Wien (onb) - Univ.-Doz. Dr. Josef Christl, Mitglied des Direktoriums der OeNB, präsentierte eine Studie
der Nationalbank, in der erstmals für die EU ein Arbeitskostenindex zur Messung der Arbeitsmarktflexibilität
entwickelt wurde.
Im Vergleich mit den anderen EU-Staaten weist Österreich eine hohe Arbeitsmarktflexibilität auf. Verantwortlich
dafür sind vor allem relativ flexible Lohnanpassungen an wirtschaftliche Gegebenheiten. Auch die berufliche
Mobilität liegt in Österreich über dem EU-Durchschnitt. Handlungsbedarf sieht Direktor Christl allerdings
hinsichtlich einer stärkeren Flexibilisierung der Arbeitszeit. Hier hinkt Österreich hinter den meisten
EU-Staaten nach.
Verglichen mit Österreich zeigen Großbritannien, Irland sowie Polen, Ungarn und die baltischen Länder
eine etwas höhere Flexibilität bei den Arbeitskosten. Dies ist insbesondere auf niedrige Lohnersatzraten,
sehr dezentrale Lohnverhandlungssysteme und auf die geringe Reichweite von Kollektivverträgen in diesen Ländern
zurückzuführen. Allerdings ist in den neuen Mitgliedstaaten die Arbeitsmarktflexibilität insgesamt
niedrig, da vor allem die regionale Mobilität deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt. Dies stellt für
diese Länder insofern ein Problem dar, als sich mit dem Beitritt zur EU die Bedeutung flexibler Arbeitsmärkte
deutlich erhöht hat. Direktor Christl ist daher der Auffassung, dass im Hinblick auf eine vielleicht schon
baldige Teilnahme dieser Länder am Euroraum weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Arbeitsmarktflexibilität
notwendig sind.
Länder, wie etwa Spanien oder die skandinavischen Staaten, die in dieser Studie im Vergleich schlechter abschneiden,
weisen überdurchschnittlich hohe Lohnersatzraten und eine geringere Flexibilität im Rahmen von Kollektivvertragsverhandlungen
auf. |