Südtirols Netz ist noch intakt  

erstellt am
20. 10. 04

Nahversorgung in den ARGE-ALP-Ländern
Bozen (lpa) - In den Ländern der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (Arge Alp) – auch in Südtirol – sind die kleinen Geschäfte in den Dörfern wichtig für die Mindestversorgung der Bürger. Mit zwölf Verkaufspunkten im Einzelhandel pro 1000 Einwohner gilt das Südtiroler Nahversorgungsnetz als noch intakt. Es wird aber immer schwieriger, ein verzweigtes Verteilungsnetz aufrecht zu erhalten. Dies zeigt die Vergleichsstudie „Nahversorgung in den Arge-Alp-Ländern, die Landesrat Werner Frick, Vorsitzender der Arge-Alp-Kommission „Wirtschaft und Arbeit“ am Dienstag (19. 10.) bei einer Pressekonferenz vorgestellt hat.

In Gemeinden mit weniger als 2500 Einwohnern in den Arge-Alp-Ländern haben die Institute Forschungsinstitute CIMA und Sister Scarl die Nahversorgungssituation, den rechtliche Rahmen und die vorhandenen Fördermittel erhoben.

"Aus dem Resultat des Länder-Vergleiches können wir den Schluss ziehen, dass Südtirol mit nahezu 7000 Einzelhandelsverkaufspunkten also etwa zwölf Einzelhandelsverkaufspunkte je 1000 Einwohner - heute noch über ein intaktes Nahversorgungsnetz verfügt", betonte Landesrat Frick. Auch in Zukunft das Gleichgewicht zwischen kleinen, mittleren und größeren Handelsstrukturen aufrecht zu erhalten, sei eine große Herausforderung, so der Landesrat.

Strukturveränderungen, Änderungen des Konsumverhaltens, zunehmende Mobilität und neue Vertriebsformen gefährden die Nahversorgung, so Stefan Lettner vom Institut Cima. "Der Trend zu immer mehr ´Handelsriesen` hält an - ohne das aktive Nützen von Marktnischen kann ein kleiner Nahversorgungsbetrieb kaum mehr existieren", so Lettner.

Südtirol stellt den Nahversorgungsbetrieben erhöhte Finanzmittel zur Verfügung. Seit 1997 ist die Anzahl der Betriebe laut Landesrat Frick stabil. Das Institut Sister Scarl hatte als Fallbeispiel die Gemeinde Ritten untersucht, die laut Studie ein ausreichendes Nahversorgungsnetz hat. Dies sei auch auf den Tourismus zurückzuführen. Die Autonome Provinz Trient und die Lombardei greifen mit gezielten Maßnahmen allgemein und in Sonderfällen in unternehmerische Belange ein, erklärten Professor Luciano Pilati und Mauro Linardi vom Institut Sister Scarl. In der Provinz Trient ist die Initiative "negozio multiservizio" erfolgreich. Dabei wird der Detailhandel durch sonstige Dienstleistungen wie Mietwagenverleih, Zeitungs- und Tabakwarenverkauf sowie Verwaltungstätigkeiten wie öffentliche Fernsprecheinrichtungen, Fremdenverkehrsauskunft oder Faxdienst ergänzt.

Laut "Nahversorgungsradar" der Firma Cima gibt es in zwölf Prozent der 275 befragten Gemeinden in Österreich, Deutschland und in der deutschsprachigen Schweiz keine Lebensmittelbetriebe mehr. Die stärksten Rückgänge wurden laut Lettner bei den Metzgereien und Lebensmittel-Gemischtwaren-Läden verzeichnet. Nicht betroffen seien die Bäckereien. Da der Nahversorgungsgrad sich in den nächsten Jahren weiter verschlechtern werde, solle man gegensteuern.

An diesem Punkt wird nun die zweite Phase des Nahversorgungsprojektes greifen. Sie sieht ein Pilotprojekt in ausgewählten Gemeinden der Arge-Alp-Länder vor. Dafür solle eine Südtiroler Gemeinde ausgewählt werden, wünscht sich Landesrat Frick. In der nun folgenden Projektphase soll ein idealtypischer Nahversorgungsstandort konzipiert werden. Aus den gesammelten Erkenntnissen wird am Ende ein allgemeiner Praxis- und Umsetzungs-Leitfaden abgeleitet, der anderen Gemeinden als Instrument zur Selbsthilfe dienen kann.

Zu den Arge-Alp-Ländern gehören Baden-Württrmbrtg, Bayern, Graubünden, Lombardei, Salzburg, St. Gallen, Ticino, Tirol, Trentino, Vorarlberg und Südtirol. Das Forschungsinstitut CIMA hat die Nahvrsorgungssituation in Österreich, Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz untersucht. Das Forschungsistitut Sister Scarl hat Südtirol, Italien und die italiensiche Schweiz genauer unter die Lupe genommen.
     
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