Innsbruck (rms) - Mehr als "olympisch" war die Stadtteilversammlung im Olmypischen Dorf: Nicht
nur "ums dabei sein" ging es den über 300 Bewohnern/innen in der vollbesetzten Aula der Hauptschule
Olympisches Dorf - in einer fast vierstündigen Diskussionsrunde wurden Probleme und Anliegen vom Verkehr bis
zur Sicherheit auf den Punkt gebracht.
"Wir sind gekommen, weil wir ihre Anliegen ernst nehmen." Mit diesem Angebot eröffnete Bürgermeisterin
Hilde Zach am Dienstag (30. 11.) Abend die 14. und letzte Bürgerversammlung im Jahr 2004. Verkehr, Umweltbelastungen,
Sicherheit, Wohn-/Mietkosten und Ausländer waren der rote Faden des Bürgerforums. Sachlich die Antworten
der Bürgermeisterin ("ich bin eine Anhängerin des O-Dorfs") und ihres Expertenteams (MAD Dr.
Christoph Platzgummer, Stadtplanerin DI Erika Schmeissner-Schmid, Dr. Manfred Jäger (Verkehrsamt, DI Dr. Walter
Zimmeter (Tiefbau), DI Martin Baltes (IVB), DI Karl Leber (Verkehrsplanung), Ing. Helmut Rofner (IIG) und Dr. Koch
(IKB). Diplomatisch die Regie, wenn es "emotional" wurde.
Verkehr, Verkehrsbelastung und ein Parkplatz-Minus liegen innsbruckweit weit im "Problem-Ranking" ganz
vorne. Im rund 9000 Einwohner zählenden Stadtteil, entstanden und gewachsen im Zuge der beiden Olympischen
Spiele, wird im speziellen die Schützenstraße als "Durchzugsstraße zu den Shopping-Zentren
in Neu-Rum gesehen: Trotz Tempolimit wird zu schnell gefahren und trotz 3,5 Tonnen Beschränkung fahren die
LKW. Verstärkte Kontrollen und ein mobiles Radargerät (vor allem in der Pontlatzerstraße) sollen
eine Besserung bringen. Das LKW- Fahrverbot ist wegen der Ausnahme "Anrainerverkehr gestattet" nur schwer
zu kontrollieren.
Mit der Entschärfung des Kreuzungsbereiches unter der Hochbrücke entlang der Haller-Straße (Einbiegen
in das O-Dorf) befasst sich die Verkehrsplanung schon seit einiger Zeit - eine Kreisverkehrsvariante würde
nach mehreren Studien der Verkehrsplaner jedenfalls die Verkehrsleistungsfähigkeit nicht steigern, die Untersuchungen
befassen sich nunmehr mit verkehrsorganisatorischen Lösungen.
Ins Auge fassen will man auch den Vorschlag, den Radweg entlang der Hallerstraße im Bereich der Eisenbahnunterführung
durch eine "New-Jersey-Wand" (Fahrbahnteiler) von der Fahrbahn besser abzugrenzen und damit sicherer
zu machen.
"Grundsätzlich wird es der Öffentliche Verkehr sein, der für Innsbruck eine Verbesserung der
Verkehrssituation bringt", empfiehlt Innsbrucks Bürgermeisterin den ÖPNV. Mit der Umsetzung des
Straßenbahn-/(Regionalbahnkonzeptes wird auch im O-Dorf das Zeitalter der Straßenbahnschiene beginnen.
"Beibehalten wird die Bus-Linie "T". Die Buslinie "O" aber wird durch eine moderne Straßenbahn
mit Blockumfahrung ersetzt", so IVB-Direktor DI Martin Baltes: "Auf alle Fälle werden dann alle
Bewohner im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung detailliert über Fahrzeuge, Erschütterungen
und Lärm informiert werden!"
Zu schaffen macht dem O-Dorf eine starke Geruchsbelästigung: "Wir können oft das Fenster nicht mehr
öffnen!" Südlich, jenseits des Inn, im Gewerbegebiet der Rossau werden die Ursachen geortet: "Von
den Schotter- und Teeranlagen, fallweise auch von der Kläranlage kommen die starken Geruchs- und Staubbbelastungen."
Kurzfristige Abhilfe sichert Magistratsdirektor Dr.Christoph Platzgummer zu: " Wir werden überprüfen,
ob die Betriebe alle Auflagen der Betriebsanlagengenehmigung auch erfüllen!"
Sensibler und kurzfristig kaum zu lösen ist das Problem Sicherheit und Ausländer. Jugendliche, die die
Bänke verschmutzen, Ausländer, die nicht integriert sind, sorgen für gewisse Verunsicherungen. "Eine
ernsthafte Frage, der wir uns zu stellen haben"; so Innsbrucks Bürgermeisterin. "Es geht darum,
ob wir auch in Zukunft bestimmte Menschen haben wollen, die unter bestimmten Voraussetzungen bei uns bleiben und
mit ihrer Arbeit einen Beitrag in und für unsere Gesellschaft leisten!"
Fragen im Zusammenhang mit dem Wohnbereich waren vor allem für die O-Dörfler der "Stunde Null"
ein Thema ("Wir wohnen seit 40 Jahren hier und das gerne"). Zu hohe Betriebkosten (mit einer großen
Schwankungsbreite), nur schwer überschaubare Abrechnungen (Rücklagenbildungen), Unklarheit, wohin die
Einnahmen für das Ausstellen der Handymasten auf den Hausdächern verbucht werden, aber auch eine verstärkte
Taubenplage waren unter anderem die Anliegen im Wohnbereich. "Unser Haus zahlt über 14.000 Euro mehr
Wasserkosten innerhalb von zwei Jahren. Die Heizkosten sind enorm angestiegen", verweist ein Hausbewohner
in der Schützenstraße (mit 80 Parteien) auf "eklatante Unterschiede". Mit den Anliegen wird
sich die IIG befassen. Die besondere rechtliche Konstruktion eines Hauses in der Kajethan Sweth-Straße (Mischung
von Miet- und Eigentumswohnungen) und der daraus sich ergebende Abrechnungsschlüssel für Betriebs- und
Sanierungs-/Instandhaltungskosten wird in einer eigenen Hausversammlung behandelt werden.
"Ich würde gerne meine Vierzimmer-Wohnung tauschen und in eine kleinere Wohnung ziehen. Da ist aber die
Miete dann höher." Der "Wohnungstausch" ohne Mietverteuerung wurde bereits aufgegriffen. "Änderungen
beim Wohnungstausch sind notwendig. Wir sind auch dabei, eine Neuregelung zu finden", stimmt Bgm. Hilde Zach
zu. Nicht in der Kompetenz der Stadt liegt die Anregung, die Betriebskosten in die Mietzinsbeihilfe einzubeziehen
- "das ist Landesache", so Bgm. Hilde Zach: "Ich werde aber diese sinnvollen Anregungen neuerlich
beim Land deponieren!"
Für das sich abzeichnenden Manko in der Nahversorgung konnte Bgm. Hilde Zach "Entwarnung" geben:
" Wenn das neue Stadtteilzentrum Ende nächsten Jahres fertig ist, wird hier ein großer M-Preis
eröffnet, der sicher alle Bedürfnisse abdecken kann."
Nach knapp 240 Minuten Intensiv-Diksussion wurde ein Impuls für Freizeit, Erholung und die ganze Familie gesetzt.
"In der Sportstadt Innsbruck solle es möglich sein, ein umfassendes günstiges Großraumticket
für Lifte, Seilbahnen und Bäder ähnlich der Oberinntaler Regio-Card als Ganzjahresangebot anzubieten!"
Ein Wunsch, der in nächster Zeit bereits Realität sein könnte. "Vizebgm. Dr. Bielowski und
StRin Mag. Oppitz-Plörer sind im Bereich ihrer politischen Referate dabei, ein entsprechendes günstiges
Produkt zu entwickeln, damit junge Menschen und Familien mit ihren Kindern nicht vom Freizeit- und Erholungsangebot
ausgegrenzt sind", spricht sich Innsbrucks Bürgermeisterin für eine familienfreundliche Stadt aus. |