Gewalt gegen Frauen ist kein Kavaliersdelikt!  

erstellt am
24. 11. 04

Frauenstadträtin Wehsely und Polizeipräsident Stiedl setzen ein Zeichen
Wien (rk) - Anlässlich des Beginns der "16 Tage gegen Gewalt" hissten am Dienstag (23. 11.) Vormittag Frauenstadträtin Maga Sonja Wehsely und Polizeipräsident Dr. Peter Stiedl gemeinsam die Fahne der Menschenrechtsorganisation "Terre des femmes" vor dem Gebäude der Bundespolizeidirektion in Wien.

"Frei leben ohne Gewalt" steht als Schriftzug auf dieser Fahne, die schon traditionell Ende November vor vielen öffentlichen Gebäuden gehisst wird, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Heuer hängt sie erstmals auch vor der Bundespolizeidirektion. Damit soll deutlich gemacht werden: "Gewalt gegen Frauen ist kein Kavaliersdelikt"

Laut Schätzungen wird jede fünfte Frau in Österreich im Lauf ihres Lebens einmal Opfer von Gewalt in ihrer Beziehung oder Ehe. Greifbar werden diese Schätzungen anhand der Zahl der Anrufe bei Opferschutzeinrichtungen: so wurde im ersten Halbjahr 2004 rund 5000 mal die Nummer des 24-Stunden-Notrufs der Stadt Wien gewählt. Ähnlich die Bilanz der Helpline gegen Männergewalt, hier suchten 2003 bereits 600 Frauen Hilfe. Die Interventionsstelle gegen Gewalt hat im Jahr 2003 insgesamt 3.656 Personen betreut. Und auch die vier Frauenhäuser in Wien sind fast durchgehend voll.

"Die Fälle, in denen Frauen behaupten, sie seien gestürzt, um ihr blaues Auge zu erklären, werden weniger", so Frauenstadträtin Sonja Wehsely. "Und das ist gut und richtig so. Frauen trauen sich mehr als früher zu sagen, dass sie Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind - und die MitarbeiterInnen in Krankenhäusern und bei der Polizei wissen mittlerweile besser damit umzugehen."

"In Wien wird häusliche Gewalt seitens der Polizei sehr ernst genommen, was die hohen Zahlen an Wegweisungen bzw. Betretungsverbote zeigen", bestätigt auch die Leiterin des Vereins Wiener Frauenhäuser, DSA Andrea Brem. So gab es bis August 2004 1008 Wegweisungen und 1248 Betretungsverbote. "Die Zusammenarbeit zwischen Opferschutzeinrichtungen und Polizei funktioniert sehr gut" so Brem.

"Die Dunkelziffer betreffend Opfer von Gewalt innerhalb der Familie ist enorm hoch. Hauptsächlich sind Frauen betroffen, die in Abhängigkeit zu den Tätern stehen. Hieraus ergibt sich nicht nur für die Polizei, sondern auch letztlich für die Justiz eine problematische Situation, die mit Fingerspitzengefühl zu bewältigen ist", so Polizeipräsident Dr. Peter Stiedl bei der Fahnenaktion. Lag der Anteil der Beziehungsdelikte an den Tötungsdelikten in den vergangenen Jahren zwischen 60 und 80 Prozent, so ist er im laufenden Jahr wesentlich gesunken.
     
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