Wien (bmwa) - ''Pflegepersonal wird dringend gebraucht. Die Ursache dafür liegt
in der höheren Lebenserwartung, bei den neuen Zivilisations- und Berufskrankheiten sowie bei den veränderten
Familienstrukturen", erklärte Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein am Mittwoch (17. 11.)
im Rahmen der Enquete "Pflegeberufe. Der Job des Lebens" im Messe Wien Congress Center. In Österreich
gibt es ca. 560.000 pflegebedürftige Personen. Diese Zahl wird sich laut Prognosen bis zum Jahr 2030 um rund
45% auf mehr als 800.000 erhöhen. Derzeit werden 80% innerhalb der Familie versorgt. In 20 bis 30 Jahren werde
dies aber nicht mehr leistbar sein. „Die Zahl der Beschäftigten im Pflegebereich hat sich in den letzten fünf
Jahren um mehr als 27.000 auf derzeit 65.000 Personen erhöht. Prognosen gehen davon aus, dass auch in den
nächsten zehn Jahren bis zu 30.000 zusätzliche Beschäftigte gebraucht werden", so der Minister.
"Pflegeberufe. Der Job des Lebens"
"Das Image des Pflegeberufes ist zwar sozial anerkannt, für junge Berufseinsteiger aber nicht
ausreichend attraktiv", so Bartenstein. 82% der Österreicher halten Pflegepersonal für eine wichtige
Berufsgruppe, 72% halten eine verstärkte Forcierung von Pflegeberufen für eine wichtige politische Aufgabe.
Aber nur 8% der unter 30jährigen (10% der Gesamtbevölkerung) sind an einem Pflegeberuf interessiert.
Bartenstein: "Die Förderung und Imageverbesserung von Pflegeberufen ist eine vorrangige gesellschaftspolitische
Herausforderung der nächsten Jahre. Wie wir mit hilfsbedürftigen und/oder alten Menschen umgehen, ist
ein wichtiger Indikator für die soziale Verantwortung und die Solidarität einer Gesellschaft. Als Arbeitsminister
habe ich hier eine besondere Verantwortung und Chance: In einer arbeitsmarktpolitisch schwierigen Zeit Jobs mit
Zukunft und Sinn zu forcieren."
Eine Image- und Informationskampagne für Pflegeberufe, die vom BMWA, dem Gesundheitsministerium und Hilfsorganisationen
im Juni gestartet wurde, soll diese Berufung für junge Menschen aber auch für Menschen ohne Beschäftigung
und Wiedereinsteiger einfacher zum Beruf werden lassen, so der Minister.
"Es muss die Botschaft vermittelt werden, dass Pflegeberufe lebensfrohe, lebensbejahende und selbstverständliche
Berufe in einer modernen Gesellschaft sind", sagte Bartenstein weiter. „Mitgefühl, Beschützen und
Helfen sind für viele Menschen selbstverständlich. Wenn dies mit Professionalität und Qualifikation
gepaart ist - warum nicht einen Beruf daraus machen, einen Job des Lebens?!"
Arbeitsmarktpolische Schwerpunktprogramme seit 2002
Die Hilfsorganisationen brauchen qualifiziertes Personal. Bartenstein bekräftigte seine Absicht, im
Rahmen der Arbeitsmarktpolitik Berufe mit Zukunft zu forcieren. Er verwies dabei die Initiative des Arbeitsmarktservice
(AMS) zur Höherqualifizierung von Personen im Pflege- und Betreuungsbereich, auf die Qualifizierungsmaßnahmen
für Arbeitslose und Wiedereinsteiger in Pflegeberufe, die Erleichterung für die Zulassung ausländischer
Fachkräfte sowie auf eine 15a-Vereinbarung zur Vereinheitlichung der Anerkennung der Ausbildung in Sozialbetreuungsberufe.
Seit dem Jahr 2002 bis Ende Oktober 2004 sind ca. 4.600 Arbeitslose (davon ca. 3.800 oder rund 83 % Frauen) in
entsprechenden AMS-Kursen gefördert worden. Ein Fördermodell, das im Gesundheits- und Pflegebereich erfolgreich
erprobt wurde und in Zukunft weiter ausgebaut werden soll, ist die Implacementstiftung. Dies ist im Wesentlichen
eine zielgerichtete und bedarfsorientierte Qualifizierung von Arbeitslosen für einen konkreten Arbeitskräftebedarf,
wobei die personalaufnehmenden Unternehmen/Einrichtungen frühzeitig in die Maßnahmenplanung
und –durchführung einbezogen werden. Mittlerweile wurden bereits in allen neun Bundesländern Implacementstiftungen
im Gesundheits- und Pflegebereich eingerichtet.
Zusätzlich dazu wurde ein spezielles Förderprogramm zur berufsbegleitenden Höherqualifizierung
entwickelt, das seit dem Jahr 2003 eingesetzt wird. Dabei wird die Möglichkeit einer Schulung innerhalb eines
aufrechten Dienstverhältnisses geboten. Im Rahmen dieses Programms wurden bisher ca. 600 Personen (Frauenanteil:
98,5%) höher qualifiziert. 2003 und 2004 sind dafür rund 14,4 Mio. € veranschlagt.
Förderungsmaßnahmen sind erfolgreich
" Die arbeitsmarktpolitische Wirksamkeit von AMS-Programmen im Pflege- und Gesundheitsbereich ist
sehr hoch, wie auch der Rechnungshof bestätigt hat", freut sich Bartenstein. In relativ kurzer Zeit hatten
sich auch laut Rechnungshof die Kurskosten amortisiert
Qualifizierte Pflegekräfte aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten
Im September dieses Jahres wurde eine Regelung geschaffen, die die Zulassung von qualifizierten Pflegekräften
aus den neuen EU-Mitgliedstaaten vereinfacht. Demnach können für diesen Personenkreis Beschäftigungsbewilligungen
erteilt werden, wenn die offene Stelle nicht durch vorgemerkte Arbeitslose besetzt werden kann und die Pflegekraft
eine Entlohnung von mindestens € 1.380,-- brutto/Monat erhält. Damit wird sowohl der Forderung, die Zulassung
von Pflegekräften zu erleichtern, als auch der Verpflichtung aus dem Beitrittsvertrag, neue EU-Bürger
gegenüber Drittstaatsangehörigen beim Arbeitsmarktzugang zu bevorzugen, Rechnung getragen, so der
Minister.
Der Bedarf an weniger qualifiziertem Pflegepersonal soll vorerst nicht durch eine erleichterte Neuzulassung ausländischer
Pflegekräfte, sondern primär aus dem ausreichend vorhandenen Arbeitskräftepotenzial - unterstützt
durch die oben angeführten AMS-Qualifizierungen - abgedeckt werden, betonte Bartenstein |