Pröll: Ein wichtiger Wegbereiter und wertvoller Wegbegleiter
St. Pölten (nlk) - Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll überreichte am Dienstag (30. 11.)
im NÖ Landhaus in St. Pölten an den ehemaligen Botschafter der Tschechischen Republik in Österreich,
Dr. Jiri Grusa, das „Silberne Komturkreuz mit dem Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland
Niederösterreich“
„Wir freuen uns, heute hier bei uns einen Mann von Welt begrüßen zu können, dessen Weg vom Feindbild
eines totalitären Systems zum Vorbild für eine ganze Nation führte und der sich stets mit dem Instrument
des Wortes und nie mit dem der Gewalt für den Dialog und den Ausgleich bemüht hat“, meinte Pröll.
Die Verleihung eines der höchsten Ehrenzeichen des Bundeslands Niederösterreich an Jiri Grusa erfolge
deshalb, weil dieser „seinen kreativen Kopf und seinen wachen Geist“ stets auch in den Dienst des Bundeslandes
Niederösterreich gestellt habe. Grusa habe einen enormen Beitrag geleistet, das lange Zeit „gespannte Verhältnis
zweier Nachbarn in ein entspanntes“ umzuwandeln. Durch Jiri Grusa seien in den Köpfen der Menschen „viele
Eiserne Vorhänge gefallen“ und nicht mehr neu errichtet worden. Grusa sei ein „wichtiger, guter Wegbereiter
und ein wertvoller, sensibler Wegbegleiter“ auf dem Weg in die Zukunft geworden, sagte Pröll.
Grusa bedankte sich für die ihm verliehene Auszeichnung des Bundeslandes Niederösterreich. Es sei gut,
dass die Spannungen zwischen den Nachbarländern „jetzt endlich überwunden“ werden konnten. Er habe dies
auch immer als seine „persönliche Aufgabe“ gesehen.
Jiri Grusa wurde am 10. November 1938 im böhmischen Pardubice (Pardubitz) geboren, studierte an der Karlsuniversität
Prag Geschichte und Philosophie und gehörte zu den Dissidenten um den späteren Staatspräsidenten
Vaclac Havel. Ab Mitte der sechziger Jahre war er als Redakteur bei diversen Zeitschriften, als freier Mitarbeiter
beim Theater sowie als Texter und in Baufirmen tätig. Als einer der Mitunterzeichner der „Charta 77“ und als
Autor des Romass „Dotzanik“ (Der 16. Fragebogen) wurde er 1978 für einige Monate lang inhaftiert. Während
seiner Rückreise von einem Aufenthalt in den USA wurde er Anfang der achtziger Jahre von der CSSR ausgebürgert.
Dem folgte ein Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland und 1983 der Erwerb der Deutschen Staatsbürgerschaft.
Von 1983 bis 1989 war Grusa in Deutschland als freier Schriftsteller tätig, dann kehrte er wieder nach Prag
zurück. Von 1990 bis 1992 war er Botschafter der Tschechoslowakei, 1993 Botschafter der Tschechischen Republik
in der BRD. 1997 war Grusa Minister für Schulwesen, Jugend und Sport in der Tschechischen Republik. Von 1998
bis zum Frühjahr 2004 war er schließlich als Botschafter seiner Heimat in Wien tätig, Ende 2003
wählte ihn die internationale Schriftstellervereinigung PEN-Club auf Vorschlag Österreichs zu deren Präsidenten. |