Hauptausschuss genehmigt Aufstockung um bis zu 150 Personen
Wien (pk) - Österreich erweitert seine Beteiligung an der in Bosnien und Herzegowina stationierten
UN-Friedenstruppe SFOR (Stabilisation Force). Der Hauptausschuss des Nationalrates stimmte am Mittwoch (03. 11.)
mehrheitlich einem Antrag von Außenministerin Ursula Plassnik zu, das österreichische SFOR-Kontingent
- bis vorerst 31. Dezember 2004 - um weitere 150 Personen aufzustocken. Anlass dafür ist die für Jahresende
geplante Übernahme des von der UNO geleiteten SFOR-Einsatzes durch die EU-Mission "ALTHEA". Österreich
soll dabei gemeinsam mit Finnland die Führungsverantwortung für die multinationalen Einsatzkräfte
im Sektor Nord übernehmen.
Bis zu 50 der vorgesehenen 150 zusätzlichen Soldaten können aus Personen rekrutiert werden, die bei der
KFOR-Mission im Kosovo im Einsatz oder für einen solchen Einsatz vorgesehen sind. Insgesamt sollen jedoch
nicht mehr als 850 Angehörige des Bundesheeres im Rahmen von SFOR und KFOR tätig sein, heißt es
im Antrag der Außenministerin.
Im Interesse der Sicherheit der österreichischen SFOR- und KFOR-Kontingente ist es außerdem bei künftigen
Krisenfällen möglich, bis zu 100 freiwillige Personen des KFOR-Kontingents zur SFOR nach Bosnien und
Herzegowina zu verlegen und umgekehrt. Eine solche Verlegung darf dabei für maximal drei Monate erfolgen.
Diese beiden Anträge der Außenministerin erhielten ebenfalls die mehrheitliche Genehmigung des Hauptausschusses.
Von der Opposition wurden die neuen Flexibilisierungsmöglichkeiten skeptisch beurteilt. Ihrer Ansicht nach
widersprechen sie den gesetzlichen Grundlagen für Auslandsentsendungen. Abgeordneter Peter Schieder (S) bekräftigte
allerdings, dass die SPÖ für die Entsendung zusätzlicher Soldaten nach Bosnien und Herzegowina sei
und sowohl den SFOR- als auch den KFOR-Einsatz für wichtig erachte. Es sei richtig, dass sich Österreich
daran beteilige, betonte er.
Seitens der ÖVP begrüßte Abgeordneter Michael Spindelegger die Aufstockung des österreichischen
SFOR-Kontingents. Er wies darauf hin, dass aktive Friedenspolitik in Südosteuropa zu den außenpolitischen
Schwerpunkten Österreichs zähle. In Richtung Opposition hielt Spindelegger fest, dass nur Teile des SFOR-
bzw. KFOR-Kontingents verschoben werden könnten und etwaige Verlegungen auf Freiwilligkeit der Betroffenen
beruhten.
Außenministerin Ursula Plassnik führte aus, im Mittelpunkt der Überlegungen sei die persönliche
Sicherheit der Soldaten gestanden. Es sei in Krisenfällen wichtig, rasch reagieren zu können.
Einhelligkeit unter den Abgeordneten herrschte in Bezug auf die Verlängerung und teilweise Ausweitung weiterer
internationaler Friedenseinsätze des Bundesheeres bzw. der Exekutive. So wird Österreich in Hinkunft
bis zu zwei Angehörige des Bundesheeres zur Unterstützungsmission der UNO nach Afghanistan (UNAMA) als
Verbindungsoffiziere entsenden. Bislang versah lediglich ein Österreicher in Afghanistan Dienst. Der Einsatz
ist vorerst bis 30. September 2005 begrenzt. Einsatzort ist Kabul, die betreffenden Personen können aber -
je nach Bedarf - auch in Teheran oder Islamabad tätig sein. Die im Rahmen der UNAMA tätigen Verbindungsoffiziere
gehören dem Büro des Militärberaters an und unterstützen diesen bei dessen Aufgaben.
Die Entsendung von bis zu drei ExekutivbeamtInnen im Rahmen der Polizeimission der EU in Mazedonien (EUPOL "Proxima")
wird vorerst bis zum 15. Dezember 2005 fortgesetzt. Die Mission wurde auf Ersuchen Mazedoniens verlängert,
mit dem Ziel, Mazedonien auch weiterhin beim Aufbau eines effizienten und professionellen Polizeiapparats zu unterstützen,
der europäischen Standards entspricht.
Schließlich sollen bis Ende 2005 weiterhin bis zu vier ExekutivbeamtInnen an der Außenstelle der irakischen
Polizeiakademie in Jordanien an der Ausbildung irakischer Polizisten mitwirken.
Insgesamt nehmen derzeit laut Auskunft von Außenministerin Ursula Plassnik 1.095 Österreicherinnen und
Österreicher an Auslandseinsätzen teil. |