Wien (rk) - "Die heutige Enthüllung einer Gedenktafel ist mehr als ein symbolischer Akt. Vielmehr
handelt es sich dabei um den Abschluß eines langfristigen Projektes der Berufsschule für Elektrotechnik
1, bei dem in enger Kooperation von Schuldirektor, LehrerInnen und SchülerInnen sowie unter Mitwirkung einer
Vielzahl anderer öffentlicher Stellen die Geschichte der Wiener jüdischen Berufsschüler aufgearbeitet
wurde", stellte Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl am Mittwoch (27. 10.)
im Rahmen der Enthüllung einer Gedenktafel bei der Berufsschule (Mollardgasse 87) für die zwischen 1938
und 1945 vertriebenen oder ermordeten jüdischen Wiener Berufsschüler fest.
Brandsteidl betonte, dass "nur die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte davor bewahren kann, diese
wiederholen zu müssen. Umso wichtiger und erfreulicher ist es, dass die Schule mit ihrem Projekt - weit über
das hinausgehend, was sie laut Lehrplan eigentlich zu leisten hätte - eine so intensive und sicher auch schmerzliche
Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Schule gesucht hat."
So sei an der heutigen Berufsschule für Elekrotechnik 1 in der Mollardgasse 87 selbst seit dem 13. Mai 1938
eine so genannte "J-Sammelklasse" eingerichtet worden, in die alle 23 jüdischen Lehrlinge der Schule
versetzt wurden. Die Klasse wurde bis zum 2. Juni 1938 geführt. Im folgenden Schuljahr scheint sie nicht mehr
auf. Den heutigen Schülern der Schule gelang es bei ihrem Projekt, die Geschichte dieser 23 jüdischen
Schüler zu rekonstruieren: So sei zwar allen die Flucht aus Österreich gelungen, ein Schüler jedoch
sei beispielsweise später in Belgien verhaftet und von dort nach Ausschwitz gebracht worden, wo er ermordet
wurde.
An der Gedenktafelenthüllung nahm unter anderem der heute in der USA lebende Leo Bretholz, einer dieser 23
damaligen jüdischen Berufsschüler, teil. Gemeinsam mit Brandsteidl enthüllte er die Gedenktafel.
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