Regiedebüt von "Polt"-Kameramann Fabian Eder – mit Theaternachwuchs Jaschka Lämmert,
Heio von Stetten, Karl Markovics u. a.
Wien (orf) - Als Kameramann sorgte er bei zahlreichen TV- und Kinofilmen für nahezu poetische
Bildkompositionen, jetzt will er auch als Regisseur sein Bestes geben: Fabian Eder, zu dessen jüngsten Arbeiten
u. a. die vier "Polt"-Filme nach Alfred Komareks Krimireihe (Regie: Julian Roman Pölsler) zählen,
führt bei der ORF/ARTE-Adaption des Barbara-Frischmuth-Romans "Die Schrift des Freundes" erstmals
Regie. Im Vordergrund des 1998 erschienenen sozialpolitischen Krimis der gebürtigen Steirerin steht die spannende
Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe zwischen einer Österreicherin und einem Türken, die
an der Realität tragisch scheitert. Die erste Filmklappe zu dieser ORF-Produktion, die von der Wiener Teamfilm
hergestellt wird, fiel am Montag, dem 25. Oktober 2004. Gedreht wird voraussichtlich bis 27. November an Schauplätzen
in Wien und Niederösterreich.
Romantische Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang
Die österreichische Computerspezialistin Anna Margotti, die im Auftrag des Innenministeriums an einer
Software zur Erfassung potenziell gefährlicher Randgruppen arbeitet, verliebt sich in den alevitischen Türken
und Kalligrafen Hikmet Ayverdi. Durch ihn kommt sie in Berührung mit den Traditionen und Riten der Aleviten,
einer - zum Teil noch vorislamischen Werten verpflichteten - anatolischen Gesellschaft, die sich als Gegenmodell
zu Nationalismus und Islamismus sieht. Doch plötzlich verschwindet Hikmet eines Tages spurlos. Irritiert forscht
Anna nach, hat Fragen über Fragen. Hat vielleicht ihr Freund Max, ein hoher Beamter des Innenministeriums,
seine Hand im Spiel? Anna findet heraus, dass Hikmet politisch verfolgte Landsleute bei ihrer illegalen Einwanderung
nach Österreich unterstützt und deshalb untergetaucht ist. Das nächste Aufeinandertreffen von Anna
und Hikmet dauert nur eine berauschende Liebesnacht lang und endet nach einer Razzia der Fremdenpolizei für
den jungen Aleviten tragisch. Hat Anna Mitschuld an Hikmets Tod?
Erste Filmhauptrolle für Volkstheatermimin Jaschka Lämmert
Als Anna steht die Volkstheaterschauspielerin Jaschka Lämmert in ihrer ersten Filmhauptrolle vor der Kamera,
die Neoregisseur Fabian Eder ebenfalls persönlich führt. Die 30-jährige gebürtige Wienerin,
die an der Otto-Falckenberg-Schule in München studierte, arbeitete bisher u. a. unter der Regie von Franz
Xaver Kroetz, Peter Sodann und Emmy Werner. Im Volkstheater war sie heuer u. a. schon als Hero in Wolfgang Palkas
Grillparzer-Inszenierung "Des Meeres und der Liebe Wellen" zu sehen. Derzeit steht sie noch bis Ende
November in Alexander Kubelkas "Penthesilea"-Adaption auf der Bühne. Die Jungschauspielerin mit
russischen Wurzeln spielte auch schon kleinere Filmrollen, so u. a. in Paul Harathers Liebeskomödie "Weihnachtsfieber"
mit Uwe Ochsenknecht und Barbara Auer oder in TV-Serien wie "Derrick", "Kommissar Rex", "Soko
5113" und "Frauenarzt Dr. Markus Merthin". Jaschka Lämmerts sinnliche Stimme kam schon in diversen
Hörspielen zum Einsatz.
An Lämmerts Seite wird in "Die Schrift des Freundes" der türkischstämmige Schauspieler
Ercan Oeksuez, Jahrgang 1974, in der Rolle des Hikmet zu sehen sein. Den Ministerialrat Max Haugsdorff verkörpert
Heio von Stetten, Annas libanesischen Chef Jussuf gibt Karl Markovics. In weiteren Rollen spielen u. a. Kitty Speiser,
Gertrud Roll, Proschat Madani und Phillippa Galli (am 24. November in dem Schwarzenberger-Melodram "Meine
schöne Tochter" im ORF). Das Drehbuch zum Film verfasste Heide Pils. Die Autorin der literarischen Vorlage,
Barbara Frischmuth, beschäftigte sich in "Die Schrift des Freundes" nicht zum ersten Mal mit dem
Alevismus. Bereits in ihrem 1973 erschienenem Roman "Das Verschwinden des Schattens in der Sonne" ging
es um das Leben und die Kultur der Aleviten. Die studierte Turkologin und Islamwissenschafterin wurde 1941 in Altaussee
geboren. |