Grabstätte für tot geborene Kinder in Mistelbach  

erstellt am
27. 10. 04

Caritasdirektor Landau: "Wichtiges Zeichen für Kultur des würdevollen Umgangs mit Sterben und Tod
Wien (stephanscom.at) - Die Weinviertler Bezirksstadt Mistelbach hat eine neue Grabstätte für tot geborene Kinder und Fehlgeburten. An der Segensfeier auf dem Friedhof Mistelbach am Montagnachmittag (25. 10.) nahm auch der Wiener Caritasdirektor Michael Landau teil, der die neue Einrichtung und den damit verbundenen Umgang mit der Trauer der Eltern "als zeichenhaften Weg" bewertete. Alle tot geborenen Kinder und Fehlgeburten können nun kostenlos und anonym bestattet werden. Die Stadtgemeinde stellt dazu eine Grabstelle, ein Steinmetz die Arbeitszeit zur Errichtung des Grabes kostenlos zur Verfügung, der Bestatter übernimmt die Beisetzungen ebenfalls gratis. Die Segensfeier wurde vom Mistelbacher Stadtpfarrer P. Franz Exiller geleitet.

Die Initiative zur neuen Grabstätte war von der "Arbeitsgemeinschaft Hospiz" Mistelbach ausgegangen, Koordinatorin Angela Siquans von der Caritas bekam dafür Unterstützung u.a. durch die Stadtgemeinde Mistelbach und das dortige Krankenhaus. Tot geborene Kinder, die ein Gewicht unter 50 Dekagramm haben, sowie Fehlgeburten werden nicht beurkundet und haben keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Begräbnis. Meistens werden diese Kinder irgendwo "beigelegt", so Angela Siquans. Ganz selten hätten Eltern in dieser psychisch belastenden Situation die Kraft, sich in Eigeninitiative für eine Bestattung ihres Kindes
einzusetzen: "Aus der Trauerarbeit mit betroffenen Eltern weiß man aber, wie wichtig es ist zu wissen, wo das verstorbene Kind begraben liegt". Oft trete dieses Bedürfnis erst nach einiger Zeit auf, wenn der Schock nachlässt, der Tod und Verlust des Kindes allmählich realisiert wird und der lange Weg der Trauer beginnt. In vielen Gesprächen mit betroffenen Eltern habe sie eines immer besonders berührt, so Siquans: "Die Sehnsucht, dem verlorenen Leben einen Platz zu geben, egal wie jung dieses Leben auch war".

Caritasdirektor Landau strich bei der Segensfeier die Bedeutung von Nähe und Respekt hervor: "Dort, wo es um Trauer geht, braucht es in unserer Gesellschaft dringend Nähe, aber auch Respekt. Es geht um die Nähe, die sagt, ich bin da, wenn du mich brauchst, ich bin da und halte auch die Sprachlosigkeit aus, ich bin da, und weine auch mit dir. Und es geht um den Respekt, der sagt, du hast ein Recht auf Trauer und du darfst so trauern, wie du es für dich entscheidest". In Mistelbach werde auch ein wichtiges Zeichen dafür gesetzt, dass "das Sterben einen Platz in unserem Leben hat". Es gehe um eine Kultur des würdevollen Umgangs mit dem Sterben und mit dem Tod.
     
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