Wien (bpd) - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Außenministerin Ursula
Plassnik informierten am Mittwoch (03. 11.) über die Schwerpunkte beim bevorstehenden EU-Rat in Brüssel.
Dazu gehört der Halbzeitbericht über die Fortschritte bei der Umsetzung der Lissabon Strategie. Dafür
wurde eine eigene Arbeitsgruppe unter Leitung des Niederländers Wim Kok eingerichtet. Ein weiterer Punkt ist
die Entwicklung des Den Haag-Programms, der die innere Sicherheit der Europäischen Union zum Inhalt hat. Als
dritten Punkt führte der Bundeskanzler die Erörterung außenpolitischer Fragen an.
Schüssel: "Der Kok-Bericht analysiert sowohl Stärken als auch Schwächen bei der Umsetzung dieser
Strategie. Österreichs Regierungspolitik setzt genau diese Ziele um. So haben wir die Forschungsquote angehoben,
investieren in die Zukunftssicherung, Bildung und Qualifikation. Wir haben den Arbeitsmarkt flexibilisiert und
wir haben die EU Erweiterung als Chance für die österreichische Wirtschaft nutzbar gemacht." Gleichzeitig
hob der Bundeskanzler die kritischen Schlussfolgerungen des Kok-Berichts hervor. So würde ohne Gegensteuerung
die demographische Entwicklung in Europa zu einer drastischen Reduzierung des Wirtschaftswachstums führen.
Der Bericht prognostiziert als worst case Szenario, dass Europas Wirtschaftswachstum bis zum Jahr 2030 von derzeit
2,5% auf 1,25% zurückfallen und das Pro Kop Einkommen um 20% sinken könnte. Außenministerin Ursula
Plassnik unterstrich die Notwendigkeit, die eingegangenen Verpflichtungen der Lissabon Strategie in den einzelnen
Staaten umzusetzen. Plassnik: "Man darf die Ziele nicht aufgeben, sondern man muss an der gemeinsamen Verantwortung
festhalten. Das gilt auch für die Parlamente und Sozialpartner. Österreich liegt im europäischen
Vergleich gut, aber wir sollten weitere Anstrengungen insbesondere bei der Beschäftigung von älteren
Arbeitnehmern unternehmen."
Zum Themenbereich innere Sicherheit meinte Außenministerin Plassnik: "Wir haben erste Erfolge bei der
Ausarbeitung einer gemeinsamen Asylpolitik und der Schaffung eines einheitlichen europäischen Rechtsraumes
und der Bekämpfung von Kriminalität erzielt." In diesem Zusammenhang wies sie auf den europäischen
Haftbefehl, die Schaffung von Mindeststandards im Asylbereich, die Einführung einer europaweiten Datei für
Fingerabdrücke bei Asylwerbern, die Anerkennung von zivilrechtlichen Urteilen und die Schaffung einer EU Außenagentur
hin. Bundeskanzler Schüssel ergänzte: "Österreich ist mit den Vorschlägen der niederländischen
Präsidentschaft voll inhaltlich einverstanden. Sie liegen auf der Linie, die Ernst Strasser und Benita Ferrero-Waldner
vorgegeben haben. Wir haben ein großes Interesse, dass diese Ansätze auf europäischer Ebene vorangetrieben
werden." Österreich befürwortet eine gerechte Lastenverteilung für die Kosten der Migrationsströme,
die Einführung von einheitlichen Standards des Grenzschutzes und die Einführung einer Eingreiftruppe.
Begrüßt wird von Österreich auch der Ausbau der Beobachtungsstelle in Wien zu einer Menschenrechtsagentur. |