Nahversorgung in den ARGE-ALP-Ländern
Bozen (lpa) - In den Ländern der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (Arge Alp) – auch
in Südtirol – sind die kleinen Geschäfte in den Dörfern wichtig für die Mindestversorgung der
Bürger. Mit zwölf Verkaufspunkten im Einzelhandel pro 1000 Einwohner gilt das Südtiroler Nahversorgungsnetz
als noch intakt. Es wird aber immer schwieriger, ein verzweigtes Verteilungsnetz aufrecht zu erhalten. Dies zeigt
die Vergleichsstudie „Nahversorgung in den Arge-Alp-Ländern, die Landesrat Werner Frick, Vorsitzender der
Arge-Alp-Kommission „Wirtschaft und Arbeit“ am Dienstag (19. 10.) bei einer Pressekonferenz vorgestellt hat.
In Gemeinden mit weniger als 2500 Einwohnern in den Arge-Alp-Ländern haben die Institute Forschungsinstitute
CIMA und Sister Scarl die Nahversorgungssituation, den rechtliche Rahmen und die vorhandenen Fördermittel
erhoben.
"Aus dem Resultat des Länder-Vergleiches können wir den Schluss ziehen, dass Südtirol mit nahezu
7000 Einzelhandelsverkaufspunkten also etwa zwölf Einzelhandelsverkaufspunkte je 1000 Einwohner - heute noch
über ein intaktes Nahversorgungsnetz verfügt", betonte Landesrat Frick. Auch in Zukunft das Gleichgewicht
zwischen kleinen, mittleren und größeren Handelsstrukturen aufrecht zu erhalten, sei eine große
Herausforderung, so der Landesrat.
Strukturveränderungen, Änderungen des Konsumverhaltens, zunehmende Mobilität und neue Vertriebsformen
gefährden die Nahversorgung, so Stefan Lettner vom Institut Cima. "Der Trend zu immer mehr ´Handelsriesen`
hält an - ohne das aktive Nützen von Marktnischen kann ein kleiner Nahversorgungsbetrieb kaum mehr existieren",
so Lettner.
Südtirol stellt den Nahversorgungsbetrieben erhöhte Finanzmittel zur Verfügung. Seit 1997 ist die
Anzahl der Betriebe laut Landesrat Frick stabil. Das Institut Sister Scarl hatte als Fallbeispiel die Gemeinde
Ritten untersucht, die laut Studie ein ausreichendes Nahversorgungsnetz hat. Dies sei auch auf den Tourismus zurückzuführen.
Die Autonome Provinz Trient und die Lombardei greifen mit gezielten Maßnahmen allgemein und in Sonderfällen
in unternehmerische Belange ein, erklärten Professor Luciano Pilati und Mauro Linardi vom Institut Sister
Scarl. In der Provinz Trient ist die Initiative "negozio multiservizio" erfolgreich. Dabei wird der Detailhandel
durch sonstige Dienstleistungen wie Mietwagenverleih, Zeitungs- und Tabakwarenverkauf sowie Verwaltungstätigkeiten
wie öffentliche Fernsprecheinrichtungen, Fremdenverkehrsauskunft oder Faxdienst ergänzt.
Laut "Nahversorgungsradar" der Firma Cima gibt es in zwölf Prozent der 275 befragten Gemeinden in
Österreich, Deutschland und in der deutschsprachigen Schweiz keine Lebensmittelbetriebe mehr. Die stärksten
Rückgänge wurden laut Lettner bei den Metzgereien und Lebensmittel-Gemischtwaren-Läden verzeichnet.
Nicht betroffen seien die Bäckereien. Da der Nahversorgungsgrad sich in den nächsten Jahren weiter verschlechtern
werde, solle man gegensteuern.
An diesem Punkt wird nun die zweite Phase des Nahversorgungsprojektes greifen. Sie sieht ein Pilotprojekt in ausgewählten
Gemeinden der Arge-Alp-Länder vor. Dafür solle eine Südtiroler Gemeinde ausgewählt werden,
wünscht sich Landesrat Frick. In der nun folgenden Projektphase soll ein idealtypischer Nahversorgungsstandort
konzipiert werden. Aus den gesammelten Erkenntnissen wird am Ende ein allgemeiner Praxis- und Umsetzungs-Leitfaden
abgeleitet, der anderen Gemeinden als Instrument zur Selbsthilfe dienen kann.
Zu den Arge-Alp-Ländern gehören Baden-Württrmbrtg, Bayern, Graubünden, Lombardei, Salzburg,
St. Gallen, Ticino, Tirol, Trentino, Vorarlberg und Südtirol. Das Forschungsinstitut CIMA hat die Nahvrsorgungssituation
in Österreich, Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz untersucht. Das Forschungsistitut Sister Scarl
hat Südtirol, Italien und die italiensiche Schweiz genauer unter die Lupe genommen. |