Über 400.000 Typ-2 DiabetikerInnen in Österreich  

erstellt am
15. 11. 04

Wien (sv) - Anlässlich des Welt Diabetes Tages am 14. November 2004 weist der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger auf das wachsende Problem der Volkskrankheit Diabetes in Österreich hin. Josef Probst, für die Krankenversicherung zuständiger Geschäftsführer im Hauptverband der Sozialversicherungsträger: "Diabetes ist eine Volkskrankheit, die sich in unserer Wohlstandsgesellschaft dynamisch entwickelt und die daher gesundheitspolitisch besonderes Augenmerk erfordert. Insbesondere die demografische Entwicklung lässt eine weitere Zunahme von Diabeteserkrankungen befürchten". Schon fast jede/r zwanzigste ÖsterreicherIn leidet unter Diabetes. "Von den rund 3,7 Millionen Spitalstagen, die aufgrund chronischer Krankheiten verzeichnet werden, rangiert Diabetes mellitus mit über 600.000 Spitalstagen bereits an dritter Stelle", so Probst.

Internationale ExpertInnen haben bei der 30. Jahrestagung der ISPAD (International Society for Paediatric & Adolescent Diabetes) in Singapur kürzlich auf das wachsende Problem von Typ 2 Diabetes unter Kindern hingewiesen. Diabetes ist nicht nur eine Alterserkrankung, zunehmend sind alle Altersklassen von dieser Volkskrankheit betroffen. Abgesehen von der zunehmendem Ausbreitung von Diabetes bei Kindern verschärft auch die demografische Entwicklung der österreichischen Bevölkerung aufgrund der hohen Betroffenheit bei älteren Menschen dieses Problem zusehends. Laut WHO-Schätzungen wird der Anteil an DiabetikerInnen in Österreich bis zum Jahr 2025 um 45 % zunehmen.

Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger will persönliches Leid der Versicherten durch Maßnahmen zur Bekämpfung von Diabetes verhindern. "Angesichts der alarmierenden Fakten, dass Diabetes die häufigste Ursache für Erblindung bei Erwachsenen ist, dass das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen bei DiabetikerInnen 2-3fach erhöht ist, dass Amputationen bei DiabetikerInnen 20 mal häufiger vorkommen und Schwangerschaftskomplikationen bei DiabetikerInnen 2 mal häufiger sind, hat der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger gemeinsam mit Partnern ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Diabetes geschnürt", so Probst.

Eine wichtige Maßnahme ist die Prävention im Rahmen der neuen Vorsorgeuntersuchung, wo dem wachsenden Problem Diabetes große Bedeutung beigemessen wird. Probst: "Kern des neuen Vorsorgeprogramms, das nächstes Jahr umgesetzt wird, sind definierte Vorsorgeziele, unter anderem auch Diabetes mellitus sowie Adipositas und Übergewicht." Dabei wird für jeden Probanden ein eigenes Risikoprofil erstellt. Neben einer Familienanamnese wird der BMI (body mass index) errechnet und eine Blutzuckermessung vorgenommen. Risikofaktoren für Diabetes wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, wenig Bewegung, schlechte Ernährung und Übergewicht sind Teil der neuen Vorsorgeuntersuchung. Das Thema ist Lebensstilveränderung. Probst: "Aufgrund der Verbreitung des "diabetogenen Lebensstils" - wie Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel - ist das präventive Potenzial in Österreich sehr hoch ".

Im Rahmen der Innovationsprojekte des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger wurde von der Steiermärkische Gebietskrankenkasse ein Modell für Diseasemanagement, welches 2005 zum Einsatz kommen soll, entwickelt. Durch die einzelnen Komponenten des Diseasemanagement Programms wie der Erstellung von Leitlinien und Behandlungspfaden, der Verstärkung des Patientenempowerments, vor allem durch Schulungen, laufender Fortbildung der behandelnden ÄrztInnen sowie eines umfassenden Qualitätsmanagements wird das Problem Diabetes wirksam bekämpft. Eingegangen wird dabei unter anderem auf die Notwendigkeit einer medizinischen Angebotstruktur wie z. B. die Schaffung neuer Fußambulanzen.

"Die im Rahmen der Initiative Arznei & Vernunft fertig gestellte Leitlinie zu Diabetes mellitus Typ 2 gewährleistet eine optimale Versorgung der PatientInnen auf dem letzten Stand der Wissenschaft", so Probst.

"Leider fehlen in Österreich noch immer gemeinsam entwickelte gesundheitspolitische Ziele. Die Sozialversicherung orientiert sich deshalb an dem Ziel der WHO (Gesundheit 21), die Häufigkeit von Diabetesfolgen, wie Amputationen, Blindheit, Nierenversagen, Schwangerschaftskomplikationen und anderen ernsten Gesundheitsstörungen, bis zum Jahr 2020 um ein Drittel zu reduzieren.

Es ist Aufgabe und Pflicht der Gesundheitspolitik, gemeinsam mit den Akteuren im Gesundheitswesen effektive Strategien zu entwickeln, den maßgeblichen Ursachen schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen und verlorenen Lebensjahren zu Leibe zu rücken. Durch eine gemeinsame Kraftanstrengung aller beteiligten Akteure im Gesundheitswesen werden wir die Volkskrankheit Diabetes wirksam bekämpfen", zeigt sich Probst jedoch zuversichtlich für die Zukunft.
     
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