WKÖ prognostiziert 2,5 % BIP-Wachstum – Leitl: „Goldschatz muss aber auch gehoben werden!“
Wien (pwk) - Wirtschaftskammer Österreich Präsident Christoph Leitl sieht das Konjunkturbarometer
für das kommende Jahr zwischen "schön und veränderlich" stehen. "Auf heutiger Basis
rechnen wir mit einem österreichischen Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Die Betriebe erwarten für
2005 eine gute wirtschaftliche Entwicklung, die aber mit Unsicherheitsfaktoren - wie etwa einem weiter zunehmenden
Euro-Außenwert, überbordend hohen Öl-, Rohstoff- und Energiepreisen oder einem erhöhtem Inflationsdruck
- behaftet ist", berichtete Leitl bei der Präsentation des Wirtschaftsbarometer Austria (WBA) in Wien.
"Mit unseren Aussichten liegen wir deutlich zuversichtlicher als etwa Deutschland, wo die 1,4 Prozent Wachstumsprognose
relative Mutlosigkeit widerspiegelt."
In der neuesten Konjunkturumfrage unter den heimischen Unternehmen schätzen 87 Prozent das Wirtschaftsklima
im nächsten Jahr gleichbleibend bzw. besserwerdend ein. Als Risiken für einen positiv voran schreitenden
Konjunkturverlauf werden vor allem erhöhter Kostendruck und nachlassendes globales Wirtschaftswachstum gesehen.
"Den Welthandel können wir nicht beeinflussen, aber eine kostenmäßige Entlastung unserer Betriebe
kann sehr wohl vollzogen werden, wenn politischer Wille dazu besteht", erklärte Leitl. "Der Goldschatz
liegt vergraben, wir müssen nur die Schaufel nehmen und den Schatz heben." Die positive Stimmung der
Unternehmen sei dafür eine gute Voraussetzung.
Als Erfolgsformel nannte Leitl 5 (3/1)=10, mit der über 5 Jahre jährlich 3 Prozent Wirtschaftswachstum
und 1 Prozent Beschäftigungswachstum insgesamt 150.000 neue Jobs bewirken würden. Voraussetzung für
nachhaltiges Wachstum seien jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen, die Leitl vor allem in einer Flexibilisierung
der Arbeitszeit, steuerlichen Erleichterungen, verstärkter Forschungs- und Exportförderung sowie in einem
günstigeren Strompreis sieht.
Was den bisherigen Konjunkturverlauf betrifft, machte Leitl "einen flotten und zwei lahme Gäule"
aus: "Flott" entwickle sich derzeit der Export, der mit 11 Prozent bislang weit über den bisherigen
Prognosen von 6 Prozent liege. Dennoch gelte es den Außenhandel weiter zu verstärken und die österreichischen
Betriebe vor allem bei Erstexporten in die neuen EU-Nachbarländer zu begleiten. Als lahme Gäule bezeichnete
der WKÖ-Präsident die schleppende Entwicklung des Inlandskonsums und der Inlandsinvestitionen. Leitl
setzt hier für die Zukunft vor allem auf die psychologische Wirkung der zweiten Etappe der Steuerreform.
Großen Handlungsbedarf ortete Leitl bei der Arbeitszeitflexibilisierung, wo Österreich laut einer neuen
Nationalbank-Studie innerhalb der EU 15 auf dem 11. Platz landete. Im Sinne einer Wachstumspolitik sei es notwendig,
die tägliche Normalarbeitszeit unter genereller Beibehaltung der 40 Stunden-Woche und einem Durchrechnungszeitraum
von einem Jahr auf 10 Stunden und die tägliche Höchstarbeitszeit auf 12 Stunden anzuheben. "80 Prozent
der Unternehmen würden bei einer Flexibilisierung der Arbeitszeit ihre Produktion ausweiten, kleine stärker
wie große und quer durch alle Branchen", gab Leitl weitere Ergebnisse der WBA-Umfrage wieder. 20 Prozent
würden zudem die Beschäftigung anheben, was rund 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten
würde.
Bei Forschung und Entwicklung befinde sich Österreich mit der Gründung der FFG auf dem richtigen Weg.
Wünschenswert wäre jedoch aus Sicht der Wirtschaft, dass zumindest 50 Prozent der Mittel aus der Nationalbankstiftung
der Anwendungsforschung zugeteilt werden und diese nicht gegenüber der Grundlagenforschung benachteiligt wird.
Leitl: "Forschung verbessert unsere Produkte im Qualitätswettbewerb, wodurch das Wachstum vorangetrieben
und Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden." |