Bildungspolitik  

erstellt am
02. 11. 04

 Gusenbauer: "Bildung ist die Grundlage unseres Lebens"
SPÖ präsentiert Entwurf des Bildungsprogramms
Salzburg (sk) - "Bildung war und ist für die Sozialdemokratie ein entscheidendes Feld", unterstrich SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer bei einer Pressekonferenz anlässlich der Präsentation des Entwurfs des SPÖ-Bildungsprogramms gemeinsam mit SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal, SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser und der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller am Freitag (29. 10.) in Salzburg. Bildung stelle die zentrale Grundlage des Lebens dar, für die Sozialdemokratie gelte deshalb: "Jedes Kind ist wertvoll", so Gusenbauer. Die wichtigste Forderungen des SPÖ-Bildungsprogramms: Der Kindergarten als Bildungseinrichtung, indem jedes Kind seine Bildungschance bekommen soll, eine neue Schule, die soziale Herkunftschancen besser ausgleicht, eine Verbesserung der beruflichen Bildung, eine Hochschule für pädagogische Berufe und ein Stopp des Raubbaus an den Universitäten. Das SPÖ-Bildungsprogramm soll beim Bundesparteitag am 29. und 30. November in Wien beschlossen werden.

Für Gusenbauer ist klar: "Die SPÖ versteht sich als eine konstruktive Oppositionspartei, die in allen wesentlichen Fragen Alternativkonzepte einbringt". Der Entwurf zum SPÖ-Bildungsprogramm wurde vom "Kompetenzteam Bildung", in dem zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem Wissenschaftsbereich vertreten sind, erarbeitet. Den Leitern des Kompetenzteams, Niederwieser und Broukal, dankte Gusenbauer für ihre "federführende" Arbeit. "Bildung formuliert die Lebenschancen der Menschen und befähigt sie zur Emanzipation, sie ist Voraussetzung für einen selbstständigen und aufrechten Gang durch das Leben", zeigte sich Gusenbauer überzeugt.

"Eine moderne Wissensgesellschaft kann auf die Fähigkeiten und Begabungen der kommenden Generation unter keinen Umständen verzichten", veranschaulichte Gusenbauer den Grundsatz "Jedes Kind ist gleich wertvoll". Bildung sei für die SPÖ eine zentrale Aufgabe des Staates, sie dürfe nicht dem freien Markt überlassen werden und müsse allgemein und kostenlos zugänglich sein, sagte Gusenbauer. "Die SPÖ tritt für ein Bildungssystem ein, das auf die Wünsche und Bedürfnisse der Beteiligten Rücksicht nimmt", so der SPÖ-Vorsitzende weiter. Nur die gleichberechtigte Teilnahme von Schülerinnen und Schülern, Lehrlingen, StudentInnen und auch Erwachsenen im lebensbegleitenden Lernprozess an Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten sichere ein Bildungssystem für die Zukunft, das sich nicht nur auf bloße Wissensvermittlung beschränke, sondern die Menschen zur selbstständigen und freien Gestaltung ihres Lebens befähige.

"Die Möglichkeit eines Kindergartenbesuches muss für alle gegeben sein", forderte Gusenbauer. Eine Voraussetzung dafür sei ein flächendeckendes Angebot. Er sprach sich auch für eine "Schnittstelle" zwischen letztem Kindergartenjahr und Volkschule aus: "Das letzte Kindergartenjahr soll bereits eine starke Vorbereitung zum Volksschuleintritt sein".

Ein weiterer Kernpunkt des SPÖ-Bildungsprogramms ist eine Hochschule für pädagogische Berufe. Die SPÖ tritt für ein gemeinsames Grundstudium für pädagogische Berufe ein, die auch für neue pädagogische Berufe offen ist, die wissenschaftliche Vertiefung solle weiter an den Unis stattfinden.

Die SPÖ setzt sich für eine neue Schule, in der soziale Herkunftsunterschiede besser ausgeglichen werden, ein. Das bedeutet Wahlmöglichkeit zwischen Ganz- und Halbtagsschule: "Unser ambitioniertes Ziel ist es, bis 2010 100.000 Ganztagsschulplätze zu schaffen", unterstrich Gusenbauer und betonte, dass es sich hierbei nicht um "Zwangsmaßnahmen", sondern um die Eröffnung einer Wahlmöglichkeit für Eltern und Kinder auf freiwilliger Basis handle. Im weiteren forderte Gusenbauer eine Senkung der Klassen-Schülerzahlen, eine individuelle Begabungs- und Leistungsförderung, sowie den Ausbau der Integrationsmaßnahmen für ausländische Kinder, durch die Einrichtung von Deutschkursen im Vorschulbereich.

Von zentraler Bedeutung sei auch eine Verbesserung der beruflichen Bildung. So soll ein Wechsel vom Regelschulwesen in das Berufsbildungswesen und wieder zurück möglich sein. "Wir müssen nicht nur eine höhere Qualität der Lehrlingsausbildung erreichen, sondern auch die Möglichkeit schaffen, Lehrabschlüsse nachzuholen", so Gusenbauer.

"Der Raubbau an den Universitäten muss endlich beendet werden", forderte Gusenbauer. Es sei "katastrophal", dass Österreich eine der höchsten "Drop-Out-Raten" der ganzen OECD habe. Die SPÖ unterstütze die Forderung der Rektoren an einem Notfinanzierungsprogramm für die Universitäten im Ausmaß von 100 Millionen Euro und garantiere eine Abschaffung der Studiengebühren , so Gusenbauer. Die SPÖ will die Struktur der nationalen Hochschullandschaft dadurch ergänzen, dass von der EU Hochschulen und Forschungseinrichtungen finanziert werden, in denen Forschung und Lehre auf höchsten Niveau stattfinden können. "Das Abwandern eines beträchtlichen Teils der europäischen Forschungselite muss gestoppt werden", schloss Gusenbauer.

 

 Amon: Gusenbauer für Abschaffung des berufsbildenden Schulwesens
Vorschläge aus der Mottenkiste werden durch Wiederholen nicht besser
Wien (övp-pk) - Man müsse sich langsam fragen, wie oft die SPÖ noch versuchen werde, den Österreicherinnen und Österreichern uraltsozialistische Modelle aus der Mottenkiste als neue Ideen im Bildungsbereich zu verkaufen, sagte ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon am Freitag (29. 10.). "Bereits in den vergangenen Monaten hat die SPÖ nach und nach ein altsozialistisches Modell nach dem anderen aus den Archiven hervorgekramt und präsentiert: Ganztagsschule, Gesamtschule, Abschaffung der Noten und Ähnliches - mit mäßigem Erfolg. Heute präsentiert uns die SPÖ nun also eine Zusammenfassung dieses weder neuen noch auf wissenschaftlichen Erhebungen basierenden Forderungskataloges", erläuterte Amon. "Aber auch durch oftmaliges Wiederholen werden diese Konzepte nicht richtiger."

Es sei allerdings verständlich, dass sich die SPÖ nun wieder auf ihre "Wurzel"-Forderungen zurückbesinne, die jeder der SPÖ- Funktionäre schon von Beginn an kenne: "Die Versuche, moderne eigene Ideen zu entwickeln, waren in den vergangenen Wochen eher nicht von Erfolg gekrönt und haben einzig und allein zu innerparteilichen Querelen in der SPÖ geführt", konstatierte Amon. Da könne es dem Parteivorsitzenden schon eine kleine Verschnaufpause verschaffen, sich wirklich an das von Helmut Zilk sarkastischerweise in den "Kronenzeitung" formulierte Motto "Vorwärts, Genossen, wir marschieren zurück" zu halten.

Zur Forderung der SPÖ nach 100.000 Ganztagsschulplätzen für die kommenden zehn Jahre sei zu sagen, dass man die Entscheidungsfreiheit über die Schulwahl des Kindes bei den Eltern belassen müsse. "Und genau die können jetzt schon gemeinsam mit den anderen Schulpartnern entscheiden, ob eine Schule als Ganztagsschule geführt werden soll oder nicht", so Amon.

Mit diesem Programm zeige die SPÖ abermals, dass für sie nicht die Optimierung unseres ausgezeichneten differenzierten Schulsystems im Vordergrund stehe, sondern "eine Zerschlagung zur Durchsetzung alter ideologischer Forderungen", führte der ÖVP- Bildungssprecher aus. Nicht nur, dass die SPÖ wieder die Vermischung von AHS-Unterstufe und Hauptschule fordere, sie habe diesmal auch die bereits in Gusenbauers "10-Punkte-Programm zur Bildung" formulierte Forderung nach einem Auflösen der Trennung zwischen AHS-Oberstufe und berufsbildenden höheren Schulen weiter konkretisiert: Das heute präsentierte Programm sieht vor, eine Art der berufsbildenden höheren Schulen, nämlich die hervorragenden Bundeslehranstalten für Kindergartenpädagogik, gänzlich auszuradieren. 
     
zurück