Nach den Ergebnissen einer WIFO-Studie hat die Liberalisierung des Elektrizitäts- und Gasmarktes
zwischen 1999 und 2003 deutliche Preissenkungen bewirkt
Wien (wifo) - Als Effekte der Liberalisierung aufgrund der Intensivierung des Wettbewerbs und effizienterer
Regulierung werden dabei jene Preisänderungen berechnet, die auf eine Veränderung des Preissetzungsverhaltens
und der Überwälzung von Kostensteigerungen zurückgehen; parallel zur Liberalisierung wurden Zuschläge
zum Elektrizitätspreis zur Förderung von Kleinwasserkraft, Ökostrom und Kraft-Wärme-Kopplung
eingeführt und die Energiesteuer auf elektrische Energie angehoben.
Gemäß einer Modellrechnung für das Jahr 2002 wurde der Elektrizitätspreis (netto) für
die Industrie liberalisierungsbedingt um mehr als 50% gesenkt (im Vergleich mit einem Szenario ohne Liberalisierung).
Für die privaten Haushalte sind die Effekte weniger stark ausgeprägt, übersteigen aber schon im
zweiten Jahr (2000) ebenfalls den gesamten Zuschlag einschließlich Steuer. Die Liberalisierungseffekte kompensieren
daher nicht nur die preiserhöhenden Auswirkungen der Regulierung, sondern auch all jene Preiserhöhungen,
die als Folge der Einführung von Zuschlägen und Steuern bereits vor 1999 auftraten.
Für den Gaspreis sind die Effekte auf den Nettopreis – vorläufig – nur im Jahr 2002 messbar und entsprechend
geringer als für den Elektrizitätspreis. Die vollen Effekte der Gasmarktliberalisierung werden erst in
den nächsten Jahren eintreten, wenn die deutschen Netztarife geregelt sind, genügend freie Übertragungskapazitäten
für Dritte vorhanden sind und die mit 1. Juni 2004 beschlossenen Netztarifsenkungen (im Durchschnitt um rund
6% p. a.) wirksam werden. .
Insgesamt wurde das BIP durch die Liberalisierung zwischen 1999 und 2003 um 0,3% gesteigert (gegenüber einem
Szenario ohne Energiemarktliberalisierung). Die Wirkungen auf die Beschäftigung waren wesentlich schwächer
(+0,2%), da der Anstieg der Produktivität im Energiesektor die Nachfrage nach Arbeitskräften dämpfte.
Insgesamt erhöhte sich die Arbeitsproduktivität ebenfalls leicht (+0,3%); dies und die geringere Lohndynamik
dämpften die Arbeitskosten (Lohnstückkosten: –2,5%), sodass die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen
Industrie zusätzlich verbessert wurde.
Quelle: wifo, Autor: Kurt Kratena |