Klagenfurt (stadt) - Am Montag (22. 11.) wurde im Musilhaus der Literaturkalender 2005 präsentiert.
Da sich am 6. November 2005 der Geburtstag des Schriftstellers Robert Musil zum 125. Mal jährt, hat das Robert-Musil-Literatur-Museum
seinem Namensgeber den fünften Literaturkalender gewidmet.
Der Kalender trägt den Titel "Ein Schriftsteller dieser Epoche mit viel und wenig Erfolg" – so beschrieb
sich Robert Musil selber im Jahr 1938.
Die Fotos stammen aus den Beständen des Klagenfurter Musil-Museums. Sie zeigen Robert Musil auf seinem Lebensweg,
beginnend mit "Robert Musil als Baby" im Jahr 1881 in seiner Geburtsstadt Klagenfurt. Das letzte Foto
zeigt Robert Musil, lächelnd, an seinem Arbeitstisch im Genfer Exil, im März 1941. Abgebildet ist unter
anderem auch die im Musil-Museum ausgestellte Musil-Büste der Kärntner Künstlerin Isabella Ban.
Ergänzt werden die Fotos von einer biographischen Skizze und von einem Literaturverzeichnis, sowohl jener
Texte, die zu Musils Lebzeiten erschienen, als auch der postumen Ausgaben.
Produziert wurde der Kalender auch dieses Jahr wieder in Zusammenarbeit mit dem Carinthia Verlag. Der Klagenfurter
Kulturreferent Vizebürgermeister Mario Canori bedankte sich bei Karin Waldner-Petutschnig, der Leiterin des
Carinthia-Verlags, für ihr kulturelles Engagement.
Der Kalender ist im Robert-Musil-Literatur-Museum und im Buchhandel zum Preis von 12 Euro erhältlich.
Canori bedankte sich auch beim Musil-Biographen Karl Corino, der am Konzept für den Kalender mitgearbeitet
hat, und zitierte einen Zeitungsbericht, in dem das Verhältnis von Biograph und Autor mit "einer langen
Ehe" verglichen wurde. Denn Corino beschäftigt sich nun seit mehr als fünfunddreißig Jahren
mit Robert Musil. „Man kann in diesem Zusammenhang von einer höchst erfolgreichen Verbindung sprechen“, ergänzte
Canori.
Karl Corino hielt anlässlich der Präsentation den Vortrag "Unser halbes Leben ist Ausdruck. Robert
Musil als Physiognom", den er mit zahlreichen Bildern, unter anderem mit einer bisher nicht bekannten Fotografie
aus einer Brünner Zeitung des Jahres 1902, illustrierte. Die, von Vojen Drlik gefundene, Fotografie zeigt
Robert Musil als Fechter, im Kreise seiner Kollegen, anlässlich einer Fechtakademie.
Corino schloss seinen Vortrag mit einer von dem Schweizer Journalisten Armin Kesser überlieferten Anekdote,
die besagt, dass ein junger, unbekannter, Leser an Robert Musil schrieb und ihn um eine persönliche Begegnung
bat. Musil schlug als Treffpunkt einen Seitensaal der Wiener Nationalbibliothek vor. Der Musil-Verehrer schlug
ein Kennzeichen wie etwa ein Buch aus, was zur Folge hatte, dass er den Dichter dann tatsächlich nicht erkannte,
worauf Musil wortlos die Bibliothek verließ.
"Sollten Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren", so Karl Corino abschließend, "jemals
einen Wiedergänger Robert Musils in seiner Heimatstadt begegnen, etwa zu seinem 125. Geburtstag am 6. November
kommenden Jahres – halten Sie sich an die Bilder des Kalenders und memorieren Sie sie, damit sie sich nicht blamieren". |