Neue Kampagne der MA 48 zur Verkleinerung des Mistbergs - Motto: Das Mistmonster ist eh schon
zu blaaad!
Wien (rk) - "Abfallvermeidung ernst nehmen, heißt konkrete Maßnahmen zur Verkleinerung
des Müllberges aufzuzeigen. Wien setzt seit Jahren konsequent auf Projekte, die Mist erst gar nicht entstehen
lassen", betonte die Wiener Umweltstadträtin Mag.a Ulli Sima am Mittwoch (03. 11.) in einem gemeinsamen
Pressegespräch mit DI Josef Thon, dem Leiter der MA 48, anlässlich der Präsentation der neuen Abfallvermeidungskampagne.
Der heurige Schwerpunkt liegt im Bereich Lebensmittel. Sima: "Eine Studie der Universität für Bodenkultur
belegt: Der Restmüll der WienerInnen besteht zu einem Viertel aus unverbrauchten Lebensmitteln. Darunter fallen
Zubereitungsreste ebenso wie Speisereste, also hauptsächlich zu viel Gekochtes." Überlagerte Lebensmittel,
das sind solche, bei denen das empfohlene Verbrauchsdatum überschritten wurde, machen knapp 12 % des Wiener
Restmülls aus. Sima: "Manches Essbare wird offenbar nur dazu gekauft, um es später in den Mist zu
werfen. Die Hälfte der überlagerten Lebensmittel ist nämlich noch original verpackt. Was dem Einzelnen
kaum auffällt, summiert sich auf eine stolze Zahl: Im Wiener Restmüll finden sich jährlich rund
70.000 Tonnen an überlagerten Lebensmitteln."
Weitere mehr als 16 Prozent des Restmülls machen zudem die Verpackungen der Lebensmittel aus, jeweils zur
Hälfte verursacht durch Nahrungsmittel und Getränke. In einer breit angelegten Kampagne - Motto: Das
Mistmonster ist eh schon zu blaaaad! - sollen die WienerInnen nun darüber informiert werden. Sima: "Ziel
der Kampagne ist es Bewusstsein zu schaffen. Ich bin optimistisch, dass mit dem Wissen, wie groß der Lebensmittel-Anteil
im Mist ist, viele WienerInnen ihre Konsumgewohnheiten überdenken. Wir helfen dabei mit ganz konkreten Tipps."
Tipps zum richtigen Einkaufen
Neben klassischen Plakaten, Citylights, Infoscreen und Hörfunkspots stellt ein "Einkaufs-Block"
im Kampagnen-Design einen zentralen Punkt der Informationsoffensive dar. Der Block wird bei Verteilaktionen erhältlich
sein, kann aber auch beim Misttelefon (546 48) bestellt werden. Er ist selbst schon einer der Ratschläge,
wie der Lebensmittel-Anteil im Mist verringert werden kann. Sima: "Wer vor dem Einkaufen aufschreibt, was
er wirklich braucht, kauft keine unnötigen Lebensmittel. Zahl 2, nimm 3 - wer auf diese Angebote eingeht,
kauft häufig direkt für den Mistkübel ein." Der Block enthält weiters Tipps zur sachgerechten
Lagerung von Lebensmitteln und zur Verringerung des von den Lebensmittelverpackungen verursachten Müllbergs.
Sima: "Gerade bei Getränken steigt der Anteil von Einwegverpackungen dramatisch an. Manche Supermarktketten
verbannen die Pfandflaschen aus ihren Filialen. Für die Konsumenten wird es zunehmend unmöglich, umweltbewusst
einzukaufen. Ich appelliere trotzdem an alle, es weiterhin zu versuchen. Klar ist aber, dass der Umweltminister
hier endlich aktiv werden muss. Die vor kurzem präsentierte Fortschreibung der freiwilligen Selbstverpflichtung
des Handels reicht bei weitem nicht. Ordnungspolitische Maßnahmen wie Pfand oder Einwegabgabe sind überfällig."
Wer Lebensmittel wegwirft
Präsentation der neuen Abfallvermeidungskampagne durch StR. Mag.a Ulli Sima und DI Josef Thon, Foto:
Christian Fürthner - Klicken Sie auf das Bild und Sie erhalten das Foto in Druckqualität (404 kB) Alle
genannten Zahlen basieren auf einer im Auftrag der MA 48 von der Universität für Bodenkultur durchgeführten
Studie mit dem Titel "Nahrungsmittel im Restmüll aus Haushalten". Analysiert wurde der Mist in den
Restmülltonnen von insgesamt 866 Haushalten in neun über ganz Wien verstreuten, nach sozio-demographischen
Kriterien ausgewählten Wohnhausanlagen.
Deutliche Unterschiede ergaben sich bei der parallel durchgeführten Befragung der Bewohner der untersuchten
Haushalte, wie häufig sie Lebensmittel in den Mistkübel werfen: Bei den über 50-Jährigen steigt
der Anteil derer, die "nie" Essbares wegschmeißen auf knapp 50 Prozent, bei den über 60-Jährigen
sogar auf mehr als 60 Prozent. Bei den unter 50-Jährigen liegt dieser Anteil jeweils unter 20 Prozent. Als
möglichen Grund dafür führen die Studienautoren die Werthaltung der älteren Nachkriegsgeneration
an. |