenarbeit und Kommunikation ein zentrales Anliegen. "Eudrex" bedeutet die praktische Erprobung der Koordination und der Einsatzstrukturen von der Bezirksebene aufwärts bis zur internationalen. Für das Innenministerium, dem die inhaltliche Leitung dieser Übung obliegt, verwies Mag. Siegfried Jachs von der Abteilung II/4 auf die sehr aktive Rolle Österreichs im internationalen Katastrophenschutz. Die Übung leistet einen Beitrag zu dessen Weiterentwicklung auf europäischer Ebene.

An der Übung werden neben Rettungs- und Hilfsmannschaften aus Deutschland, Bulgarien, Lettland, Polen, Tschechien und der Slowakei rund 70 Beobachter aus 30 Nationen teilnehmen. Dem Einsatz schließt sich eine Leistungsschau der nationalen und internationalen Teams an, am Abschlusstag, am Freitag, dem 22. Oktober 2004, wird mit den ausländischen Kommandanten ein erstes Briefing abgehalten.

Zum ABC-Übungs-Szenario: Das Beben der Stärke 6,5 nach Richter hatte massive Schäden zur Folge, die Krisenstäbe der Behörden und Einsatzorganisationen wurden aktiviert. Feuerwehr, Rotes Kreuz und Arbeiter Samariter Bund entsandten sofort Kräfte in die drei am schwersten betroffenen Gebiete: In einem Tritolwerk, einer Nickel-Eisen-Produktionsanlage, stürzten Produktionsgebäude ein, Mitarbeiter wurden verschüttet und radioaktive Quellen freigesetzt, weshalb Strahlen-Spürtrupps entsandt wurden. Weiters war ein Schnellzug entgleist, der mit einem Güterzug aus einem Chemiebetrieb kollidierte. Der Einsturz eines Labors zur Herstellung von Impfstoffen ließ befürchten, dass biologisch bedenkliche Stoffe austraten. Während über die Bundeswarnzentrale die Alarmierung anlief, hatten die regionalen Kräfte in den Morgenstunden ihre Aufgaben bewältigt. Am Vormittag traten "frische" Teams an den drei Schauplätzen den Dienst an.

Spektakulär und bedrückend verlief am Dienstag der Tag zwei der Zivilschutzübung "Eudrex 2004", die vier Tage lang im Großraum Wiener Neustadt abgehalten wird. An drei Orten erprobten die Einsatzkräfte des Bundesheeres, des Innenministeriums, der Feuerwehr und der Rettung gemeinsam mit Helfern aus dem Ausland den Ernstfall. Dem Bundesheer obliegt auch die operative Leitung der Übung. ABC-Spezialisten des Bundesheeres rückten mit Dekontaminationsausrüstung an. Sofort analysierten sie an Ort und Stelle den Tankinhalt und stellten fest, dass es sich um ein sehr ätzendes Gas handelte. Daher stand für die Einsatzkräfte fest, dass die Operation und die Bergung der Opfer nur mit schweren Schutzanzügen vonstatten gehen kann. Eine eigene Dekontaminationswanne für die Säuberung der Ausrüstung musste errichtet werden. Die Entsorgung der Chemikalien aus den Tanks besorgte die Feuerwehr. Auch im "Tritol-Werk" hatte das Erdbeben schwere Beschädigungen verursacht: Chemikalien traten aus und dazu wurden Arbeiter im Keller des Gebäudes verschüttet. Am Einsatzort arbeiteten bulgarische Kräfte mit Schlagbohrern und anderen Gerätschaften an der Befreiung der Statisten. Das Rote Kreuz stand zum Abtransport der Verletzten bereit.

Betont wurde vor allem die internationale Dimension dieser Übung. So konnten z.B. auch die zu Hilfe gerufenen Bulgaren im Katastrophengebiet "Tritolien" den Einsatz nicht allein bewältigen. Der EU-Mechanismus für grenzüberschreitende Katastropheneinsätze musste eingeschaltet werden. D. Grant Lawrence, in der EU-Kommission zuständig für Zivilschutz, sieht zwar in der Einbindung der neuen EU-Länder Tschechien, Lettland, Slowenien und der Slowakei sowie den Beitrittskandidaten Bulgarien einen wichtigen Beitrag für künftige Zusammenarbeit: "Das passiert hier das erste Mal." Im Anschluss an die Veranstaltung erfolgt eine genaue Analyse.
     
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