Stadtarchiv restaurierte Autograph von Mozart  

erstellt am
24. 11. 04

Salzburg (stadt) - Eines der kostbarsten und spektakulärsten Ausstellungsobjekte ist bereits in den Werkstätten des Salzburger Stadtarchivs des Magistrats restauriert worden und präsentiert sich in neuem Glanz. Es ist das Autograph von Leopold Mozarts Partitur der "Lauretanischer Litanei in Es" von ca. 1760.

Es befindet sich seit 1847 nach Schenkung im Besitz des SMCA und wird in der Mozartausstellung im Jahr 2006 erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die enorme Bedeutung dieses Objektes liegt darin, dass weltweit nur 20 Autographe des Vaters von Wolfgang Amadeus erhalten sind.

Während der ersten Untersuchungen von Christian Moser kam es zu einer unerwarteten Entdeckung.Fingerabdruck von Mozart, SMCA

Die Großaufnahmen des Stereomikroskops brachten einen Fingerabdruck (rechts im Bild) zum Vorschein, der durch Tintenverwischung entstanden ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist dies der Fingerabdruck von Leopold Mozart selbst, da die Beschaffenheit der Tinte nur eine Urheberschaft des Schreibers selbst in Frage kommen lässt. Die negative Eigenschaft des "Verwischens" der Eisen-Gallustinte beruht auf physikalischen Grundlagen. Ähnlich der normalen Schultinte bindet diese nach kurzer Zeit ab, ein Verwischen mit trockenen Fingern ist somit nach dieser Zeit unmöglich. Die Untersuchung der Wasserzeichen des Autographen („Wilder Mann“, ab 1629 verwendet) ergab eindeutig eine Salzburger Herkunft.

Die Partitur der "Lauretanischer Litanei in Es" wird erstmals im Jahr 2006 in der Ausstellung „Viva! MOZART“ unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen und bei konservatorisch optimalen Bedingungen für das gesamte Ausstellungsjahr der Öffentlichkeit zugänglich sein. Nach seiner intensiven und umfassenden Restaurierung befindet sich nun das 53-blättrige Autograph in hervorragendem Zustand und kann eine im Hinblick auf die Konservierung hervorragende Konsistenz aufweisen. Wasserbad Mozart Autograph, SMCANach „Viva! MOZART“ wird das Autograph aus konservatorischen Gründen für lange Zeit nicht mehr zu sehen sein.

Nach Materialuntersuchung und Befundaufnahme war die oberste Maxime die Korrektur des pH-Wertes von 4 auf 7,5 im Wasserbad (Calciumhydroxid) um die Gefahr eines gänzlichen Ausbrechens der Notenschrift zu verhindern (Tintenfraß). Schließlich erfolgte das Anlösen und Ausschwemmen der Tintenauswaschungen wobei es hierfür kein offizielles Restaurierungsverfahren gibt. Christian Moser hat diese Methode zur Entfernung der Randbildungen eigens kreiert. Schließlich wurden fehlende Stellen des Notenpapiers und des Umschlags mit Japanpapier bzw. durch „Anfasern“ ergänzt, wobei der dafür notwendige Papierbrei aus Mozarts Zeit stammt. Die abschließende Methylzellulosebehandlung stabilisiert das Papiergeflecht.

Ausstellung "Viva! MOZART" 2006
Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Jänner 1756 in Salzburg geboren. Sein 250. Geburtstag wird mit der großen Ausstellung Viva!MOZART in der unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau um 1600 errichteten Residenz am Mozartplatz 1, gefeiert. Die historischen Räume werden derzeit restauriert und für den Museumsbetrieb auf den neuesten technischen Stand gebracht.Residenz Baustelle

Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden die großartigen Leihgaben aus vielen europäischen Ländern. Es werden zahlreiche Mozart-Autographe gezeigt, als außergewöhnliche Besonderheit das Original von KV 1, also der laut Köchel-Verzeichnis ersten Komposition Mozarts! Sowie der heute präsentierte Autograph von Leopold Mozart. Um die großartige Musik Mozarts kennen zu lernen kann sich der Besucher interaktiv mit seinem Werk auseinandersetzen, moderne Computertechnik macht Kompositionsvorgänge von Mozart nachvollziehbar.

Die gesamten Vorbereitungen für die große Ausstellung "Viva! MOZART", die 2006 im neuen SalzburgMuseum in der Neuen Residenz gezeigt wird, laufen auf Hochtouren.

Zum neuen SalzburgMuseum:
Im Residenzneugebäude entsteht seit September 2003 das SalzburgMuseum für Kunst und Kultur in historischer Bausubstanz.Ursprüngliche und originale Raumfolgen und Raumstrukturen werden nach Plänen der Salzburger Architekten Mühlfellner & Kaschl herausgearbeitet, zum Teil behutsam rekonstruiert und adaptiert.

Ausstellungsfläche: 60 % mehr als bisher im SMCA-Haupthaus, insgesamt 3.300 m² auf fünf Ebenen.

Investiert werden von Stadt und Land je ca. 9,5 Mio Euro. Eröffnet wird am 26. Jänner 2006 mit „Viva Mozart!“
     
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