Mailath-Pokorny, Schicker und Ulli Sima präsentieren einen Masterplan
für den Karlsplatz
Wien (rk) - Als Verkehrsknotenpunkt in Innenstadtnähe war der Karlsplatz seit dem späten
19. Jahrhundert immer wieder Anlass und Ausgangspunkt für stadtplanerische Überlegungen, zu einer umfassenden
Neuordnung zu gelangen. Gleichzeitig gab es immer wieder "subversive" Aktionen, angefangen von der temporären
Ausbreitung des Wiener Naschmarktes, über den Bau des Provisoriums der Wiener Secession bis hin zum Provisorium
der ersten Wiener Kunsthalle ("Container"). Doch bereits der große Stadtplaner Otto Wagner konstatierte,
dass es sich beim Karlsplatz weniger um einen "Platz" als um eine "Gegend" handle.
Der "Kunstplatz Karlsplatz" definiert sich über große Kulturinstitutionen: Kunsthalle Wien
("Project Space"), Künstlerhaus, Wien Museum, Secession, Technische Universität, Musikverein.
Im unmittelbaren Umfeld befinden sich weiters die Generali Foundation, Akademie der Bildenden Künste, Semper
Depot, Konzerthaus, Schönberg Center, Herbert von Karajan Centrum, Evangelische Schule, sowie das Theater
an der Wien. Zugleich bietet der Karlsplatz ein positives Potenzial, das in Zukunft stärker genutzt werden
soll: Zentrumsnähe und vorteilhafte Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel; Grünzone in einem
extrem verkehrsreichen Stadtgebiet; Karlsplatz als attraktiver urbaner Knotenpunkt an dem Menschen gerne verweilen.
Diesen "Kunstplatz Karlsplatz" auch durch Maßnahmen an der Oberfläche sichtbar zu machen war
der Ausgangspunkt für einen Masterplan, der nun vorliegt. "Der Karlsplatz wird damit von einer 'Gegend',
wie Otto Wagner das genannt hat, zu einem urbanen Platz, der seine Kunsteinrichtungen sichtbar und erlebbar macht
und der Kunst selbst auch Platz bietet," sagte dazu Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny Donnerstag
bei der Präsentation.
Für Planungs- und Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker stehen nicht nur die verbesserten Fuß- und Radwegverbindungen
im Vordergrund, auch das umfassende Beleuchtungskonzept "ist ein wichtiger Beitrag zu einer optischen und
funktionellen Aufwertung. Dadurch wird nicht nur ästhetischen Aspekten Rechnung getragen, sondern auch ein
wichtiger Beitrag zur Sicherheit geleistet." Umweltstadträtin Ulli Sima betonte, dass zentrales Element
bei der Neugestaltung des Platzes so nahe der Innenstadt natürlich auch die Grünraumgestaltung sei. "Zum
einen wird durch Lichtung des Unterholzes und der Hecken die Sichtbarkeit deutlich erhöht. Auf der anderen
Seite werden die Grüninseln am Karlsplatz präziser durch künstliche Elemente begrenzt, gärtnerisch
neu gestaltet und teilweise auch versetzt", so Sima.
In einer ressortübergreifenden Gruppe unter Miteinbeziehung der Architekten Rüdiger Lainer und Adolf
Krischanitz, der LandschaftsplanerInnen Anna Detzlhofer und Jakob Fina, der Lichtgestalterin Victoria Coeln, der
Wiener Linien sowie der zuständigen Magistratsabteilungen der Stadt Wien wurde in den vergangenen Monaten
an einem Konzept für den Karlsplatz gearbeitet, das nun vorliegt. Das besprochene Gelände erstreckt sich
von der Secession und Kunsthalle, vorbei am Naschmarkt, über die Technische Universität, Karlskirche,
Wien Museum, gegenüber Musikverein und Künstlerhaus bis hin zum Akademietheater und der Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst.
Vorgesehene Maßnahmen:
* Sichtbarkeit - den Raum befreien: Wiederherstellung von
Sichtbeziehungen zwischen den Kunst- und
Wissenschaftsinstitutionen durch Lichtung des Unterholzes und
der Hecken, ohne Reduktion des vorhandenen Baumbestandes.
Präzisere Begrenzung der bestehenden Grüninseln und Versetzung
von Blumeninseln.
* Durchlässigkeit - neue Wege: Neue Wegeführungen auf den
Karlsplatz, v.a. Überquerung der Zweierlinie (leichtere
Erreichbarkeit aus dem 1. Bezirk und Übersichtlichkeit) sowie
klare Strukturierung der Wege zwischen den einzelnen
Institutionen. Optimierung der Nutzung für RadfahrerInnen und
FußgängerInnen.
* Lichtkonzept: Übergreifendes Lichtkonzept zur stärkeren
Hervorhebung der Einrichtungen sowie zu einer verbesserten
Übersichtlichkeit und Sicherheit am Platz.
* "Inseln": Ausbildung von definierten Platzbereichen. Gestaltung
von Inseln als Vorbereiche der großen Institutionen, z.B.:
Kunst, Events, Gastronomie, Spielplatz. Klare Begrenzung der
Inseln durch künstlerisch gestaltete "Ränder". Schutz vor
Verhüttelung.
* Kunst an der Oberfläche und im Untergrund: Künstlerische Zeichen
durch Elemente setzen, die auf Institutionen verweisen oder den
Platz flankieren. (Beispiele: Westpassage bei Aufgang Secession
unterirdisch; Bereich Dumbastraße zwischen Musikverein und
Künstlerhaus als "Eyecatcher" vom Ring her)
* Neuaufstellung, bzw. Entfernung vorhandener Kunstwerke (derzeit
ca. 45 Einzelwerke am Platz).
* Leitsystem als Erläuterung für Wiener Bevölkerung und Touristen.
* Einzelvorhaben vor Institutionen (Beispiel: Vorbereich Wien
Museum, Platz vor Künstlerhaus, Depotbau Secession, "E-Center").
* Straffen und Komprimieren des Verkehrs. Verbesserung der
FußgängerInnen- Relationen und -Übergänge sowie der
Radwegstruktur.
* U-Bahn-Bau: Durch die Baumaßnahmen des U2 Schienenausbaus der
Wiener Linien werden unterirdische Passagen erweitert und
umgebaut. Beispielsweise wird eine Passage in Richtung Secession
mit einem eigenen Aufgang versehen.
* Mehr Sicherheit am Karlsplatz: Neugestaltung Westpassage,
Polizeistation und bessere Beleuchtung im Resselpark.
* Der derzeit auf Hochtouren laufende Bau des Wiental Kanals ist
ein wesentlicher Beitrag für den Gewässerschutz in Wien. Im
Girardipark entsteht unterirdisch ein mehrgeschossiges
Schachtbauwerk, das neben technischen Einrichtungen rund 800 m2
Platz für das neue "E-Center Karlsplatz" vorsieht. In einem EU-
weit ausgeschriebenen Ideen-Wettbewerb werden innovative
Projekte gesucht, die Environment, Entertainment und Education
daher E-Center - auf gekonnte Art verbinden und damit die
Bedeutung des Wiener Kanalsystems für eine saubere Umwelt
anschaulich machen sollen.
Das vorgeschlagene Konzept basiert auf einer Reihe von Maßnahmen mit unterschiedlicher Eingriffstiefe und
damit unterschiedlichen Aufwands. Die Summe der Maßnahmen würde den Karlsplatz nicht spektakulär,
aber von der Nutzung her entscheidend verändern. Das Projekt Kunstplatz Karlsplatz bildet einen wesentlichen
Eckpfeiler für die regionale und internationale Positionierung Wiens, für die Stadt der Kunst. |