Markantes Wachstum der Exportindustrie  

erstellt am
22. 11. 04

Energie verteuert sich stark
Wien (wifo) - Die heimische Exportindustrie wächst kräftig. Die Unternehmen sind für die nächsten Monate unverändert optimistisch, einiges deutet auf eine Belebung der Investitionstätigkeit hin. Allerdings belasten die Stärke des Euro und die hohen Energiepreise die Konjunktur merklich. Die absolute Zahl der Arbeitslosen ist weiterhin hoch.

Das Geschäftsklima ist in der österreichischen Sachgüterproduktion sehr günstig. Im WIFO-Konjunkturtest vom Oktober überwiegen die Unternehmen, die mit einer weiteren Steigerung der Produktion rechnen, um 13 Prozentpunkte. Auch die Geschäftslage in sechs Monaten wird nun wieder optimistischer beurteilt. Die Produktionsdaten liegen mit erheblicher Verzögerung gegenüber den Umfrageergebnissen vor; auch sie deuten auf kräftiges Wachstum hin. Der arbeitstägig bereinigte Produktionsindex überstieg den Vorjahreswert von Juni bis August um 9%. Besonders stark expandiert die Kfz-Industrie, ihre Produktion übertraf das Niveau des Vorjahres im selben Zeitraum um mehr als ein Drittel. Die Ergebnisse der Außenhandelsstatistik bestätigen die günstige Einschätzung. Die heimischen Industriebetriebe profitieren von den engen Zulieferbeziehungen zur kräftig wachsenden Exportwirtschaft in Deutschland. Merklich erhöhten sich auch die Auftragseingänge aus Südosteuropa, den neuen Mitgliedsländern der EU und den USA.

Mit der beträchtlichen Produktionsausweitung nimmt die Kapazitätsauslastung zu. Sie lag im IV. Quartal saisonbereinigt mit 82,4% leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Damit haben sich die Rahmenbedingungen für eine Belebung der Investitionstätigkeit verbessert. Auf eine Erholung der Investitionskonjunktur weisen die Ergebnisse des WIFO-Investitionstests vom Sommer und der Anstieg der Importe von Maschinen in den Sommermonaten hin (Juni bis August +11% gegenüber dem Vorjahr).

Die Risken der Konjunktur liegen im ungünstigen Wechselkurs des Euro und den hohen Energiepreisen: Der Euro-Kurs erreichte Anfang November einen Höchststand von 1,29 $ je Euro. Die Aufwertung beeinträchtigt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Exports und könnte Europa als Standort für Direktinvestitionen weniger attraktiv machen.

Die Stärke des Euro dämpft die Effekte der Rohstoffverteuerung auf den Weltmärkten nur zum kleinen Teil. Die kräftigen Preissteigerungen sind vor allem ein Ergebnis der regen Nachfrage aus China und anderen Teilen Asiens sowie spekulativer Einflüsse angesichts der politischen Risken im Nahen Osten. Rohöl war auf den Weltmärkten auf Euro-Basis im Oktober um 51% teurer als ein Jahr zuvor, Metalle und andere Industrierohstoffe um 13%. Die Verschiebung der Terms-of-Trade zulasten der rohstoffverbrauchenden Länder ist auf Konsumentenebene deutlich spürbar: In Österreich lag der Anstieg des Verbraucherpreisindex für die Bereiche Wohnung und Energie (+4%) und Verkehr (+3%) im III. Quartal 2004 merklich über dem Durchschnitt. Die Inflationsrate erhöhte sich auf 2,2%, davon sind etwa 0,5 Prozentpunkte auf den Anstieg der direkt im Verbraucherpreisindex erfassten Energiepreise zurückzuführen. Sie überstieg damit im III. Quartal das Wachstum des Tariflohnindex und der Nominaleinkommen je Arbeitnehmer.

Die Umsätze des Einzelhandels wurden von der Dämpfung der verfügbaren Realeinkommen bislang nicht beeinträchtigt. Sie lagen im Juli und August real um gut 3% über dem niedrigen Niveau des Vorjahres. Die Mehrbelastung aufgrund des Energiepreisanstiegs geht zunächst auf Kosten des Sparanteils am verfügbaren Einkommen und bremst die Konsumausgaben erst mittelfristig. Beträchtlich expandieren auch die Neuzulassungen von Pkw. Der Großhandel (Juli und August real +4,2%) profitiert vom lebhaften Wachstum des Außenhandels.

Die günstige Entwicklung im Handel spiegelt sich im merklichen Zuwachs der Beschäftigung, sie war im III. Quartal um 6.500 höher als im Vorjahr (+1,3%). Allerdings werden überwiegend zusätzliche Teilzeitstellen geschaffen. Auch in der Sachgütererzeugung reagiert der Arbeitsmarkt auf das kräftige Produktionswachstum, der Beschäftigungsabbau ist fast zum Stillstand gekommen. Dennoch geht wegen der deutlichen Zunahme des ausländischen Arbeitskräfteangebotes die Zahl der Arbeitslosen nicht zurück. Sie lag im Oktober saisonbereinigt bei 243.400, um 800 höher als vor einem Jahr. Berücksichtigt man auch die Ausweitung der Schulungsteilnahmen, so betrug der Anstieg 6.000. Auf eine beim Arbeitsmarktservice gemeldete offene Stelle kamen zuletzt 10 Arbeitslose.

Quelle: WIFO, Autor: Markus Marterbauer
     
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