Die Twin City Wien/Bratislava muss Wirklichkeit werden, und zwar rasch. Darüber waren sich
hohe Politiker und Vertreter der Wirtschaft einig
Wien (iv-wien) - Siemens GD Albert Hochleitner leitete ein, die Entwicklung einer grenzüberschreitenden
Region verlange eine neue Qualität der Kooperation. Industrieunternehmen beider Länder haben dazu bereits
eine Plattform gegründet, der sich derzeit weitere Unternehmen anschließen.
Bürgermeister Dr. Michael Häupl unterstrich die Bedeutung des Vorhabens. „Die Region schreit nach Zusammenarbeit.“
Der Prozess des Zusammenwachsens sei nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf demografischer Seite bereits
in Gang. Häupl betonte, der Standortwettbewerb dürfe nicht mehr zwischen Wien und Bratislava stattfinden.
Die beiden Städte stehen heute gemeinsam im Wettbewerb mit Berlin, Prag oder italienischen Städten. Die
„Twin City“ könne zeigen, wie wirtschaftliche Prosperität mit sozialem Zusammenhalt und Rücksicht
auf ökologische Erfordernisse vereinbar sei. Im Bereich der Infrastruktur habe die österreichische Seite
allerdings allen Grund zu selbstkritischer Bescheidenheit. Die fehlende Anbindung an den Raum Bratislava sei ehestmöglich
zu errichten. An einem Programm zur Verbesserung der gesamten Kommunikationsinfrastruktur werde auf politischer
Ebene gearbeitet. Dabei sei die Zusammenarbeit der Flughäfen ein zentraler Punkt.
Berndorf-Chef Norbert Zimmermann verspricht sich von der Bildung der Region auch große Vorteile für
Niederösterreich. Er hält es allerdings für notwendig, durch gemeinsame Aktivitäten die Bevölkerung
vermehrt für das Projekt zu begeistern. Großen Beifall erntete der Beitrag des slowakischen Präsidenten
der Handels- und Industriekammer, Peter Mihók, der sich ebenfalls für den Ausbau der Verkehrswege stark
machte: Dies sei das größte Problem. Ohne Infrastruktur könne es nicht weitergehen. Er betonte
zusätzlich die Notwendigkeit einer Partnerschaft, die über die Zusammenarbeit von Firmen hinausgehe.
Von Europa werde das „goldene Dreieck“ bereits wahrgenommen, aber auch die Bevölkerung müsse „fühlen“
können, dass die „Twin City“ existiert.
Herbert Kaufmann, Flughafen-Wien-Vorstand, erkennt in der bevorstehenden Privatisierung des Flughafens Bratislava
eine große Chance für eine starke Zusammenarbeit und ein gemeinsames Verdoppeln der Kapazitäten
innerhalb von zehn Jahren. Die bahnmäßige Verbindung der beiden Hubs stellt dazu eine notwendige Voraussetzung
dar. Zu deren Bereitstellung will der Flughafen gerne beitragen.
ÖBB-General Martin Huber appellierte an die Politik, Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte
zu beschleunigen und fügte hinzu, die Strecke Wien-Bratislava brauche nicht nur eine bessere Infrastruktur
zur Beförderung des Personenverkehrs. Auch güterverkehrsseitig möchte er sein Angebot besser platzieren
können. Unter den Wortmeldungen aus dem Publikum stach besonders die eines slowakischen Landtagsabgeordneten
hervor, der darlegte, dass am Image, das die Städte voneinander pflegen, gearbeitet werden muss. Weder sei
Bratislava für Wiens Bevölkerung „the Top of the Top“ noch umgekehrt. Häupl sprach sich abschließend
dafür aus, das Schlusswort erst bei der Eröffnung der Autobahn abgeben zu wollen. Er will zum Zusammenwachsen
der Städte unter anderem dadurch beitragen, dass Slowakisch im bilingualen Schulunterricht eingeführt
wird. |