Geschichte Amerikas: Im www "nichts Neues"  

erstellt am
28. 10. 04

Corinna Dirisamer erhält für ihre Dissertation zur "Entdeckung Amerikas im World Wide Web" den Fullbright Prize in American Studies 2004
Salzburg (universität) - „Im World Wide Web nichts Neues“, so fasst der Amerika-Experte an der Universität Salzburg Reinhold Wagnleitner ein Hauptergebnis der Dissertation zusammen: Auch im - angeblich so offenen - Cyber Space finden sich kaum neue Geschichtsbilder zur „Entdeckung Amerikas“.

Corinna Dirisamer, die an der Universität Salzburg Geschichte, Kommunikations-, Politik- und Rechtswissenschaften studiert hat, erhält am 5. November im Rahmen der diesmal von MitarbeiterInnen der Universität Salzburg organisierten Tagung der Austrian Association for American Studies (AAAS) auf Schloss Leopoldskron den Fullbright-Preis 2004 (16 Uhr). Den Preis wird der neue Public Affairs Officer der US-Botschaft in Wien William Wanlund überreichen. Die Laudatio für Dirisamer hält Reinhold Wagnleitner.

Grenzüberschreitungen als Thema
Die AAAS wurde 1974 auf Schloss Leopoldskron, dem Sitz des Salzburg Seminar in American Studies, gegründet. Die Konferenz zum 30. AAAS – Jubiläum vom 5. bis 7. November 2004 wird von AAAS-Präsidentin Hanna Wallinger und Dorothea Steiner, beide Fachbereich für Anglistik und Amerikanistik der Universität Salzburg, zum Thema „Transitions: Race, Culture, and the Dynamics of Change“ organisiert.

Es geht also um Grenzüberschreitungen in den U.S.A. in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und deren sozialen, kulturellen, politischen und geographischen Dimensionen. Beiträge kommen von anerkannten ExpertInnen und ebenso von DiplomandInnen und DissertantInnen, die ihre Forschungprojekte vorstellen. Am Samstag, den 6. 11. findet eine Lesung der bekannten amerikanischen Schriftstellerin und Krimiautorin Valerie Wilson Wesley statt (Great Hall, 20:30 Uhr).

World Wide Web noch lange nicht weltweit offen
Wie Geschichte im World Wide Web präsentiert bzw. inszeniert wird, hat die gebürtige Salzburgerin, die heute bei BMW Austria den Bereich Neue Medien leitet, am Beispiel einer der wichtigsten Themen der Geschichte der Neuzeit untersucht, nämlich der Entdeckung und Eroberung Amerikas 1492 und der darauf folgenden Europäisierung der Welt.

Nach dem Urteil der Gutachter – Wagnleitner und des Amerika-Experten an der Universität Bochum Michael Wala – hat Corinna Dirisamer mit ihrer Dissertation in mehrfacher Hinsicht Pionierarbeit geleistet: einerseits hat sie mittels der vier weltweit am meisten verwendeten Suchmaschinen (http://www.yahoo.com, http://www.altavista.com, http://www.english.lycos.com und http://www.google.com) Amerika am WWW neu entdeckt, andererseits bietet sie erstmals ein umfassendes Bild davon, wie Geschichte im World Wide Web, einem - nicht nur für die Geschichtsforschung noch weitgehend unentdeckten - Kontinent vorgestellt wird.

Nicht zuletzt setzt sich die Autorin als ausgezeichnete Kennerin des WWW mit dessen Möglichkeiten und Grenzen kritisch auseinander. Sie widerlegt den Mythos vom freien Zugang für Nachfrager und Anbieter von Informationen und macht deutlich, dass nach wie vor die weit überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung von seiner Nutzung ausgeschlossen ist.

So liegen beispielsweise nur drei der insgesamt dreizehn zentralen Drehachsen des Internet, der Root-Server, außerhalb der U.S.A., nämlich je einer in Stockholm, London und Tokio. So haben außerhalb der OECD-Staaten nur Bruchteile von einem Prozent der Menschen Zugang zum Internet, und die OECD steht nur für 19 Prozent der Weltbevölkerung. Daraus ergibt sich: die Welt und das weltweite Netz nur für eine relativ kleine Gruppe von Menschen global.
     
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