Bürokratische Umsetzungsregeln drohen bereits erzielte Erleichterungen für KMU wieder
zunichte zu machen
Wien (pwk) - Im Rahmen einer Enquete mit österreichischen EU-Abgeordneten zu Basel II haben
die Wirtschaftskammer Österreich aus Sicht der Unternehmen sowie die Oesterreichische Nationalbank aus Sicht
des Kreditsektors am Donnerstag (02. 12.) in Brüssel dargelegt, welche Vorkehrungen bei der Umsetzung
von Basel II in europäisches Recht noch zu treffen sind. "Die EU-Kommission hat in ihrem Richtlinienvorschlag
zur Umsetzung der Baseler Reform der Eigenkapitalregeln für die Kreditwirtschaft zu wenig Rücksicht genommen
auf die Besonderheiten der europäischen Wirtschafts- und Bankenstruktur", kritisierte Wirtschaftskammer-Präsident
Christoph Leitl, der auch Präsident der Europäischen Wirtschaftskammern EUROCHAMBRES ist. "Beim
weiteren Gesetzgebungsprozesses zwischen Rat und Parlament müssen diese Mängel ausgemerzt werden."
In diesem Zusammenhang dankte Leitl den Europaabgeordneten dafür, dass sie sich bereits in ihren bisherigen
Stellungnahmen zu Basel II für die Anliegen der KMU stark gemacht haben.
Aus Sicht der österreichischen Wirtschaft geht es insbesondere darum, dass die neuen Regeln weder für
die Unternehmen noch die Banken einen zu großen bürokratischen Aufwand auslösen. "Sonst werden
die Verbesserungen, die zugunsten der KMU erreicht wurden, durch die Hintertür wieder zunichte gemacht",
warnte Leitl. "400 Seiten Umsetzungsregeln, wie die Kommission das im Sommer vorgeschlagen hat, können
nicht der richtige Weg sein." Nach einer Studie von PriceWaterhouseCoopers betragen die Umsetzungskosten von
Basel II zwischen 20 und 30 Milliarden Euro.
Dank engagierten Lobbyings - auch in Zusammenarbeit mit europäischen Unternehmensverbänden wie EUROCHAMBRES
und UEAPME und dem Europäischen Parlament - sei es der Wirtschaftskammer Österreich gelungen, dem ursprünglichen
Entwurf zu Basel II die Giftzähne zu ziehen, unterstrich Leitl. So werden Kredite von bis zu einer Million
Euro als Privatkundenkredite eingestuft werden. Für die Banken ist in diesem Fall eine niedrigere Eigenkapitalunterlegung
notwendig als bei "klassischen" Unternehmenskrediten.
Leitl abschließend: "Ungeachtet der bereits erzielten Verbesserungen hat die EU bei Basel II noch Handlungsbedarf.
Ich appelliere an die EU-Abgeordneten, in den weiteren Verhandlungen so lange nicht locker zu lassen, bis die restlichen
Bedenken der KMU ausgeräumt sind. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die neuen Regeln auch für
kleinere und mittlere Banken möglichst kosteneffizient und unbürokratisch anzuwenden sind." |