3. bis 12. Dezember 2004, Metro Kino
Wien (filmarchiv) - Korrekt und dezent, elegant und galant, tadellos und zugeknöpft, seit seinen
Rollen als jugendlicher Liebhaber von vornehmer Lebensart schien das Star-Image von Karlheinz Böhm im deutschsprachigen
Film festgelegt. Seine bisweilen bis zur Selbstverleugnung kontrolliert agierenden, manchmal astral anmutenden
Figuren waren vor allem geprägt von extremer (Selbst-) Disziplin. Und dann: PEEPING TOM, Böhm in der
Titelrolle eines notorischen Voyeurs, ein Film, der Jahre nach seiner heftig kritisierten Premiere Kultstatus erlangte.
Französische, italienische und amerikanische Produzenten wurden auf ihn aufmerksam. Spätestens seit
seinen Arbeiten für Rainer Werner Fassbinder avancierte Böhm auch zu einer Ikone des Arthouse-Kinos und
demonstrierte eindrucksvoll das Spektrum seines schauspielerischen Könnens. Das Filmarchiv Austria widmet
dem heute als Initiator von MENSCHEN FÜR MENSCHEN engagierten Künstler eine erste Personale im deutschsprachigen
Raum. Kuratiert wird die Retrospektive von Thomas Ballhausen und Günter Krenn.
Die repräsentative Filmreihe zeigt frühe Beispiele wie ALRAUNE (1952), in dem Böhm neben Hildegard
Knef und Erich von Stroheim agiert. Seine erfolgreichste Zeit erlebt er in den Fünfziger Jahre in Filmen wie
DUNJA (1955), der SISSI-Trilogie (1955-1957) oder DAS DREIMÄDERLHAUS (1958). PEEPING TOM bedeutet 1959 eine
vom Publikum lange als verstörend empfundene Zäsur. Es dauert bis zum Jahre 1979, als Martin Scorsese
auf dem Filmfestival von New York die vielbeachtete Wiederentdeckung des Streifens ermöglicht. Nach seinem
Auftreten in Hollywoodfilmen wie THE WONDERFUL WORLD OF THE BROTHERS GRIMM (1962) ist es vor allem seine Zusammenarbeit
mit Rainer Werner Fassbinder, mit der sich Böhm neue Publikumsschichten erschließt. Der offenkundige
Stilbruch, den Karlheinz Böhm in den Fassbinderfilmen begeht, besteht dabei nicht darin, dass die Charaktere
zwielichtig angelegt und vor allem ihre Abgründe beleuchtet werden. Ein Teil seiner unheimlichen Wirkung in
MARTHA (1973), FAUSTRECHT DER FREIHEIT (1974) oder FONTANE EFFI BRIEST (1975) beruht auf der Tatsache, dass Böhm
die von ihm gespielten Figuren mit den selben gentlemanartigen Attributen ausstattet, die bereits seinen Rollen
aus den 1950er Jahren anhaftet.
Charity-Aktion zur Personale Karlheinz Böhm
Filmretrospektive
Von jeder verkauften Eintrittskarte der Personale Karlheinz Böhm fließen € 1,50 direkt an die Äthiopienhilfe
von Menschen für Menschen.
Eintrittspreis: € 7,-/€ 5,- Für Mitglieder des Filmarchiv Austria und Club Ö1 |