Bozen (lpa) - Mit der geschlechtergerechten Verteilung der Finanzmittel, dem so genannten "Gender Budgeting"
befassten sich in dieser Woche Führungskräfte der Landesverwaltung bei einer Fortbildungsveranstaltung
in Bozen. "Gender Budgeting sollte als Instrument für mehr Verteilungsgerechtigkeit und eine bessere
Zielgruppenorientierung eingesetzt werden, damit die Mittel effizient und transparent verteilt werden können",
so die Referentin der Veranstaltung, die Münchener Diplom-Soziologin und Diplom-Ingenieurin Johanna Zebisch.
Um die Gender-Qualifikationen der Führungskräfte in der Landesverwaltung zu stärken, hat der Landesbeirat
für Chancengleichheit gemeinsam mit dem Frauenbüro und dem Landesamt für Personalentwicklung in
diesem Jahr mehrere Fortbildungsveranstaltungen angeboten. Bei der jüngsten, die in dieser Woche im Palais
Widmann in Bozen stattgefunden hat, ging es um die gerechte und gleichberechtigte Verteilung der Finanzmittel,
das so genannte Gender Budgeting.
Ausgehend von der Aussage: "Die öffentlichen Haushalte sind die monetäre Umsetzung von politischen
Beschlüssen und Programmen auf der jeweiligen politischen Ebene. Durch Haushaltsentscheidungen wird aktiv
in Wirtschaft und Gesellschaft eingegriffen. Der Haushalt hat aber nicht ausschließlich dort Auswirkungen,
wo er eingreift, sondern auch da, wo er sich vermeintlich heraushält, nämlich auf das Geschlechterverhältnis",
hinterfragte die Referentin das liberale Postulat des gleichberechtigten Marktzuganges und zeigte geschlechterspezifische
Unterschiede auf.
"Mit Hilfe einer geschlechtergerechten Haushaltssteuerung sei eine aktive Steuerung möglich, die darauf
hinwirkt, benachteiligende Strukturen abzubauen", so die Referentin. Sie brachte neben der geschlechtsspezifischen
auch andere Formen der Ungleichbehandlung ins Spiel - wie Benachteiligungen oder Bevorzugungen aufgrund von Klassen-
oder Schichtzugehörigkeit, von ethnischer Zugehörigkeit oder einer Religionszugehörigkeit, oder
auch der Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe.
Zebisch wies darauf hin, das Gender Budgeting als Gesamtprozess zu verstehen sei, der nicht nur die Einnahmen-
und Ausgabenseite eines öffentlichen Haushaltes betrachte, sondern von seinem Anspruch her auch Analysen zur
Wirkung der Ausgaben mit einbeziehe. So wurden beispielsweise vom bundesdeutschen Familienministerium folgende
Fragen als erkenntnisweisend definiert: "Wie ist die Verteilung von Ausgaben und Einnahmen auf die Geschlechter?",
"Wie wirkt die Haushaltspolitik kurz- und langfristig auf die geschlechtsspezifische Verteilung von Ressourcen?",
"Wie sind die Wirkungen in Bezug auf die bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen und Männern?"
und "Wie beeinflusst Haushaltspolitik die Geschlechterrollen?".
Schließlich gab die Referentin einen Überblick darüber, in welchen Ländern und in welcher
Form Bemühungen um eine gerechte und gleichberechtigte Haushaltsmittelverteilung unternommen werden. |