Wien (rk) - Über die vermeintliche Idylle des Städtischen, über den
"ewigen Kampf" zwischen Stadt-Erneuerern und Stadt-Bewahrern am Beispiel Wiens handelt die im Künstlerhaus
gezeigte Schau "Alt-Wien. Die Stadt, die niemals war", welche am Mittwoch (24. 11.) im Rahmen eines
Mediengesprächs mit Wien Museum- Direktor Wolfgang Kos vorgestellt wurde. Die bis 28. März 2005 zu sehende
Ausstellung - als Kuratoren zeichnen neben Kos, der Kulturhistoriker Christian Rapp, Renata Kassal-Mikula und weitere
KuratorInnen des Wien Museum - zeigt am Beispiel von 200 Jahren Stadtgeschichte nicht nur einen opulenten, objektmäßig
attraktiven Spaziergang durch Wiens Geschichte, sondern hinterfragt anhand diverser Fallbeispiele, wie etwa dem
Kult um Franz Schubert, den oftmals trügerischen "Blick zurück". Der Untertitel der Ausstellung
"Die Stadt, die niemals war" verweist auf ein Paradox, das nicht aus der Welt zu schaffen ist, egal wie
stark die Sehnsucht nach der vermeintlich gemütlichen und guten alten Zeit sein mag. Jede imaginierte Vergangenheit,
also auch das "verklungene Wien", kann nur eine nachträgliche Projektion sein, die sich aus den
jeweils gegenwärtigen Gefühlslagen speist. Oder, wie Karl Kraus es einmal formuliert hat: "Alt-Wien
war einmal neu." Besonderes Augenmerk wird in der Schau auch auf die "Zerstörungsgeschichte"
des 19. Jahrhunderts gelegt, wo im Bereich der Inneren Stadt mehr als die Hälfte der alten Häuser zwischen
1850 und 1900 demoliert wurden. "Alt-Wien", auch das macht die Schau deutlich, war aber auch immer ein
ideologischer und gefühlsbeladener Kampfbegriff zwischen "Alt" und "neu".
Ein umfangreiches Rahmenprogramm, u.a. mit Liederabenden wie auch ein umfangreicher Katalog laden zur Vertiefung
ein. |