Klagenfurt (landesmuseum) - Das Landesmuseum Kärnten konnte eine sensationelle
Neuerwerbung tätigen. Bei den Wiener Kunstauktionen im Palais Kinsky wurde für die
Josef Ferdinand Fromiller, Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, 1760, Landesmuseum Kärnten |
Fachwelt überraschend ein lange Zeit verschollen geglaubtes Ölgemälde des bekannten Kärntner
Barockmalers Josef Ferdinand Fromiller (1693-1760), Die Heimkehr des verlorenen Sohnes (Erbsenessender Jüngling
mit seinen Eltern), 93 x127 cm, um 1755 aus Kärntner Privatbesitz angeboten und vom Landesmuseum mit großen
finanziellen Anstrengungen angekauft.
Museumsmanager Christian Waltl spricht von ‚einem geglückten Ankauf, der nur durch die sparsame Budgetgebarung
des Landesmuseums in diesem Jahr möglich war’.
Das mittelformatige Bild stellt eine ungewöhnliche Interpretation des wahrscheinlich von niederländischen
Stichen inspirierten Themas im Sinne einer freien Umdeutung der christlichen Ikonographie dar. Der verlorene Sohn
trägt ein etwas zerschlissenes aber sehr zeittypisches Rokokokostüm und einen modischen Dreispitz auf
dem Haupt. Er wird von dem alten Elternpaar empfangen und mit Speis und Trank reich bewirtet. Seine Mutter im Bildvordergrund
zeigt einen melancholischen Gesichtsausdruck und bricht vor Rührung in Tränen aus. Im Gegensatz dazu
blickt der sich seiner Schuld bewusste verlorene Sohn mit einem etwas verlegenen Gesichtsausdruck direkt auf den
Betrachter des Bildes und gibt so der Komposition eine dynamische Dramatik. Wie in Genrebildern üblich, dominieren
stilllebenhafte Elemente den Bildvordergrund. Besonders reizend ist die Darstellung der Krüge, des Weinglases
und der beiden Katzen. Das Gemälde, das weder datiert noch signiert ist, kann durch die im Klebeband des Kärntner
Landesarchivs enthaltene Sepia-Pinsel-Vorzeichnung (Nr. 326) zweifelsfrei Fromiller zugeschrieben werden.
Der ständisch-landschaftliche Maler Josef Ferdinand Fromiller gilt zu Recht als der bedeutendste Künstler
des Spätbarocks in Kärnten. Sein Hauptwerk in Klagenfurt ist sicherlich der um 1740 entstandene Große
Wappensaal im Landhaus. Bei Fromiller überwiegen in seinem Gesamtwerk vor allem die Fresken und sakralen Themen:
siehe etwa die monumentalen Fresken in Stift Ossiach oder in der Klagenfurter Burgkapelle. Das Land Kärnten
besitzt zwar etliche Zeichnungen und Ölgemälde vor allem aus den frühen Schaffensperioden Fromillers,
aber fast keine repräsentativen Arbeiten aus dem Spätwerk. In dieser Hinsicht stellt die Neuerwerbung
eines solchen allegorischen Familienporträts des verlorenen Sohnes sicherlich eine wertvolle Bereicherung
des Sammlungsbestandes dar, weil diese späten Arbeiten heute zu den künstlerisch besten Leistungen innerhalb
der Genre- und Stilllebenmalerei Österreichs zählen und nur sehr selten im öffentlichen Besitz erhalten
geblieben sind. |