OeNB-Studie analysiert Einflussfaktoren des Sparverhaltens der Österreicher
Wien (oenb) - Die Sparquote hat sich in den letzten 15 Jahren beinahe halbiert. Ausgehend von einem
Höchstwert im Jahr 1991 von 14,9% sank sie in den Neunzigerjahren kontinuierlich auf 8,4% im Jahr 2003. Wie
die OeNB-Studie „Determinanten der Sparquote der privaten Haushalte in Österreich“ zeigt, betrug die durchschnittliche
Sparquote in der Periode 1989 bis 1995 12,6%. Im Zeitraum 1996 bis 2002 sank sie auf durchschnittlich 8,3%. Die
rückläufige Sparquote ist aber kein österreichspezifisches Phänomen, sondern kennzeichnet auch
andere Industriestaaten (u. a. USA, Japan, Deutschland, Italien).
Als primären Einflussfaktor führte Univ.-Doz. Dr. Christl das sinkende Zinsniveau in der zweiten Hälfte
der Neunzigerjahre an. Über ein Drittel des Rückgangs von 4,3 Prozentpunkten lassen sich damit erklären.
Eine wesentliche Rolle spielte aber auch die sinkende Inflationsrate, die für rund ein Viertel des Sparquotenrückganges
ausschlaggebend war. Das schwächere reale Wachstum des verfügbaren Einkommens der österreichischen
Haushalte erklärt rund ein Fünftel des Rückgangs der Sparquote. Schließlich schufen die Maßnahmen
zur Budgetkonsolidierung die Erwartung geringerer zukünftiger Steuerbelastungen und bewogen die österreichischen
Haushalte zu einer gewissen Verringerung ihres Sparens.
In Zukunft geht Direktor Christl davon aus, dass die Sparquote wieder leicht anziehen wird: Gemäß OeNB-Prognose
dürfte sie sich bis 2006 wieder Richtung 9% bewegen. Gestützt wird diese Erwartung durch die Pensionsreform:
Steuerliche Förderungen begünstigen die private Pensionsvorsorge und dürften – neben einer Verschiebung
zwischen alternativen Sparformen – auch ein zusätzliches Sparaufkommen bewirken. Überdies trägt
auch ein über den Konjunkturzyklus ausgeglichenes Budget der öffentlichen Haushalte zu einem stabileren
Sparen bei.
Die Studie wird in der Publikation „Geldpolitik & Wirtschaft Q4/04“ Ende Dezember 2004 erscheinen. Ein Vorabdruck
ist auf der OeNB-Homepage (www.oenb.at) verfügbar.
Anmerkung:
Sparquote: Das Sparen der Haushalte ergibt sich als Differenz des verfügbaren Einkommens und des privaten
Konsums. Sparen im Sinne der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung enthält einerseits Geldvermögen (z.
B. Spareinlagen, Investmentfonds, Aktien) und andererseits Sachvermögen (Häuser, Wohnungen, Wertgegenstände).
Die Sparquote ist das Verhältnis des so definierten Sparens zum verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte.
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