500.000 Euro für den Hochwasserschutz  

erstellt am
22. 11. 04

Eisl: Wichtiger Schutz für den Untermarkt von Kuchl ist damit erreicht
Salzburg (lk) - Am 12. August 2002 trat an der Salzach in Kuchl ein zirka 80-jährliches Hochwasserereignis auf. Am Pegel Golling wurde als Spitzenabfluss etwa 1.360 Kubikmeter pro Sekunde beobachtet bzw. geschätzt (das HQ100 liegt bei etwa 1.460 m3/s). Auf Grund dieses Ereignisses kam es im gesamten Gemeindegebiet zu großflächigen Überflutungen. Mehr als 230 Schadensfälle wurden gemeldet. Der Gesamtschaden betrug zirka fünf Millionen Euro. Besonders betroffen war der Ortsbereich Untermarkt. Nun wurde das Detailprojekt Hochwasserschutz Kuchl-Untermarkt fertig gestellt. „Mitte März wurde mit dem Bau dieses Hochwasserschutzprojektes begonnen, jetzt ist mit der Fertigstellung ein wichtiger Schutz für den Untermarkt und seine Bewohner erreicht“, so Landesrat Sepp Eisl am Freitag (19. 11.) anlässlich des Festaktes zur Fertigstellung des Hochwasserschutzes Untermarkt.

Das Detailprojekt Kuchl – Untermarkt
„Die geschätzten Baukosten für diesen ersten Abschnitt betragen rund 500.000 Euro – in dieser Höhe waren sie auch kalkuliert –, die Finanzierung erfolgt zu 85 Prozent durch den Bund und zu 15 Prozent durch die Marktgemeinde Kuchl“, informierte Eisl. Bei dem Projekt handelt es sich um Schutzmaßnahmen in Form von Dämmen, Mauern, Wegerhöhungen und Hinterlandentwässerungen mit Hilfe von Pumpschächten und Rohrleitungen. „Der Schutz ist auf ein hundertjährliches Hochwasser ausgerichtet, die Gesamtlänge der Maßnahmen entlang von Salzach und Bürgerausee beträgt rund 1.600 Meter“, so Eisl weiter.

Bauausführung in 2 Bauetappen
Das gesamte Detailprojekt wurde – wie geplant – 2004 fertig gestellt, die erste Etappe südlich der Weißenbacher Brücke war bereits im Mai 2004 fertig. „Diese schnelle Umsetzung war insofern wichtig, als dadurch der Badesaison am Bürgerausee, einem wichtigen Naherholungsgebiet der Kuchler, nichts im Wege stand“, berichtete Eisl.

Hochwasserschutz heißt nicht hochwasserfrei
„Ein guter Hochwasserschutz kann und wird niemals gleichbedeutend mit hochwasserfrei sein“, gab Eisl zu bedenken. „Auch in hochwassergeschützten Bereichen kann es nach wie vor zu Überflutungen kommen, allerdings natürlich mit weit geringerer Wahrscheinlichkeit als zuvor. Wesentlich ist, dass eine Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung im Hinblick auf das Restrisiko stattfindet. Bauliche Maßnahmen wie Höherlegen der Erdgeschoßfußböden, Hochziehen von Licht- und Lüftungsschächten, Rückstauverschlüsse in Entwässerungen und dergleichen können seitens der Bevölkerung wesentlich zur Eigenvorsorge beitragen. Im organisatorischen Bereich können das Maßnahmen wie Versicherungen, die Vermeidung von wertvollen Einrichtungen und Gütern in den Kellern oder Öltanks in überflutungsgefährdeten Räumen sein.“

Rückblick auf das Hochwasser
Am 12. August 2002 trat an der Salzach in Kuchl ein zirka 80-jährliches Hochwasser auf. Am Pegel Golling wurde als Spitzenabfluss etwa 1.360 Kubikmeter pro Sekunde beobachtet bzw. geschätzt (das HQ100 liegt bei etwa 1.460 m3/s). Auf Grund dieses Ereignisses kam es im gesamten Gemeindegebiet zu großflächigen Überflutungen. Mehr als 230 Schadensfälle wurden gemeldet. Der Gesamtschaden betrug zirka fünf Millionen Euro. Besonders betroffen war der Ortsbereich Untermarkt.

Am südlichen Ende des Bürgerausees kam es zu einer Überströmung des rechten Salzachufers mit Wasserübertritt in den Badesee. In weiterer Folge floss das Wasser bei Fluss-Kilometer 89.465 (Weissenbacher Brücke) durch die bestehende ÖBB-Unterführung. Es kam zu einer massiven Überflutung des Untermarktes östlich der Bahn, wodurch enorme Schäden in Kellern und Wohnräumen verursacht wurden. Die Wassertiefen im Ortsbereich erreichten maximal etwa einen Meter. Dieser Abfluss strömte teilweise über einen Straßendurchlass entlang der Eisenbahnstrecke in Richtung Autobahnbrücke – Gewerbegebiet B 159 Salzachtalstraße.

Ein weiterer Teil des Hochwassers strömte über die Straße zwischen der Weißenbacher Brücke und der Bahnunterführung in Richtung Norden ab. Es kam jedoch auch im Bereich flussabwärts der Weißenbacher Brücke zu Überflutungen aus der Salzach in das rechte Vorland, die in Richtung Unterführung flossen (Bereich zwischen Salzach und ÖBB-Bahnstrecke, nördlich der Weißenbacher Brücke). Die Weißenbacher Brücke war nicht eingestaut, der verbleibende Freibord (Abstand) betrug rund zwei Meter.

Der Bau des Hochwasserschutzes
Nach etwa fünfmonatiger Bauzeit ist der gesamte lineare Hochwasserschutz in einer Länge von ca. 1.600 Metern fertig gestellt. Die tatsächlich aufgewendeten Gesamtbaukosten entsprechen den kalkulierten Kosten von 500.000 Euro. Auf Initiative der Marktgemeinde Kuchl wird zeitgleich der Badeteich Bürgerausee saniert (Entfernung der Schlammablagerungen an der Teichsohle, eine Folge des Hochwassers 2002). Der Liegebereich bzw. die Geh- und Radwege im Naherholungsgebiet werden neu gestaltet und wesentlich verbessert. Diese Arbeiten wurden koordiniert mit den Hochwasser-Schutzmaßnahmen abgewickelt. Rechtzeitig vor der Badesaison 2004 waren sämtliche Hauptarbeiten abgeschlossen.

Die Hauptarbeiten werden durch ein Erdbauunternehmen ausgeführt. Zusätzlich sind ein Forstunternehmen, ein Gartenbau-Unternehmen, ein Betonwerk, ein Steinbruchunternehmen, verschiedene Transportunternehmen, ein Baumeisterbetrieb, ein Tiefbauunternehmen, ein Pumpenhersteller, ein Zaunhersteller und eine Versuchs- und Forschungsanstalt beschäftigt. Weiters werden durch Mitarbeiter des Bauhofes der Marktgemeinde Kuchl, des Flussbauhofes der Fachabteilung Wasserwirtschaft und des Reinhalteverbandes Tennengau-Süd Arbeitsleistungen eingebracht.

An Material sind insgesamt zirka 171 Tonnen Wasserbausteine eingebaut. Zur Herstellung der Hochwasserschutz-Schutzmauer (Steinmauer – „Traunsteiner Verbau“) fanden zirka 600 Tonnen lagenhafte Steine Verwendung. Zur Sicherung der Steine im Verbund sind insgesamt 584 Kubikmeter Beton eingesetzt worden. Als reine Arbeitsstunden auf der Baustelle (ohne Bauleitung, Verwaltung etc.) werden zirka 6.300 Stunden bis zur kompletten Fertigstellung anfallen. Dies bedeutet, dass vergleichsweise vier Arbeiter ein ganzes Jahr vollbeschäftigt sind. Insgesamt werden zirka 150 Objekte und zirka 10,9 Hektar Siedlungsfläche beim Bemessungsereignis (HQ100 = 1474 m3/s) hochwassergeschützt.

Kuchl bedankt sich für rasche und ansehnliche Lösung
Solche Katastrophen wie das Hochwasser am 12. August 2002 zeigten uns immer wieder, dass wir die Natur nicht hundertprozentig in den Griff bekommen, sagte der Kuchler Bürgermeister Andreas Wimmer beim Festakt und bedankte sich namens der Geschädigten für die unbürokratische und rasche Hilfe. Dadurch konnten die Katastrophenanträge sehr schnell und gründlich bearbeitet und vom Katastrophenfonds des Landes Salzburg schnellstmöglich erledigt werden.

Bürgermeister Wimmer bedankte sich auch für die rasche Ausarbeitung und Umsetzung des Hochwasserschutz-Projektes, voran beim zuständigen Landesrat Sepp Eisl, aber auch bei Dipl.-Ing. Robert Loizl, Dipl.-Ing. Wolfgang Haussteiner und bei allen am Schutzbau beteiligten. Die Hauptplanung oblag dem Büro Hydroconsult mit Dr. Bernhard Sackl, zusätzlich wurde das Büro DLP mit Dipl.-Ing. Herbert Prax für die Hinterlandentwässerung beauftragt, die Bauarbeiten erledigte die Firma Lederer.

Abschließend betonte der Kuchler Bürgermeister, dass die Baustelle Hochwasserschutz in Kuchl ein Vorzeigeprojekt gut funktionierender Zusammenarbeit vieler engagierter Personen sei. Dass Hochwasserschutz optisch sehr gute Gestaltungsmöglichkeiten biete, könne man ebenso gut erkennen: Der Freizeitbereich Badesee mit der neu gestalteten Liegewiese und die Straße zum Hackschnitzelheizwerk seien ein gutes Beispiel.
     
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