Von Bierkeuschen und "Weintafernen"...
Villach (stadt) - Villachs Gedächtnis, das Museum in der Widmanngasse mit seinen reichhaltigen
Sammlungen für Geschichte, Archäologie, Kunst und Kultur lässt in seinem soeben erschienenen 41.
Museumsjahrbuch „Neues aus Alt-Villach“ Geschichte und interessante Begebenheiten nach erleben.
Das in vier Abschnitte gegliederte Druckwerk enthält neben neuen Erkenntnissen über die frühe Besiedlung
der Burg Landskron und seiner mittelalterlich-neuzeitlichen Ausbauphasen, auch Hinweise auf das einst in der Draustadt
blühende historische Gewerbe der Glockengießerei. In einer biographischen Skizze und anhand mehrerer
Abbildungen seiner Objekte wird auch an das vielfältige künstlerische Schaffen des heimischen Bildhauers
Hans Rubländer (1880 - 1967) erinnert. Ein origineller Schenkenführer geleitet schließlich durch
Bierkeuschen und „Weintafernen“ – der Begriff leitet sich übrigens vom „Tafernrecht“ ab (seinerzeitige Gasthauskonzession)
– von anno dazumal und vermittelt dabei interessante Einblicke in die reichhaltige Gasthaustradition im ehemaligen
Burgamt Villach.
Burg Landskron
Vor der Errichtung der großen, 2004 fertiggestellten Adler-Arena der Greifvogelwarte wurde im höchstgelegenen
Teil des großen Burgruinen-Areals eine archäologische Untersuchung durchgeführt. Der Landskroner
Berg wurde seit prähistorischer Zeit genutzt, die mittelalterliche Burg wird erstmals 1351 erwähnt, als
Herzog Albrecht II. von Österreich vom Benediktinerkloster Ossiach den Burgberg erwarb. Im 16. Jahrhundert
wurde das Burgschloss großzügig neu gestaltet, 1812 wurde es nach einem Brand zur Ruine.
Villacher Glockengießer
Im Jahr 2003 konnte das Museum eine nicht mehr läutfähige Glocke aus der Pfarrkirche St. Maximilian
in Treffen erwerben. Sie ist 1020 Kilo schwer und trägt aufschlussreiche Inschriften, die erweisen, dass sie
1624 vom Villacher David Polster geschaffen wurde. Gestiftet hat sie der Inhaber der Herrschaft Treffen, Georg
Ludwig Graf zu Schwarzenberg, der letzte Ehemann der legendären Anna Neumann. Es wird überdies eine kurze
Darstellung des Villacher Glockengießer-Gewerbes von 1511 bis zu dessen Ende im Jahr 1852 geboten.
Bildhauer Hans Rubländer
Der in der Perau bei Villach geborene Bildhauer Rubländer hatte seine künstlerischen Wurzeln
hier in Villach, er bildete sich ab 1900 in Wien weiter aus, wo er hierauf bis 1931 als Bildhauer und Lehrer im
gewerblichen Schulwesen wirkte.Nach Villach zurückgekehrt, widmete er sich weiter der Bildhauerei und der
Holzschnitzerei. Hans Rubländer, dessen Schaffen auch anhand der Abbildungen dokumentiert wird, zählt
zu den heute wenig bekannten, dem Kunstgewerbe nahestehenden Meistern.
Gasthaustradition
Die umfangreiche Untersuchung bietet eine Geschichte der Gasthäuser im Westen der Stadt Villach. Diese entstanden
seit dem 16. Jahrhundert in der einst dem Hochstift Bamberg gehörenden „Herrschaft Burgamt“. Die Besitzgeschichte
von 17 Tafernen in Judendorf, St.Martin, Fellach und Heiligengeist wird genau dargestellt. In einigen Fällen
gingen aus bescheidenen Anfängen große und renommierte Betriebe hervor, von denen etwa „Der Wirt“ in
Judendorf auch heute floriert, wogegen zahlreiche andere im Laufe des 20. Jahrhunderts aufgelassen wurden.
„Neues aus Alt-Villach“ – die Beiträge stammen von Kurt Karpf, Claus Vetterling, Dieter Neumann, Hans Kummerer
und Walter Watzenig – steht Interessenten ab sofort zur Verfügung. Das Jahrbuch (200 Seiten, zahlreiche Abbildungen)
kann im Stadtmuseum, Widmanngasse, zum Preis von 10,90 Euro bezogen werden. |