Frühere Mitglieder der Kirchenleitung verabschieden "Thesen
zum Gottesdienst"
Wien (epd Ö) - Frühere Mitglieder der Kirchenleitung haben "Thesen zum Gottesdienst
in der Evangelischen Kirche in Österreich" veröffentlicht. "Die Einheitlichkeit der Ordnung
des Gottesdienstes, der Liturgie, ist eine Aufgabe der Gesamtkirche und daher keine Spielwiese für private
theologische Versuche oder das Bemühen um Modernität", heißt es in dem Thesenpapier, das bei
dem Treffen von Emeriti der Kirchenleitung am 14. und 15. November in Wien erstellt wurde. Auf Einladung von Bischof
Mag. Herwig Sturm treffen einander einmal jährlich emeritierte kirchenleitende Persönlichkeiten, darunter
frühere Mitglieder des Oberkirchenrates und Superintendenten.
Kritisiert werden in dem Papier "nichtssagende Gottesdienste", der Mangel eines theologischen Fundaments,
das "Missverständnis der Liturgie als einer gefälligen Moderation" oder eine "ungeistliche
Atmosphäre" mancher Kirchenräume.
Der Gottesdienst lebe gemäß der reformatorischen Erkenntnis Martin Luthers "allein aus der liebvollen
Zuwendung Gottes zu uns Menschen in Jesus Christus". Der Gottesdienst als "Visitenkare der Gemeinde Christi
in der Welt" brauche Leitung, hält das Thesenpapier fest. Diese gründe sich auf Sachkenntnis, auf
persönliche Betroffenheit" und auf die Liebe zu Gott und den Menschen". Wie eine Gemeinde zum Gottesdienst
einlädt, den Raum gestaltet, die Besucher empfängt, den Gottesdienst feiert und vor allem mit neuen und
fremden Besuchern umgeht, "das predigt oft stärker als die Worte selbst; das ist die Körpersprache
des Leibes Christi".
Die reformatorische Grunderkenntnis vom Priestertum aller Gläubigen aufgrund der Taufe begründe die grundsätzliche
Gleichwertigkeit aller Ämter und Dienste in der Gemeinde und die grundsätzliche Offenheit des Gottesdienstes
für eine Beteiligung der Gemeindeglieder. Das dürfe aber nicht verwechselt werden mit einer Beliebigkeit
des Tuns, warnen die früheren Mitglieder der Kirchenleitung. |