Park und Friedhof – Eine "Wiener Melange" aus Muße und Kultur  

erstellt am
29. 10. 04

Wien (rk) - Um der arbeitenden Bevölkerung nach dem ersten Weltkrieg verbesserte Wohnverhältnisse zu bieten, veranlasste die Regierung ab dem Jahre 1923 Friedhöfe in Parkanlagen umzugestalten. Aus Friedhöfen eingemeindeter Orte wurden zum Teil große Parks, die bereits damals als Naherholungsgebiete dienten. Insgesamt entstanden auf Friedhofsflächen zwischen 1923 und 1928 acht Parkanlagen mit rund 200 000 m2 Grünfläche. Unter www.wien.gv.at/ma42/parks/ kann man Wissenswertes über die bis heute zwölf entstandenen Parks auf ehemaligen historischen Friedhöfen in Erfahrung bringen.

Themenpark im Wiener Zentralfriedhof - "Ruhe und Kraft"
Der "Park der Ruhe und Kraft" befindet sich links neben dem Haupteingang im Sektor 23 und ist nach alter Tradition der Geomantie, einer ganzheitlich auf Harmonie und Ausgleich orientierten Wissenschaft und Gartengestaltung, angelegt. Ruhesuchende können hier Kontakt mit den Kräften der Natur, wie Pflanzen und Bäume, Steine und der Erde aufnehmen.

Fünf verschiedene Landschaftsbereiche, die auf die Kräfte der Erde und des Kosmos abgestimmt sind, laden zum Verweilen ein. Entlang der nummerierten und beschrifteten Wege können Blockaden gelöst und die Einheit in und mit der Natur erlebt werden. Trittsteine aus Ternitzer Konglomeratstein weisen den Weg, Linien aus Mühlviertler Granit bezeichnen den Verlauf der geomantischen Kraftlinien, an deren Kreuzungspunkt die konzentrierte Energie wahrnehmbar ist. Unter www.wien.gv.at/ma43/ erfährt man alles über den Zentralfriedhof und sein 130jähriges Jubiläum.

Währinger Schubertpark - Städtische Parkanlage und historischer Gräberhain
Der Schubertpark befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Währinger Ortsfriedhofes, der 1769 im biedermeier-klassizistischem Stil errichtet und im Jahr 1873 geschlossen wurde. Berühmte Persönlichkeiten wie Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Franz Grillparzer und Johann Nestroy fanden hier ursprünglich ihre letzte Ruhestätte.

Der Friedhof kam 1912 in den Besitz der Gemeinde Wien, die beschloss, das Areal in einen Park umzuwandeln. Im Jahre 1924 wurden die Bestatteten auf andere Friedhöfe überstellt, zurück blieb ein bis heute erhaltener, von einer Mauer umschlossener Gräberhain, bestehend aus rund vierzig bedeutenden Biedermeier- Grabmälern. Die ehemaligen Grabstellen Beethovens und Schuberts blieben erhalten. Im Jahre 2003 wurde unter dem Schubertpark an der Währinger Straße eine Garage fertiggestellt, die Parkanlage wieder hergestellt und ein neuer Spiel- und Sportbereich errichtet.

Währingerpark - Ehemaliger "Nobelfriedhof"
Auf dem heutigen Areal des Währingerparks befand sich ab 1783 der Währinger Allgemeine Ortsfriedhof, der als Nobelfriedhof galt, befanden sich doch dort hauptsächlich sogenannte "Promi- Grabstätten" wie jene von Franz Grillparzer und Johann Nestroy. Es war die erste Parkanlage der Ersten Republik, die 1923 von einem Friedhof in einen Park umgewandelt wurde. Der kleine versperrte Grabhain, bestehend aus 58 kulturgeschichtlich wertvollen und daher denkmalgeschützten Grabsteinen, ist nach telefonischer Rücksprache zu besichtigen. (Parktelefon unter 478 34 98, Hr. Johannes Walter)

St. Marxer Friedhof - Park unter Denkmalschutz
Der St. Marxer Friedhof, von 1784 bis 1874 belegt, wurde nach der Eröffnung des Zentralfriedhofes stillgelegt. Viele Jahrzehnte war der St. Marxer Friedhof eine verlassene Stätte und dessen Fortbestand gefährdet. Im Jahre 1937 wurde die Anlage erstmals instandgesetzt, unter Denkmalschutz gestellt und im selben Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute wird dieser stimmungsvolle Park als Kultur- und Erholungsstätte von der Bevölkerung geschätzt. Friedhof, Gedenkstätte, Kulturdenkmal und Parkanlage bieten den WienerInnen einerseits einen idyllischen Hort der Ruhe, die berühmte Grabstätte Mozarts, der 1791 starb, lockt heute jedoch zahlreiche BesucherInnen aus aller Welt. Die Parkanlage ist von November bis März von 7 Uhr an bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Es besteht generelles Hunde- und Fahrradverbot.

Haydnpark - "Der Kleinste"
Der im Jahre 1926 eröffneten Haydnpark, von 1783 bis 1874 als "Hundsthurmer Friedhof" bekannt, ist mit einer Fläche von 31 000 m2 der kleinste kommunale Friedhof. Es erinnert heute noch der Grabstein mit der Inschrift "Nicht ganz werde ich sterben" an den großen Komponisten Josef Haydn.

Märzpark - "Der Größte"
Der ehemalige "Schmelzer Friedhof" war mit einer Fläche von rund 74 000 m2 der Größte unter den kommunalen Friedhöfen und wurde 1928 als Märzpark eröffnet. Benannt wurde der 16 000 m2 große Park nach den 35 Gefallenen des 13. März 1848, die hier als erste ihre letzte Ruhestätte fanden. Nach ihrer Überstellung auf den Zentralfriedhof im Jahre 1888 erinnert heute nur mehr ein kleiner Gedenkstein an die damaligen Ereignisse. Ein Drittel des Parks wurde 2004 mit einer Tiefgarage versehen, die Parkneugestaltung vom Atelier-Landschaft kinder- und jugendfreundlich gestaltet.
     
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