30 Tote weniger pro Jahr …   

erstellt am
18. 11. 04

… durch das Umlegen eines einzigen Schalters
Wien (kfv) - "Es ist Zeit, endlich mit den anderen europäischen Staaten gleichzuziehen!", fordert Dr. Othmar Thann, Direktor des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV), und ergreift damit erneut die Initiative für die Einführung von Fahren mit Licht am Tag. Nach Jahren voller kontroverser Diskussionen bekräftigt nun eine jüngst publizierte Studie der Europäischen Kommission die positiven Auswirkungen von Fahren mit Licht am Tag. Für Österreich gehen Experten davon aus, dass 30 Menschen weniger pro Jahr ihr Leben im Straßenverkehr verlieren würden - und zwar allein durch das Umlegen eines einzigen Schalters im Winter auf Freilandstraßen! Ebenso wäre insgesamt mit bis zu zehn Prozent weniger Unfällen zu rechnen. Das KfV fordert deshalb endlich die Einführung einer gesetzlich verankerten Benutzungsvorschrift von Licht am Tag außerorts in der Winterzeit, wie es 2002 im Österreichischen Verkehrssicherheitsprogramm durch die Bundesregierung festgeschrieben wurde. Langfristig wäre es außerdem wünschenswert, alle Neufahrzeuge serienmäßig mit einem Tagfahrlicht mit reduzierter Lampenleistung auszurüsten, das sich beim Starten automatisch einschaltet.

Fahren mit Licht am Tag bringt menschlich und volkswirtschaftlich nur Vorteile
"Die meisten Österreicher sind schon heute keine Lichtmuffel: Generell zeigt sich unter den Lenkern eine immer weiter verbreitete Akzeptanz, auch während des Tages das Licht beim Fahren einzuschalten", so Thann weiter. Die Ergebnisse einer KfV-Erhebung aus dem Jahr 2003 zeigen: Bereits jeder Dritte fährt am Tag mit Licht, auf Autobahnen sogar jeder Zweite. 29 Prozent der Autofahrer verwenden Licht am Tag bei Schönwetter, bei bedecktem Himmel schalten bereits 43 Prozent das Abblendlicht ein. Bei Regen sind 82 Prozent der Pkw mit Abblendlicht unterwegs, um auf sich aufmerksam zu machen. Im Vergleich zur KfV-Erhebung aus dem Jahr 1999 zeigt sich damit eine kontinuierlich steigende Akzeptanz von Fahren mit Licht am Tag. "Trotz aller Fortschritte sind wir aber leider noch lange nicht am Ziel angelangt", erklärt Thann. "Untersuchungen haben ergeben, dass bei einer gesetzlichen Verankerung von Fahren mit Licht am Tag jährlich rund 30 Menschenleben gerettet werden könnten. Auch volkswirtschaftlich rechnet sich ein solches Gebot, denn Licht am Tag ist eine sehr kosteneffiziente Maßnahme und bringt bis zu zweimal mehr als es kostet."

Durchwegs alle Verkehrsteilnehmer profitieren von Licht am Tag
Wo Licht ist, ist auch Schatten - ein altes Sprichwort, das in diesem Fall aber nicht zutrifft. Egal, von welcher Seite man Fahren mit Licht am Tag beleuchtet: Die EU-Studie hat auf Basis zahlreicher Analysen und Experimente klar belegen können, dass Licht am Tag nur Vorteile bringt. So werden entgegen landläufiger Meinung andere Verkehrsteilnehmer in keiner Weise benachteiligt. Fahren mit Licht am Tag bedeutet: selbst früher erkennbar sein und andere früher wahrnehmen. Das kann in vielen Situationen des Straßenverkehrs entschärfend wirken, denn Licht am Tag zeichnet sich besonders dadurch aus, dass schwere, folgenreiche Unfälle minimiert werden können. Wer war beispielsweise noch nicht in ein gefährliches Überholmanöver verwickelt? Gerade Motorradfahrer, Radfahrer und Fußgänger können andere Fahrzeuge, speziell im seitlichen, so genannten peripheren Sehbereich, durch Licht am Tag früher wahrnehmen und sich so schneller auf eine mögliche Gefahrensituation einstellen. Es profitieren also vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer von Licht am Tag: Da die Sehkraft im Alter nachlässt, haben es Senioren schwer, rechtzeitig Gefahrenquellen zu erkennen. Licht am Tag kann helfen, dieses Defizit durch eine Erhöhung des Kontrastes teilweise zu kompensieren. Auch Kinder haben es leichter, bewegte Gegenstände wahrzunehmen, wenn sie beleuchtet und damit auffälliger sind.

Licht am Tag in vielen europäischen Staaten bereits gesetzlich verankert
Skandinavien als Vorreiter: Schon seit den siebziger Jahren ist Fahren mit Licht am Tag in Finnland und Schweden obligatorisch, später kamen Norwegen und Dänemark dazu. Auch Slowenien, Estland und Lettland haben sich diesem Kurs angeschlossen und ein ganzjähriges Lichtfahrgebot ausgesprochen, die Schweizer und Franzosen empfehlen es ihren Lenkern. Tschechen, Slowaken, Polen und Litauer sind während der Wintermonate immer mit Licht unterwegs, unsere Nachbarn in Ungarn und Italien fahren ganzjährig auf Freilandstraßen mit Licht. Neuester Trendsetter ist Kroatien: Die beliebte Reisedestination am Mittelmeer hat sich in diesem Sommer den Vorreitern im Norden und Osten Europas angeschlossen und ganzjähriges Fahren mit Licht am Tag festgeschrieben, um so die Unfallzahlen zu senken. "Wir müssen endlich handeln, wenn Österreich nicht das Schlusslicht bei dieser Verkehrssicherheitsmaßnahme sein will!", fasst Thann die Brisanz des Themas zusammen.
     
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