Wachstumsimpuls der Steuerreform 2005 überlagert Wirkungen der schwächeren Weltwirtschaft
und der höheren Ölpreise
Wien (oenb) - Die Oesterreichische Nationalbank erwartet in ihrer Herbstprognose eine Zunahme des
realen Bruttoinlandsprodukts in Österreich im Jahr 2004 von 1,8% und hat damit ihre Prognose leicht angehoben.
Für die Jahre 2005 und 2006 wird ein Wachstum von 2,3% bzw. 2,1% prognostiziert. Der merkliche Wachstumsimpuls
der zweiten Etappe der Steuerreform überlagert die schwächere Dynamik der Weltwirtschaft und die dämpfenden
Wirkungen der höheren Ölpreise, so Direktor Josef Christl. Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex
gemessene Inflation wird, getrieben v. a. durch die höheren Energiepreise, im Jahr 2004 bei 1,9% und in den
Folgejahren bei 2,0% bzw. 1,7% liegen. Das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition steigt in Folge der zweiten
Etappe der Steuerreform von 1,4% im Jahr 2004 auf 2,0 bzw. 1,8% in den Jahren 2005 und 2006.
Österreichische Exporte legen trotz starken Euros kräftig zu
Im ersten Halbjahr 2004 waren die Exporte die Triebfeder des Wachstums. Den österreichischen Exporteuren
gelang es ungeachtet der Euroaufwertung ihre Ausfuhren kräftig zu steigern. Für das zweite Halbjahr
2004 wird auf Grund der guten Auftragslage ebenfalls mit hohen Exportzuwachsraten gerechnet. Nachdem die Weltwirtschaft
im Jahr 2004 das stärkste Wachstum der letzten dreißig Jahre erreicht, dürfte sich die internationale
Wachstumsdynamik (vor allem ausgehend von den USA) im Jahr 2005 leicht abschwächen. Die Exporte bleiben jedoch
bis 2006 mit Zuwachsraten von 7½ bis 8% eine wichtige Konjunkturstütze.
Zweite Etappe der Steuerreform belebt Konsum ab dem Jahr 2005
Im Jahr 2004 wuchs der private Konsum auf Grund der relativ schwachen Zunahme der verfügbaren Einkommen
nur unterdurchschnittlich. Die zweite Etappe der Steuerreform wird jedoch im Jahr 2005 die verfügbaren Haushaltseinkommen
um 1,25 Mrd. EUR stärken; das Finanzausgleichspaket verringert die Entlastung auf knapp 1 Mrd. EUR. Von der
Beschäftigung sind 2005 ebenfalls Impulse zu erwarten. Dämpfend auf die verfügbaren Haushaltseinkommen
wirken die moderaten Lohnabschlüsse und die gestiegenen Energiepreise. Insgesamt wird für 2005 aber sowohl
eine substanzielle Beschleunigung des Konsumwachstums auf 2,1% als auch eine gleichzeitig steigende Sparquote
auf 8,4% des verfügbaren Haushalteseinkommens erwartet. Der Nettowachstumsimpuls der zweiten Etappe der Steuerreform
(abzüglich der Effekte des Finanzausgleichspakets) auf das BIP im Jahr 2005 wird auf 0,2 Prozentpunkte geschätzt.
Beschäftigung steigt merklich, Pensionsreformen und steigende Ausländer- beschäftigung wirken
jedoch spürbarem Rückgang der Arbeitslosigkeit entgegen
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird vor allem durch ein kräftiges Wachstum des Arbeitskräfteangebots
in Folge der starken Zunahme ausländischer Arbeitskräfte und der Pensionsreformen 2000 und 2003 bestimmt.
Der prognostizierte merkliche Beschäftigungsanstieg reicht daher nicht aus, die Arbeitslosigkeit in nennenswertem
Ausmaß zu verringern; die OeNB erwartet für die Jahre 2004 bis 2006 eine Arbeitslosenquote laut Eurostat
von 4,5, 4,5 und 4,4%.
Energiepreise treiben Inflation vorübergehend auf 2%, jedoch keine Zweitrundeneffekte
Die OeNB-Ökonomen erwarten für 2004 eine Inflationsrate von 1,9%, ausschlaggebend dafür
ist in erster Linie der starke Anstieg der Erdölpreise, der durch die Euroaufwertung nur teilweise kompensiert
wird. Auch im Jahr 2005 wird energiepreisbedingt mit 2,0% Inflation gerechnet. Annahmegemäß sinkende
Energiepreise führen erst im Jahr 2006 zu einem Rückgang des Preisauftriebs auf 1,7%. Zweitrundeneffekte
in Form höherer Lohnsteigerungen erwartet die OeNB nicht. Von der Nachfrageseite geht kein Preisdruck aus,
die Produktionslücke schließt sich erst gegen Ende 2006.
Leistungsbilanz ausgeglichen
Das starke Wachstum der Exporte in der ersten Jahreshälfte 2004 hat die Leistungsbilanz deutlich verbessert.
Nach einem Leistungsbilanzdefizit in der Höhe von 0,5% des BIP im Jahr 2003 wird für die Jahre 2004 bis
2006 mit einer nahezu ausgeglichenen Leistungsbilanz gerechnet.
Steuerreform erhöht Budgetdefizit auf 2% im Jahr 2005
Der Budgetsaldo nach Maastricht-Definition wird laut der vorliegenden Prognose im Jahr 2004 1,4% des BIP
betragen. Die zweite Etappe der Steuerreform erhöht in den Jahren 2005 und 2006 trotz der erwarteten Beschleunigung
des Wachstums das gesamtstaatliche Defizit auf 2,0% bzw. 1,8% des BIP. |