Wirtschaftspolitik / Arbeitslosigkeit  

erstellt am
04. 11. 04

Arbeitslosigkeit steigt leicht gegenüber dem Vorjahr
Bei Männern Arbeitslosigkeit rückläufig
Wien (bmwa) - Die Arbeitsmarktstatistik weist für Ende Oktober 2004 den Bestand an vorgemerkten arbeitslosen Personen mit 224.637 aus, das ist gegenüber dem Wert des Vorjahres eine Zunahme um + 1.003 bzw. +0,4%. Die beim Arbeitsmarktservice vorgemerkten Frauen sind um +2.573 (+2,4%) auf 108.071 angestiegen, während die Arbeitslosigkeit der Männer um -1.570 oder -1,3% auf 116.566 abgenommen hat. Weiterhin rückläufig ist auch die Zahl der vorgemerkten jugendlichen Arbeitslosen (bis 24 Jahre) mit -618 (-1,6%) und jene der älteren Arbeitslosen (über 49 Jahre) mit -3.501 (-7,7%). In drei Bundesländern ist Ende Oktober die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen gegenüber dem Vorjahreswert zurückgegangen. Am deutlichsten ist der relative Rückgang in Wien (-3,4%), gefolgt von der Steiermark (-2,8%) und Kärnten (-0,9%).

Ende Oktober 2004 beträgt die Zahl der unselbständigen Beschäftigten (vorläufige Beschäftigtendaten des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger; ohne geringfügige Beschäftigungsverhältnisse und ohne Freie Dienstverträge) insgesamt 3.227.639 (1.760.723 Männer, 1.466.916 Frauen). Das ist gegenüber dem Vorjahreswert ein Zuwachs um +21.932 bzw. +0,68%. Dabei ist berücksichtigt, dass im Vorjahr Schulungsteilnehmer/innen an AMS-Kursen als beschäftigt' gegolten haben, was seit Beginn dieses Jahres nicht mehr der Fall ist.

Position Österreichs im internationalen Vergleich
EUROSTAT weist Ende September 2004 für Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,5% aus. Österreich liegt damit im internationalen Vergleich nach wie vor äußerst günstig.
Die österreichische Arbeitslosenquote liegt – nach Luxemburg (4,3%) und Irland (4,4%) – an dritter Stelle in der Europäischen Union. Die Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt mit 9,0% (August 2004) das Doppelte des österreichischen Wertes.

Offene Stellen
Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hält weiter an: Ende Oktober 2004 liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 23.461 um +13% (+2.696) über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres.

Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode hat im Oktober 2004 113 Tage betragen. Die Verweildauer ist somit um 9 Tage länger als im Oktober 2003.

Langzeitarbeitslosigkeit
Ende Oktober 2004 ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer über einem Jahr gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um -2.529 bzw. -12,1% zurückgegangen.

Entwicklung in den Bundesländern
Ende Oktober ist die Arbeitslosigkeit in Wien (-3,4%; -2.609), in der Steiermark (-2,8%; -818) und in Kärnten (-0,9%; -143) rückläufig. Zuwächse über dem bundesweiten Durchschnitt verzeichnen Vorarlberg (+15%; +1.289), Salzburg (+5,7%; +700), Tirol (+5,5%; +1.041) und Niederösterreich (+3,6%; +1.209). Im Burgenland (+1,4%; +87) und in Oberösterreich (1,1%; 247) ist ein leichter Anstieg zu konstatieren.

Jugendliche
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im Oktober 2004 um -1,6% (-618) auf 38.519 abgenommen. In der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit -5,2% (-561 auf 10.166) stärker ausgeprägt als bei den 20- bis 24-Jährigen mit -0,2% bzw. -57 auf 28.353.

Die Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) ist in Österreich mit 9,8% (September 2004) knapp halb so hoch wie im europäischen Durchschnitt (18,1 % im August 2004).

Lehrstellenmarkt
Wie in den Vormonaten ist die Zahl der Lehrstellensuchenden Ende Oktober rückläufig (-186 bzw. -2,9% auf 6.141). Bei den gemeldeten offenen Lehrstellen ist mit -178 bzw. -7,4% auf 2.236 ebenfalls eine Abnahme zu verzeichnen. Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit werden im heurigen Jahr bis zu 7.800 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt.

Abnahme der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen entwickelte sich mit einer Abnahme von -7,7% (-3.501 auf 42.118) weiterhin günstig. Wie in den Vormonaten ist dabei die Arbeitslosigkeit sowohl in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen (-1.276 oder -5,8%) als auch bei den 55- bis 59-Jährigen (-2.377 oder -12,5%) rückläufig. Hingegen ist bei den über 59-Jährigen ein Zuwachs von +152 bzw. +3,3% zu verzeichnen.

Entwicklung nach Branchen
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit ist ausschließlich auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen: Überdurchschnittlich stark steigt Ende Oktober die Arbeitslosigkeit im Fremdenverkehr (+1.988; +4,6%), bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+425; +2,9%), den sonstigen Diensten (+497; +7,1%), im Gesundheits- und Sozialwesen (+341; +5,2%) und im Einzelhandel (+402; +1,8%).

Im Sekundärsektor ist die Zahl der vorgemerkten Personen gegenüber dem Vorjahreswert nach wie vor rückläufig. Hier ist sowohl in der Sachgütererzeugung (-831; -2,2%) als auch im Bauwesen (-1.135; -4,4%) eine Reduktion der Arbeitslosigkeit zu beobachten.

Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Ende Oktober 2004 ist bei den vorgemerkten Arbeitslosen mit mittlerer Schulbildung (-0,4%; -58) und Lehrabschluss (-1%; -793) eine Abnahme zu verzeichnen.
Zunehmende Arbeitslosigkeit gibt es bei Personen mit akademischer Ausbildung (+5,4%; +469), ohne abgeschlossene Schulbildung (+2,8%; +290), mit Pflichtschulabschluss (+0,8; +685) und bei der Gruppe mit höherer Ausbildung (+0,8%; +171).
Anteilsmäßig entfallen 80% des Bestands aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss.

Schulungen und Förderungen durch das Arbeitsmarktservice
Mit 48.992 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im Oktober 2004 um +5.066 bzw. +11,5% über dem Vorjahresniveau. Differenziert nach Altersgruppen sind die Schulungsaktivitäten für Jugendliche (+19,4% bzw. +3.053 auf 18.759) und auch für über 49-Jährige (+59,5% bzw. +1.984 auf 5.316) kräftig zunehmend.

Die Schulungsteilnehmer/innen rekrutieren sich schwerpunktmäßig aus den Berufsgruppen Büroberufe (9.893), Handel (6.708), Metall-/Elektroberufe (5.866) und den Hilfsberufen (5.434). Aus diesen Berufsgruppen kommen 57% aller in Schulung befindlichen Personen. 

 

 Silhavy übt scharfe Kritik an Minister Bartenstein
"Angesichts ständig wachsender Arbeitslosigkeit nutzt das Eingeständnis von Minister Bartenstein, dass diese Entwicklung 'erfreulich' sei, herzlich wenig!"
Wien (sk) - Die neuesten Arbeitsmarkt-Daten zeigen, dass es im Jahresvergleich wieder um 1.000 arbeitslose Personen mehr gibt. Mit jenen Menschen, die sich in einer AMS-Maßnahme befinden waren im Oktober 273.629 Menschen auf Arbeitssuche. "Bartenstein versucht, die einzelnen Gruppen der Betroffenen gegeneinander auszuspielen, indem er Schwerpunkte setzt, aber keinerlei zusätzliche Mittel zur Verfügung stellt", so die Kritik von SPÖ-Sozialsprecherin Heidrun Silhavy.

Als besonders problematisch sieht Silhavy auch die Entwicklung in der Beschäftigung. Immer mehr Teilzeitarbeitsplätze ersetzen Vollzeitarbeit. In Fällen der Arbeitslosigkeit führt dies nicht selten dazu, dass Menschen nur mehr mit einem Zuschuss der Sozialhilfe über die Runden kommen. Die ständige Zunahme an unsicheren Arbeitsplätzen erschwere dazu noch die Zukunftsperspektiven der Menschen.

"Bartenstein spricht zwar immer von der Talsohle die durchschritten sei, aber die Zahlen sprechen vom Gegenteil", kritisiert Silhavy. Sie fordert daher eine höhere Dotierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik, um den arbeitssuchenden Menschen auch tatsächlich Qualifikationsangebote zur Verfügung zu stellen, die für den Verbleib am Arbeitsmarkt Nachhaltigkeit haben: "Bartenstein soll endlich handeln."

 

Bartenstein schaut steigender Frauenarbeitslosigkeit tatenlos zu
Weinzinger: Arbeitsminister hält 300.000 Menschen ohne Arbeit für 'äußerst günstig'
Wien (grüne) - "Die Arbeitslosigkeit bei Frauen steigt derzeit drastisch. Arbeitsminister Bartenstein sieht dieser Entwicklung tatenlos zu", kritisiert Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen. Die Frauenarbeitslosigkeit hat um 2,4 Prozent zu-, jene der Männer um 1,3 Prozent abgenommen – ein Trend, der schon seit Mai 2004 besteht. Vor diesem Hintergrund mutet es zynisch-skurril an, dass Staatssekretärin Haubner heute 'Politik für Männer' einfordert und einen Ausbau der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Männer fordert. Frauenministerin Rauch-Kallat zieht es dagegen vor, 'vornehm' zu schweigen.

Bartenstein soll zusätzliche Mittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gegen Frauenarbeitslosigkeit zur Verfügung stellen. "Schon jetzt weist der Armutsbericht darauf hin, dass Armut weiblich sei. Das wird sich verschärfen, wenn die Arbeitslosigkeit bei Frauen weiter steigt", so Weinzinger.

"Minister Bartenstein fällt dazu und zu den mehr als 300.000 ingesamt arbeitslosen Menschen nur der angeblich 'äußerst günstige' internationale Vergleich ein. Ein bisserl weniger Zynismus und erheblich mehr Engagement im Einsatz für arbeitslose Menschen täte dem Minister ganz gut", so Weinzinger.  
     
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