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US-Außenpolitik / Österreich und EU-Beutritt der Türkei |
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erstellt am
08. 11. 04
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Cap
erwartet sich keine Änderung
Europa muss geschlossen und selbstständig auftreten
Wien (sk) - Keine Änderung in der US-Außenpolitik erwartet sich der geschäftsführende
SPÖ-Klubobmann Josef Cap aufgrund der Tatsache, dass die Wähler für die bisherige Politik von George
W. Bush votiert haben. Gerade deshalb sei es nun wichtig, dass Europa geschlossen und selbstständig auftritt,
um in den USA und der Welt ernst genommen zu werden. Dafür, so Cap am Freitag (05. 11.) in einer Pressekonferenz,
seien eine Konsolidierung und Vertiefung der EU notwendig, aber auch der Beschluss einer EU-Verfassung. "Die
EU muss als starker transatlantischer Partner auftreten, Initiativen und wirtschaftspolitische Akzente setzen und
in der Friedenspolitik gemeinsam vorgehen." Hier tätig zu werden, seien Solana, Ferrero-Waldner und Barroso
aufgerufen.
Cap betonte außerdem, dass man sich dem Wim-Kok-Bericht und der darin vorgebrachten Kritik - etwa an der
europäischen Beschäftigungs- und Wettbewerbspolitik oder der überfrachteten Agenda - ernsthaft auseinandersetzen
müsse. Es seien neue Initiativen notwendig, denn sonst würden das Scheitern des Sozialmodells Europa
und massiver Wohlstandsverlust drohen. Der gf. SPÖ-Klubobmann erinnerte daran, dass die Gründe für
einen EU-Beitritt Österreichs das Sozial- und Friedensprojekt gewesen seien, es könne daher jetzt nicht
in Richtung Lohndumping und Sozialabbau gehen.
Cap forderte weiters, dass in Zukunft die UNO Basis für die Anti-Terrorbekämpfung sein müsse. Auch
in Zusammenhang mit dem Krisenherd Iran müssten die USA und Europa gemeinsam vorgehen. Für die anbrechende
Zeit nach Arafat müsse es eine Kooperation USA-EU geben, um für Israel und Palästina zu einer Krisenregelung
zu kommen und um Eskalationen zu vermeiden.
Mit Befremden habe er, Cap, dem heutigen "Kurier" entnommen, dass ÖVP-Obmann Schüssel von der
EVP beauftragt worden ist, ein Modell für offene Verhandlungen mit der Türkei zu entwickeln. "Verhandlungen
ohne Ziel und Lösung wohlgemerkt und ohne politische und rechtliche Grundlage. Mich würde interessieren,
was Schüssel dort vorlegen will", so Cap, der darauf hinwies, dass die SPÖ am 15. Dezember, einen
Tag vor dem EU-Gipfel, im EU-Hauptausschuss einen Antrag stellen werde, in dem es um ein alternatives Partnerschaftsmodell
gehen wird. |
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Lopatka:
Schüssel übernimmt als Koordinator wichtige Aufgabe
Wien (övp-pk) - "Die Aufgabe, die Bundeskanzler Schüssel als Koordinator der EVP für
die Verhandlungen der EU mit der Türkei übernommen hat, ist eine wichtige und zeigt, welche Reputation
Schüssel innerhalb der EU zukommt", sagte ÖVP- Generalsekretär Dr. Reinhold Lopatka am Freitag
(05. 11.) in Reaktion auf Aussagen des SPÖ-Klobobmanns Josef Cap. Die Volkspartei setze sich auch auf
europäischer Ebene für eine bestmögliche Politik im Interesse der Bevölkerung ein. Das Thema
Türkei sei eben von großer Bedeutung für die Europäische Union. "Und Bundeskanzler Schüssel
übernimmt daher auch in dieser Angelegenheit gerne die Verantwortung und das unterscheidet ihn wohltuend von
der Gusenbauer-SPÖ", so Lopatka.
"Die Vorkommnisse rund um den Finanzausgleich sprechen nicht gerade dafür, dass die SPÖ in der Lage
dazu ist, in welchem Bereich auch immer Verantwortung zu übernehmen", so der ÖVP- Generalsekretär.
Wer kein Ziel habe, habe klarerweise auch Probleme damit, den Weg dorthin zu definieren. In diesem Sinne sei die
SPÖ auch nicht dazu fähig, das vom Parteivorsitzenden ausgegebene Motto "startklar" umzusetzen.
"Ohne Konzepte und ohne Führung irrt die SPÖ orientierungslos in der politischen Landschaft umher.
Cap bleibt letztendlich nichts anderes über, als neidvoll auf die Erfolge der Regierung und das Engagement
von ÖVP-Obmann und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zu blicken", so Lopatka abschließend. |
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Bösch gegen EU-Beitritt der Türkei
Wenn überhaupt Verhandlungen, dann ohne Beitrittsoption
Wien (fpd) - Anläßlich der Beauftragung von Bundeskanzler Schüssel durch die
EVP, die Koordination für die Verhandlungen der EU mit der Türkei zu übernehmen, sprach sich am
Freitag (05. 11.) der freiheitliche Europasprecher und stellvertretende Klubobmann, Dr. Reinhard E. Bösch,
erneut gegen einen Beitritt der Türkei zur EU aus.
Eine weitere Vergrößerung der Union dürfe es nur auf europäischem Boden geben und erst auf
Grundlage einer soliden wirtschaftlichen Basis und nicht eines politischen Kraftaktes erfolgen. In sensiblen Bereichen
wie der atomaren Sicherheit oder den Menschenrechten müsse sichergestellt sein, daß künftige Beitrittskandidaten
europäischen Standard einhielten, betonte Bösch. Hinsichtlich der Ausweitung der Unionsgrenzen gelte
es festzuhalten, daß eine echte, tiefe Integration nur dann gelingen werde, wenn die Staaten und Völker
einen vergleichbaren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergrund hätten - und wenn sie, geographisch
betrachtet, auch auf europäischem Boden beheimatet seien.
Bösch sieht die Türkei mehrheitlich weder auf europäischem Boden noch kulturell und ideologisch
auf gleichem Stand mit den derzeitigen Mitgliedsländern. Bösch erinnerte auch an die Schwierigkeiten
der Türkei, die Kopenhagen-Kriterien zu erfüllen. Diese schreiben eine stabile Demokratie, eine funktionierende
Marktwirtschaft und die Fähigkeit, EU-Recht umzusetzen, vor.
Ein angemessenes Lohnniveau in den Beitrittskandidatenländern sei für die volle Freizügigkeit auf
dem Arbeitsmarkt ein unabdingbares Muß für den Beitritt zur EU. Eine wirtschaftlich und politisch starke
Union könne nur aus annähernd wirtschaftlich gleich potenten Partnern bestehen. "Laut einer Studie
der London School of Economics kostet der EU der Beitritt der Türkei in den ersten drei Jahren 45 Milliarden
Euro an Förderungsgeldern. Das sind elf Prozent des gesamten europäischen Haushaltes, oder gleich viel
Geld, wie die Aufnahme der zu Jahresbeginn beigetretenen zehn neuen Mitgliedsländer gekostet hat."
"Als vor 40 Jahren damit begonnen wurde", so Bösch weiter, "der Türkei Avancen in Bezug
auf einen Beitritt zu machen, war die Lage eine ganz andere. Wir hatten es mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
zu tun, die ausschließlich ökonomische Ziele verfolgt hat. Die lange Dauer von vier Jahrzehnten ist
ein deutlicher Beweis dafür, daß schon damals alle Beteiligten wußten, daß dieses Angebot
nie ernst gemeint war. Heute sind wir nicht mehr nur eine Wirtschafts-, sondern eine politische Wertegemeinschaft
geworden, die eine ganz klare Zukunftsvorstellung hat."
Abschließend forderte Bösch Bundeskanzler Schüssel auf, im Sinne Österreichs und der EU, die
Verhandlungen mit der Türkei nicht in Richtung Beitritt, sondern in Richtung der Gestaltung politischer und
wirtschaftlicher Beziehungen anzulegen. Dieser zukünftige Vertrag mit der Türkei sollte laut Bösch
Modellcharakter für die Verhältnisse mit anderen Ländern, wie zum Beispiel der Ukraine und Weißrußland,
haben, Länder, mit denen die EU gute Beziehungen haben müsse, welche aber nie Mitglied werden könnten. |
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